VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 56

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Dichtung.
blick, als wollte er das fernste Ziel, die Herrschaft eines idea¬
des und be¬
listischen, von einer bestimmten Weltanschauung regierten Dramas
rt.
auf einmal erreichen. Damals erschienen von ihm unter dem
nit der
gemeinsamen Titel „Morituri“ drei Einakter: ein geschichtliches
er nicht
Stück, „Teja“, in der gehaltvollen Prosa des älteren Historien¬
onflikt
stils, ein Stück aus der Gegenwart, „Fritzchen“, unter vollendeter
darin
Anwendung des Impressionismus, und ein Märchenspiel, „Das
Ewig=Männliche“, in prächtig bunten, oft prickelnden Versen:
Arbeiten also recht verschiedener äußerer Formgebung. Aber sie
trafen sich in derselben Idee. In allen drei Fällen handelt es
sich ums Sterbenmussen, um das Fatum des Todes, das alle
gleichmäßig antritt und doch so ungleichartig, indem es den
besonderen Umständen der Lebensführung auch einen besonderen
Charakter entnimmt. Aber hat nun der Dichter diese Idee
irgendwie vertieft? Hat er einen augenscheinlichen inneren
Zusammenhang zwischen den drei abweichenden Arten des
tödlichen Geschickes in den drei Stücken hergestellt? Läßt sich
dem dreigeteilten Ganzen etwa gar eine völlig klare, sie ver¬
bindende höhere Auffassung, der Kern einer Weltanschauung
entnehmen? Schwerlich. Es scheint ein mißlungener Versuch
zu sein; es ist eine nur äußerliche Zusammenfassung.
Dagegen ist vom „Glück im Winkel“ an, das auch im
Jahre 1896 erschien, kein Zweifel mehr darüber, daß sich
Sudermann wenigstens immer mehr der Charakterschilderung
zuwendet, und zwar in zunehmend stärkerer Intensivierung
gegenüber dem, was unsere dramatische Kunst vor der Zeit
des Impressionismus leistete. Schon die Hauptpersonen des
„Glücks im Winkel“ erbringen den Beweis, noch mehr der
Titelheld und die drei Personen der Herodesfamilie im
„Johannes". Freilich ist dabei die Sprache wenigstens im
„Johannes“ noch unbeholfen; und oft sind Dutzende gegen¬
seitiger Beziehungen der Handelnden in so wenige Worte
hineingeklügelt, daß es überaus schwer, wenn nicht unmöglich
wird, allen Absichten des Dichters in der kurzen Frist zu
dem
folgen, die während des Verlaufes der Handlung auf der
Bühne gegeben ist. Das Zusammendrängen und Verwickeln,
Augen¬