VI, Allgemeine Besprechungen 1, 7, 1893 Bahr Das junge Österreich, Seite 1

2. Cuttings box 37/1
wart=Club, namentlich bei den Clerica
war es möglich, daß sic jeser Irrthum is vierte Jahr
weiter gelockert. Die biedere Antisemitengarde kann wo. braucht nur
hineinziehen konnte. Aber es erlebt ja, vie der Tdichter
immer weniger auch nur als gelegentliche Stütze derwird, zu glaub
sagt, ein Jeder, er sei auch wer er ug, ein letztes Regierung in Betracht kommen. Die Deutschfortschritt= haltspunkte.
W
Werthen wieder versöhnen. Die Empfindlichkeit für reine und Virtuose, aber
O, Das junge Oesterreid.
vollkommene Sätze, die Begeisterung gefeilter Worte, das
—Von Hermann Bahr.
reichen Krügen
Gewissen der Mache fehlt ihm. Technisch ist er von der
darf nicht versc
1.2)
größten Unschuld, welche keine Sorgen, Gefahren, Beschwerden
will er es den
der Form ahnt. Er schreibt, wie es gerade kommt: au petit
Ich habe gezeigt, daß das junge Oesterreich nichts mit
Mühe, mit ged
hazard de la plumé und Kleckse verstören jede Schönheit. Man
den naturalistischen Experimenten der „jüngsten Deutschen“ ge¬
seine unermüdl
mag an Tovote denken, und so hat er auch diesen heiteren
mein hat. Es will vielmehr, da nun einmal unser Leben
er bringt, ist n
und leichten Fluß, den kein Kummer trübt. Alles ist un¬
aus der deutschen Entwicklung geschieden und heute der
Die großen Zü
gesucht, ungekünstelt, ungezwungen. Er schwitzt nicht, würde
deutschen Cultur nicht näher als irgend einer anderen ist, den
schütterungen d
Nietzsche sagen. Er hat eine solche Fülle von Ereignissen,
Anhang der deutschen Literatur verlassen und nun aus der
an Farben und
Gestalten, Welten, die ohne Rast nach Offenbarung drängen,
eigenen Art auch eine eigene Kunst gestalten. Es möchte —
nur einen einzi
daß er nirgends halten, nicht verweilen, nimmer sich besinnen
sonst hat es keinen vernehmlichen Trieb — es möchte recht
zu gestalten.
kann, und während er Eine gibt, quellen schon tausend
österreichisch sein, österreichisch von 1890, was dann freilich
Vollendung. So
Andere dazwischen. Er ist der rechte Fabulant wie damals
Jeder wieder auf seine Weise versteht.
„Parnasses“
jene Novellisten der Spanier und Italiener, mit der großen
Jetzt will ich noch ein bischen die Einzelnen prüfen.
Gehalt nicht bes
Leidenschaft der Fabel, der nichts als nur erzählen will,
Ich muß dabei dem geläufigen Gebrauche folgen, der nicht
Verdienst der
nur unerschöpflich immer erzählen. Er sucht nicht „Pro¬
immer logisch ist: er läßt Manche ohne rechten Grund aus
was nicht selt
bleme“:
er prüft keine „Fragen“; er will nichts zeigen;
der Gruppe, die doch wenigstens als erste Boten und Läufer
Metapher ist.
er will nichts schildern; er will nichts beweisen — das
in sie gehören würden. So darf ich von Siegfried Lipiner,
Der Mensch
schöne Lügen ist seine Lust. Er ist weder Naturalist noch
Richard Kralik und der delle Grazie, von den beiden
mann. Nicht
Psychologe und ist, wenn man will, doch beides: er ist der
Suttners, der Marriot und der Ossip Schubin, von Gustav
dem Pariser Mi
Erzähler, der Alles thut, was die Erzählung brauchen, und
Schwarzkopf, C. Karlweis und J. J. David nicht sprechen,
Ausgabe zu fi
Alles läßt, was sie entbehren kann
die von der Schule verleugnet und es sich wohl auch selber
— das Bedürfniß der
jener gemüthliche
Erzählung allein ist immer sein einziges Gesetz. Er hat
verbitten würden, sondern Karl Baron Torresani, Arthur
Wege von der G
unvergeßliche Profile gezeichnet. Er hat Documente des
Schnitzler und Loris, dann die Lyriker Dörmann, Korff,
und das Zweite
Lebens gegeben. Er hat in der Juckercomtesse eine weibliche
Specht und endlich ein paar Worte über mich müssen ge¬
Lebens mit seine
nügen.
Psychologie geschaffen, die ihm Bourget neiden könnte. Aber
die feinsten Schri
das läuft so nebenbei mit. Was er will, ist nur die Er¬
Torresani**) kann von Glück sagen. Es ist noch nicht
ewigen Instincte
zählung, der üppige Reiz von vollen, bunten, wunderbaren
fünf Jahre, daß der fröhliche Uhlane die erste Geschichte
künstlerisch entdech
Stoffen. Die Erzählung ist ihm Anfang und Ende. So hat
schrieb, und schon heißt er, was einem Künstler nicht leicht
letzten Vollkomme
er, was ich sonst von Keinem in dieser ganzen breiten Zeit
passirt, der „beliebte Erzähler“. Das kommt vielleicht daher,
schöpft. Es ist ihr
der Literatur weiß: er hat den stillen, guten Zauber der
weil er eine unbesonnene, saloppe, liederliche Sprache, un¬
des Künstlers setz
naiven Kunst, wie er an den alten Märchen des Volkes ist.
persönliche zufällige Formen, eine wüste Schlamperei hat,
lungen, die defini
Man kann sagen, daß es niemals ein rechter Roman ist.
welche den üblichen Geschmack mit seinen künstlerischen
ist sehr viel. Gerc
Man kann zweifeln, ob es nach den Normen der Schulen
Nur darf er freil
überhaupt etwas ist. Aber man kann nicht leugnen, daß es
)Siehe Nr. 7806 der „Deutschen Zeitung“
Fläche der Zeit
sehr schön ist.
**) „Aus der schönen wilden Lieutenantszeit.“
nicht hoffen, und
— „Schwarz¬
Arthur Schnitzler*) ist anders. Er ist ein großer
gelbe Reitergeschichten.“ — „Mit tausend Masten.“
— „Auf ge¬
mag das Wort de
rettetem Kahn.“
„Die Juckercomtesse.“ — „Der beschleunigte
„Allandis=Lied.“
tous les sentiers
„Reichthum.“ — „Episode.“ —
Fall.“ — „Oberlicht.“
„Avatol.“ — „Das Märchen.“
chemin.
S