VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 34

1. Pamphle
ts Offprints
chtung.
Shakespeares: für uns gehören
Gehalte nach, soweit dieser vom
siert worden ist, eben doch nur
nd wer wird heute selbst in den
de die Schweizer des 13. oder 14.
vollen, wer in den Niederländern
der gerade der zweiten Hälfte des
„Wallensteins Lager“ fühlen wir
uch des Dreißigjährigen Krieges.
ie soziale Psyche dieser schweren
ker den sozialpsychischen Charakter
Leben erweckt hat, so erklärt sich
daraus, daß er die Sprache der
als sonst üblich der Sprache des
hat. Denn worin konzentriert
en Seelenlebens eindringlicher und
i der Sprache? Die Kunst, die
zu beherrschen, muß heute als
üinstlerische Wiedergabe betrachtet
kum der elementarsten Forderung
essionismus, wenn „de Waber“
Dialekt in all seinen Besonder¬
das greifbare Leben gleichsam der
hen Gesellschaft darstellt und die
i ihren größten und weitesten Er¬
als gleichgültig nebeneinander be¬
großen, zu einer bestimmten Zeit
auch internationalen Körpers be¬
ern vielmehr als die Gesellschaften
poneinander abweichender Zeitalter,
zlich neue Aufgaben und Grund¬
Drama? Muß dann nicht das
schichtlichen Begebenheit, das der
rch als historisch charakterisiert zu
us unserer Lernzeit her bekannt
—.——
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Dichtung.
ist, wie seine Personen diesem oder jenem Jahrhundert an¬
gehören: — muß es nicht dadurch erst wirklich recht historisch
unterbaut werden, daß sein gesellschaftliches Milien vornehmlich
auch durch die Sprache deutlich dahin charakterisiert wird, daß
es einer bestimmten Vergangenheit angehöre? Und ergiebt sich
nicht weiterhin aus diesem Zusammenhang noch ein ganz anderes
historisches Drama, als das bisher gepflegte, nämlich das sozial¬
psychische oder das Drama des historischen Zustandes, wie man
sich früher ausgedrückt haben würde: ein Drama, das uns
die Leiden, Schicksale, Katastrophen der gesellschaftlichen Schichten,
der Volksseele von ehedem in der Sprache von ehedem als dem
einzig und allein charakteristischen sozialpsychischen Gewande
zeigt? — Anfänge eines solchen Dramas, die sich an Schillers,
an Grabbes Namen knüpfen, hat Hauptmann in seinem „Florian
Geyer“ zu einer der Absicht des Dichters nach klaren, neuen
Art des dramatischen Kunstwerks aufzubauen versucht.
„Florian Geyer“, benannt nach einem der Hauptführer
des Bauernkrieges von 1525, führt in die Reformationszeit.
Es ist, im weitesten genommen, das Wagnis, die deutsche
Volksseele dieser Zeit auf der Bühne aufleben zu lassen. Und
dies Ziel wird zunächst durch Behandlung der Sprache erstrebt.
Alle Personen reden, unter den für das Verständnis der Gegen¬
wart unerläßlichen Einschränkungen, die Sprache des 16. Jahr¬
hunderts, und zwar ebenso dem Wortschatz wie dem Satzbau
nach. Aber noch über die Sprache hinaus wird der kultur¬
geschichtliche Seelenzustand des 16. Jahrhunderts in jedem Sinne
aufgesucht: die nach unserem begrifflich viel nüancierteren und
sittlich viel zersetzteren Empfinden rohe und gewaltthätige
Seele des 16. Jahrhunderts tritt auch in Haltung und Hand¬
lungsweise der Personen ständig in Erscheinung. Und erst inner¬
halb dieses großen zeitpsychischen Diapasons bildet sich die be¬
sondere dramatische Handlung.
Diese Handlung aber ist dann wiederum und noch einmal im
engeren Sinne sozialpsychisch, denn der Held derselben ist eine
Klasse des Volkes, sind die Bauern: ihr unglücklicher Aufstand
gegen die weltlichen und geistlichen Grundherren, gegen Adel und



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