VI, Allgemeine Besprechungen 1, 1-14, Lamprecht Deutsche Geschichte Ergänzungsband, Seite 61

Pamphlets offprints
Dichtung.
dese Kontrastierung ist nun auf der
ng des Sohnes vom Vater her mit
t. Was wir vor uns haben, ist ein
sichen in genügender Anzahl vor¬
zu einem exakten psychologischen
werden wird. Nichts ist hierfür
daß diese Neigung sich auch, ja vor
sten Dramatikern Österreichs wahr¬
zunächst erwähnt werden: Hermann
perl“ (1897) ganz augenscheinlich
r Kunst eingelenkt ist, und Rudolf
„Ritter, Tod und Teufel“ schon
eines psychologisch tief fundamen¬
Schließlich aber taucht in diesem
der Name Schnitzlers auf. Schnitzler
dem Schauspiel „Liebelei“ dem In¬
1 Welt der Wiener Lebemänner be¬
gehört; doch ist die impressionistische
hon mehr als sonst in gleichzeitigen
schen Gesetzen unterworfen. Einen
stegeln des früheren Impressionismus
rkere dramatische Wirkungen hat
hauspiel „Freiwild“ (1896) gethan.
mehr in rein psychologische Bahnen
den drei Einaktern „Die Gefährtin“.
rüne Kakadu“ (3. Aufl. 1900, von
„Die Gefährtin“ das seelisch am
„Der grüne Kakadu“ mit Recht die
trägt und „Paracelsus“ noch halb
t. Was aber vielleicht als noch charak¬
hme Österreichs erscheint, das ist die
h wie im Reiche auch Dichter zweiten
smus einlenken. Freilich: liegt da
rflachung nahe? Und ist denn mit
Psychologie auch bei den führenden

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Dichtung.
Dichtern nun wirklich der Zugang zum großen Drama schon
vollends gesichert?
6. Unsere Darstellung der dramatischen Entwicklung ist,
je mehr sie sich der unmittelbarsten Gegenwart näherte, um so
mehr auch in den Punkten, die als charakteristisch heraus¬
gegriffen wurden, eingehend gestaltet worden — eingehender
als früher die Schilderung der Entwicklung der Lyrik und der
Kunsterzählung. Denn nur so konnte dem Leser schlagend das
vielfach Unklare und Zweifelhafte der heutigen Lage gerade
auf dem Gebiete des Dramas zur Anschauung gebracht werden.
Ist denn schließlich bisher etwas erreicht worden, das längere
Lebensdauer verspräche? Das Drama des physiologischen Im¬
pressionismus, soweit dieser überhaupt rein auftrat, hat ver¬
sagt. Eine Mischung physiologisch= und psychologisch=impressio¬
nistischer Elemente hat es allerdings zu größeren Erfolgen ge¬
bracht. Die primitive Idealisierung des dramatischen Im¬
pressionismus im Märchen= und Traum= wie auch im
Stimmungsdrama aber ist wiederum bald an rascher Erschöpfung
der möglichen Vorwürfe und an der Unvereinbarkeit innerer
Gegensätze zu Grunde gegangen. Als lebenskräftiger und aus¬
sichtsreicher erwies sich somit im allgemeinen nur der reine
Psychologismus einer gemäßigt impressionistischen Kunst. Aber
ist denn selbst auf diesem Boden bisher schon wahrhaft Großes
gediehen?
Das Drama lebt nicht von möglichst naturalistischer
**
Wiedergabe des Geschehens allein: sonst wäre es nichts als
eine besonders verlebendigte Erzählung. Nun ist ja das Drama
allerdings aus der Erzählung entstanden. Ist es aber eine
solche geblieben, und soll es noch heute eine solche sein? Keines¬
wegs: in den Höhepunkten seiner Entwicklung ward es viel¬
mehr und wird es immer wieder zum Verkünder von Welt¬
anschauungen. Die Handlung wird geschürzt; das ist nicht
möglich ohne Auswahl des Bedeutenden in ihr: und was