VI, Allgemeine Besprechungen 1, 6, Josef Körner Spätwerk, Seite 32

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PanphletsOfforints
seltsam kalt anmutet. An zweierlei mag das liegen. Daran,
aterland als einen natürlich¬
daß die Gestalten, Geschehnisse, Gedanken dieses Stücks mehr
zufälligen!); sie können, sie
ersonnen als erlebt, mehr durchgrübelt als durchlitten scheinen;
sicher aber auch daran, daß der Dichter in einer seelisch¬
as ist's,
sittlichen Wandlung begriffen ist, die uns von ihm in jedem
öße kündet:
Sinne neue Werke noch erwarten läßt, die aber vorläufig
en Herzen
nur zu einer zwiespältigen, unausgeglichenen Dichtung ge¬
in ihren Köpfen
Einheit bildet.
führt hat.
Die Blässe und unkräftige Gewaltsamkeit, die dem ganzen
mer doch der der Heimat;
Stücke eignet, spiegelt sich auch in seiner Verssprache; sie ist
nglück und frecher Sieger¬
trotz allen Bemühens erstaunlich glanzlos und ohne den ge¬
hie Zufallsreiche der Fürsten
wohnten Schnitzlerschen Schmelz. Voll Füllsel und Dehnsel
gestern gegründet wurden;
sind diese Verse — zerfließender als Schnitzlers Prosa, während
sie doch dichter sein müßten — und übrigens stark epigonenhaft.
so wie
Mitunter hört man Grillparzer durch und andere „Klassiker“,
Fürst beherrsche.
auch den jungen Hofmannsthal; jedenfalls ist es die Verssprache
Airzeit her
der Vergangenheit und verrät nicht die Zeitgenossenschaft der
eine Fremdschaft
George, Rilke, Stucken und Werfel. Beim Lesen dieser Verse
teten sie selbst
mir könnte nimmer
lernt man verstehen, daß deutsche Dichter und Metriker den
befühl verwirren.
Quinar überhaupt einen barbarischen und armseligen Vers
dir erwuchs,
schallen!).
lüberglänzest,
Es fehlt hier an Raum, um auch noch den architektonischen
zwischen euch?).
Aufbau von Schnitzlers jüngsten Dramen nachzuzeichnen, wie
jeder zugestehen, fehlt es
überhaupt alle Gestaltfragen hier beiseite bleiben müssen. Nur
Im Gegenteil, zu viel und
darauf möchte ich hinweisen, daß „Komödie der Verführung“
er Dichter in das schmale
und „Gang zum Weiher“ nur scheitbar in der Ihl der
und so Mannigfaltiges zur
Akte differieren, denn in der Komödie zerfällt der Mittelakt
abe, an der auch der größte
in drei Szenen, wodurch #lsd eigentlich funf Aufzüge nötig
Aber nicht nur der Um¬
werden; im Weihergang ksetzt der zweite den ersten, der
e und Probleme in dieser
vierte den fünften Aufzug ohne Szenenwechsel und zeitliche
stoßen, verursacht den un¬
Unterbrechung fort, so daß eigentlich nur drei Akte gegeben sind.
eser von ihr empfängt; noch
aß sie bei aller Fulle im
) Vgl. A. Heusler in „Grundzüge der Deutschkunde“, 1 (Leipzig 1925),
hnitzler bedeutenden Pathos
S. 152f.
nicht eindeutig; S. 29 heißt die
S. 56: Vaterland und Heimat.
üger Liebe von der Heimat spricht,
tfertiger Anverstand ihn der Vater¬
ezichtigt und so falsche wie gefähr¬
an die Angelehrten und Urteils¬
Anfug rügen, mit dem Max Koch
„Geschichte der deutschen Literatur“
usammenhang gerissene Verse der
er gar nicht begriffen hat, zum
ichter vor dem deutschen Publikum
zu lesen versteht, ist klar, daß der
ebensanschauungen des Stegreif¬
stimmung gibt, klar auch, daß in
haupt nicht das Heimatsproblem,
ikeit des Menschen, der ewigen
igerührt ist.
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