VI, Allgemeine Besprechungen 1, 4, Josef Karl Ratislav, Seite 41

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Pamphlets, offprints
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Berk, die kürzlich zur Ausgabe
lebendiges Leben umgesetzten Atmosphäre steht der Tod. In der
and“. Die alten Vorzüge des
ersten Szene kommen die Leute vom Leichenbegängnis des armen
wieder. Der feinen Charakter¬
Korsakow und in der letzten kehrt Hofreiter von einem Duell, das
tion ist volles Lob zu spenden.
für den Gegner tödlich ausging, nach Hause zurück. Genia entsetzt
zugleich seine Uraufführung
sich vor seiner Tat und verläßt ihn. Erna, die voll Liebe an ihn her¬
euerdings einzubürgern scheint,
antritt, weist er zurück, und er gehört nun niemandem mehr, außer
örderung eines echten Dichters
vielleicht seinem Kinde.
Dramen Schnitzlers eigen ist,
Über Schnitzler ein Gesamturteil zu fällen, wäre verfrüht. Der
uck. Wiener Menschen werden
Dichter steht am Höhepunkte seines Schaffens und wir haben guten
t, der diesen Menschenschlag
Grund, zu hoffen, daß er uns noch manche Meisterleistung schenken
enehm bemerkbar und verleiht
wird. Aber schon jetzt besitzen wir in ihm einen Großen, dessen reife
on, alle Dinge werden unserm
Werke als Dokumente unserer Zeit weitgehendste Beachtung und Ver¬
ngikomödie nennt der Dichter
breitung verdienen. In seinen Schauspielen sind uns wiederholt glück¬
heiten und schmerzliche Ent¬
liche Ansätze zum Lustspiel begegnet; der dritte Akt seines letzten
mit lächelndem Munde, sie
Stückes, das in einem vornehmen Hotel am Völser Weiher spielt, ist
mmung überwinden und geben
reich an gut geschauten Lustspielszenen. Die Annahme ist nicht unbe¬
hre Lebensanschauung wurzelt
rechtigt, daß der Dichter wie wenig andere berufen ist, das moderne
ten Genias zu verstehen, die
deutsche Lustspiel zu schreiben. Doch auch im ernsten Drama wird er
t, da sie keinen Ehebruch be¬
uns noch manches zu sagen haben, denn seine Themen sind noch
dann die Liebe des Marine¬
lange nicht erschöpft, und die Art seines künstlerischen Schaffens bietet
Hofreiter, der Lebenskünstler
noch ungeahnte Möglichkeiten der Entfaltung. Das Wunderland der
Fall Vorwürfe macht, weil
menschlichen Seele ist ja unerschöpflich, und immer neue Fäden spinnen
den Tod getrieben hat, und
sich von heute auf morgen. In Schnitzlers letztem Drama spricht der
ig Kenntnis erlangt hat, den
Hoteldirektor Aigner einen Satz aus, der des Dichters eigenen, unbe¬
ktor Mauer — übrigens die
grenzten Wirkungskreis bezeichnet:
e Möglichkeit, daß die Liebe
„Die Seele ist ein weites Land!“
müßte es sein! Die Liebe,
ers, spielt in diesem Drama
unglückliche Liebe (auch eine
enrausch, männliches Entsagen
uch — alle diese Variationen
eder neu und interessant und
verbunden. Die Macht des
hem Banne hält, charakterisiert
t: „Wenn man Zeit hat und
robert Länder, schreibt Sym¬
mir, das ist doch alles nur
hr! — ihr! — ihr!“ Über
scharf geschliffenen Dialog in