VI, Allgemeine Besprechungen 1, Hans Landsberg, Seite 3

PamOffbrin
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ei der Charakteristik eines Dichters fängt man ja
— wohl mit Abstammung und Milieu an. Man
zählt die Eigenschaften der engeren Familie auf und
auch wohl die des Stammes und der Nation, spürt
den Zeiteinflüssen nach und nicht zuletzt der herrschenden
literarischen Strömung. Schließlich kommt auch der
Doet und seine Schriften in Betracht.
Diese literarhistorische Methode beruht doch wohl
auf einem erklecklichen Irrtum. Sie hat Eigenwert nur
für den Selbstbeschauer seines Lebens, für den Auto¬
biographen. Wer sein Leben erzähit, ja ##er überhaupt
einmal über seine Eigenschaften und d: bewegenden
Kräfte einer allmählichen Umgestaltung es Charakters
nachgedacht hat, der mag fühlen, wie das Wesen des
Daters in ihm eine seltsame Wiedergeburt feiert, wie
gewisse Stammeseigenschaften der aufstrebenden Natur
zu Hilfe kamen oder hinderlich waren, wie endlich der
Jeischarakter und das besondere Milien in ihm Er¬
kenntnisse wachriefen, Enttäuschungen schafften, Ab¬
neigungen und Sympathieen begründeten. Aber je
persönlicher ein Mensch geartet ist, um so weniger ist
ein Fremder — und der Nächste ist hier oft der
Fremdeste — imstande, solche beilaufenden Elemente
richtig zu bewerten. Er ist durchaus auf die Totalität
der Dersönlichkeit angewiesen, die er analpsieren mag,
wie man ein Dichtwerk kritisch ergründet, nachdem man
seinen sputhetischen Charakter begriffen hat.
Gleichwohl vermögen wir auch in der Entwicklung
des Einzelnen typische Geistesgesetze zu entdecken. So