VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 46


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1. Pamphlets „fbrints
Dichtung.
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wendung von Musik, einführte. Unter den späteren Märchen¬
dramen aber wären vor allem wohl Sudermanns „Drei Reiher¬
federn“ zu erwähnen, eine in hurtigen Versen dramatisierte,
im Grunde aber epische Geschichte von einem Prinzen, der
vergebens nach einem Ideale sucht, dessen Besitz ihm schon in
seinem Weibe geschenkt ist, und darüber dies Ideal verliert.
4. Aber auch mit dem Märchen= und Traumdrama waren die
Versuche, auf mittelbarem Wege gleichsam zum psychologischen
Drama zu gelangen, noch keineswegs abgeschlossen. Worin die
eigentliche Schwierigkeit lag, direkt vorwärts zu dringen, in¬
wiefern namentlich die Konkurrenz von hochstehender Psychologie
und klarer, auf sicherer Weltanschauung begründeter Schicksals¬
idee erst ein wirklich einheitliches Drama der Gegenwart erzeugen
kann, und inwieweit bei diesem notwendigen Zusammenwirken
der Faktor der Schicksalsidee bisher noch versagte, davon wird
erst später eingehend die Rede sein können.
Sicher ist, daß man sich um die Mitte der neunziger
Jahre in Deutschland einstweilen mit einem schwachen Ersatz¬
mittel der Weltanschauung behalf, der Stimmung — jener
persönlichen Stimmung des Dichters, die wir, wie bereits
öfter betont, schon in der Lyrik und in der Kunsterzählung
wie nicht minder auf dem Gebiete der bildenden Künste als
erstes Übergangsmoment zu idealisierender Kunstübung kennen
gelernt haben. Es trat also ein, was man wohl die lyrische
Erweichung des Dramas genannt hat: eine schon vertiefte
Psychologie zunächst des eigenen Ichs führte zur Verknüpfung
der objektiven psychologischen Erfahrungen mit subjektiven
Momenten der Stimmung.
Erste Spuren dieser Entwicklung lassen sich nun bereits
früh wahrnehmen; entsprechend dem stärkeren psychologischen
Gehalt des Dramas schon in den Formen des physiologischen
Impressionismus wurden sie bereits bei dessen fortgeschrittensten
Vertretern bemerkbar. So hat Hirschfeld bereits seit mindestens
Mitte der neunziger Jahre elegische Momente und Charaktere,

Dichtu
deren Umrisse gleichsam duftig kon
in gewissen Gemälden der Kunst de
zeichnet Schnitzler in seinen früh
endlich geht Ernst Rosmer, eine Di
an zerflatternde und stimmungsv,
des Dramas „Dämmerung“ von
ist. Gleichzeitig aber mit ihr, ja
sich Sputen lyrischer Erweichung
Hartlebens, des heimlich sentiment
so in der „Angsle“ von 1891
1893 u. a. m.
Als dann neben dem natural
und Traumdichtung mit all ihr¬
erblühte, da lag es in der Nat
daß zugleich der dramatische Ly¬
wirken immer auf die langsam
risierte Empfindung. Der Zus
darin, daß diese Dramen wieder
Vers begünstigen; unmittelbar zu
„Versunkener Glocke“.
Zum besonderen Kunstwerk
Erweichung dann durch die nam
menten nachgehende Gruppe um
vor allem durch Hofmannsthal s
ihm haben wir die Dramen „C
Tizians“ (1892), „Der Thor un
Hochzeit der Sobeide“ (1899) un
In kleinen Scenen finden wir hi
dieser Gruppe und vor allem H
die Verse schmeicheln sich wie Mu
werden Töne hoher elegischer Weich
Ergebnis des Anhörens mehrerer y
die Eintönigkeit, wenn auch die E
Kann es gelingen, das D
Dichtungsformen, mit persönlichen
durchtränken, daß wir jeden Augen
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