VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Josef Karl Ratislav, Seite 31

—.—
box 36//4
Panphlets Offorints
— 33
on der Treue seiner
Weib, dem wir alle begegnen müssen. Sie, die mit dem Herzog, dem
rDichter liebens¬
Dichter und dem Jüngling (Vittorino Monaldi) gespielt hat, wird
iem andern
folgendermaßen charakterisiert:
ünstlerisch
Wahrheit
„Warst Du nicht, Beatrice, nur ein Kind,
mensch vor¬
Das mit der Krone spielte, weil sie glänzte, —
Mit eines Dichters Seel', weil sie voll Rätsel, —
demütigt,
Mit eines Jünglings Herzen, weil's Dir just
Geschenkt war? Aber wir sind allzu streng
Und leiden's nicht, und jeder von uns wollte
Nicht nur das einz'ge Spielzeug sein — nein, mehr!
lbst¬
Die ganze Welt. So nannten wir Dein Tun
chen
Betrug und Frevel — und du warst ein Kind!“
Dem Drama als solchem fehlt es an der hinreißenden Kraft, die nötig
ist, uns die Personen näher zu bringen und die ganze Zeit, der die
vorgeführten Geschehnisse angehören, zu verlebendigen. Die Motive
sind verschleiert, der Handlung mangelt der wirkungsvolle und durch¬
lt,
sichtige Aufbau. Allem Lebensdurstigen dieser glänzenden Epoche stellt
* *
der Dichter den Tod gegenüber und erzielt so einen starben Kontrast.
ke
Der tragische Schluß wird durch des Herzogs letztes Wort bedeutend
tra¬
gemildert:
„Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit,
spielt
Und noch der nächste Augenblick ist weit.“
Aus dieser Dichtung erwuchs die Pantomime „Der Schleier der
ion
Pierrette“ die Ernst von Dohnanyi in Musik gesetzt hat. Schon die
ie der
erste Fassung der „Beatrice“ (geschrieben 1892, aber nicht veröffent¬
licht) war eine Pantomime. Sie spielte im Altwiener=Kostüm. Aus
der heiteren Pantomime entstand ein Wiener Schauspiel, das dann
der Dichter in die Zeit der Renaissance verlegte. Nun wurde aus
dem Stück eine Tragödie. Der Kern der Fabel blieb unverändert:
Beatrice läuft, bevor sie mit dem Herzog Hochzeit hält, zu ihrem
Geliebten und verrät sich, als sie zurückkehrt, dem Gatten damit, daß
sie ihren Schleier bei dem Geliebten vergessen hat. Aus der Tragödie
hat Schnitzler nun wieder eine Pantomime gemacht, die freilich auch
tragisch endet. Pierrette wird mit dem toten Geliebten allein gelassen
und verfällt dem Wahnsinn. Das Wiener Kostüm ist hier wieder
n
aufgenommen worden.
Der Titel der Komödie „Zwischenspiel“ stammt aus einer
Symphonie, die Kapellmeister Amadeus Adams zu schreiben im Be¬
as
griffe ist. Das Stück behandelt das Problem einer Künstlerehe.