VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 59

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Panphlets offbrints
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Dichtung.
lich. Der andere dagegen ist weich, und darum unterliegt er.
in dem Hotel eines schlesischen
Die einzelnen Phasen dieses langsamen Unterliegens schildert
tmütiger, gerader, aber nicht
das Stück. Nicht als ob in dessen Verlauf eine Anderung des
lt mehrfach Unglück gehabt
Charakters Henschels erfolgte. Der tiefere Grund seines Wesens
n verlieren. Diese erschließt,
bleibt. Schon im ersten Akt ist er ein sorgloser und doch wieder
finen Zügen gutmütigen Ent¬
in delikaten Fragen übergewissenhafter, etwas hypochondrisch
nüber der Dienstmagd Hanne
angelegter Mann, der schon nach kleinen Schicksalsschlägen ge¬
chtig läßt sie sich von Henschel
legentlich an den Strick denkt. Aber was sich ändert, das ist
Tode Hanne nicht heiraten
die Konstellation der Grundeigenschaften seines Wesens; lang¬
echen, ohne ihm großen Wert
sam verschwinden die frohen, lebenspendenden, und die verhäng¬
erster Akt). Die Frau stirbt.
nisvollen, verderblichen treten hervor. Es ist, wie wenn der
den des Hotelwirts, Hanne
Himmel sich überzieht, erst leise, dann drohend, um sich schlie߬
on deren hartem, ja grund¬
lich im Blitzschlag zu entladen. Und diesen Prozeß hat der
lichkeit der Beobachtung keine
Dichter mit aller Kunst dramatisch=impressionistischer Schilderung
hne, nun Frau Henschel, ist
vorgeführt. Dabei ist doch andrerseits die Schilderung des
us der ersten Ehe, das sie zu
Zuständlichen, des Milieus der Fuhrmannswohnung, des Hotel¬
det unter der Ehe; in seiner
lebens, des Kneipwirtsdaseins und der Gaststube völlig fest¬
ken in sein Heim bringen zu
gehalten, und weitere Blicke fallen darüber hinaus auch auf das
lind seiner Frau, dessen Dasein
handwerkliche Dasein eines kleinen Badeortes. Psychologisches
hlten hatte, dieser ohne ihr
und Zustandsdrama zugleich, so könnte man „Fuhrmann
i der Frau ist der entgegen¬
Henschel“ nennen.
Andere Leute kennen die
).
Wird diese Verbindung bei Hauptmann fortdauern? Wird
öffentlichem Orte, im Wirts¬
sie dem rein psychologischen Drama weichen?
Frau unterrichtet, nachdem er
Das neueste Drama Hauptmanns, „Michael Kramer“ (1900),
rückhaltung früherer Freunde
erteilt hierauf einstweilen allein die Antwort. Sein Inhalt
unter der Wahnvorstellung,
ist mit zwei Worten erzählt: ein Maler, Lehrer an der Kunst¬
ruches des Versprechens an
schule einer Provinzialhauptstadt — deutlich ist im Stück
sind giebt sich selbst den Tod
Breslau gekennzeichnet —, hat einen ungeratenen Sohn, und
dieser geht zu Grunde. Was das Stück uns giebt, ist zunächst
Blick, daß es sich hier nicht
die Schilderung gewisser Milieus: der Familie wie der
h herkömmlichen Katastrophen
Schülerschaft des Malers, letzteres vergegenwärtigt durch seine
ng eines labilen Gleichgewichts
Tochter und einen begeisterten männlichen Schüler von außer¬
ern das längere Nebeneinander
halb, der mit seiner Frau zugleich das allgemeine Milien
das Unglück. Charakteristisch
modernen Malerelends repräsentiert, endlich des Kneipmilieus,
fick wohl die Einheit des Ortes
in dem der Sohn verkehrt. Aber alle diese Milieus sind doch
ie der Zeit. Dabei ist einer
nur Mittel zu einem einzigen Zweck: zur Kontrastierung von
im ganzen darum unveränder¬