VI, Allgemeine Besprechungen 1, 7, 1893 Bahr Das junge Österreich, Seite 3

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2. Cuttings
usse. Die Audienz des Fürstprima-
gewissen Voraussetzungen auch geneigt sind. aiser in Wien diente einer letzten mündlichen Be¬ „soforctige“ Enkhnung aus der
Diese Verse sind sonderbar. Sie könnten von Emanuel
Empfindlich;“ das helle Gesic
Ich verstehe sehr gut, daß Manchen das nicht genügt.
für die leise Reize ist von
Geibel oder Paul Heyse sein: sie haben diese leichte Sicherheit,
Ich verstehe nur nicht, daß man es an den Franzosen preist,
das mühelose Glück, die reife Anmuth der goetheisirenden
und aus sert seltsam erregten
aber an einem Wiener schmäht. Im „Anatol“ sind ein
man vor diese Empfind
Epigonen, die in fertigen Formen fertige Gedanken, fertige
paar Sachen, die den Vergleich mit den besten Meistern der
immer wi ##r kranke Hauch
Gefühle wiegen. Aber sie könnten auch von Maurice Barres
Gattung vertragen und an flüssiger Anmuth, herbem Dufte,
einer schmerzlichen und blassen
oder Nietzsche sein: so sehr haben sie an ihrer seinen, hoch¬
heiterer Melancholie Aurélien Scholl, Henri Lavedan und
müthigen, empfindlichen Grazie den scheuen Duft der letzten
diesen vergötterten Courteline nicht zu scheuen haben. Se
Dis Erste, was er schrieb,
Stunde. Sie sind wie von einem herrisch heiteren Classiker,
wäre es wohl Pflicht der Directoren, einmal ihre Kraft auf
physiologie de l’amour des Bo
der unter die blassen und hilflosen Sucher der Decadence
der Bühne zu prüfen. Es wäre Pflicht der „Burg“, das
der erotischen Verzweiflung. Ein
gegangen wäre. Sie sind von Loris.*)
„Märchen“ zu bringen, das ja nun wenigstens am „Volks¬
folgte. Das waren für seine
theater“ endlich kommen soll.
Loris, der Hugo von Hofmannsthal heißt, schreibt
Stoffe, und auch in seinen Ged
Prosa und Verse, Kritisches und Lyrisches. An der Prosa
Im „Anatol“ sind vorne, als Prolog, ein paar Verse:
traurigen Cynis.us. So kon
merkt man den Lyriker gleich: sie schwillt rhythmisch; schwüle
der Zeit erfahrenen, ja verdorbe
.Durch die Zweige brechen Lichter,
Tropen, dunkle, üppige und schwere Farben, fremde Harmonien
Flimmernd auf den blonden Köpfchen;
ich habe, als ich öffentlich
drängen, und was doch als Feuilleton gemeint ist, klingt
Scheinen auf den bunten Polstern,
schamhaft entrüsten gesehen, di
wie ein griechischer Chor. Aber an den Versen wieder merkt
Gleiten über Kies und Rasen,
saftige Anekdoren wieder zu ver
man den kritischen Philosophen: sie sind mit quälenden
Gleiten über das Gerüste,
bisweilen von unreinen Dingen
Das wir flüchtig aufgeschlagen.
Gedanken, moralischen Fragen und athemlosen Zweifeln der
immer in reiner Rede, vielle
Wein und Winde klettert aufwärts
Bildung ängstlich beladen, daß man ihnen lieber die freiere
aus Erzogenheit, aus Eleganz
Und umhüllt die lichten Balken.
Gelassenheit ungebundener Aphorismen wünschen möchte.
überhaupt seine vernehmlichste
Und dazwischen farbenüppig
So ist in ihm ein unerschöpflicher Gesang, der, wie er
wird nicht brutal, und die Gre
Flattert Teppich und Tapete,
geflissentlich auch trockene, nüchterne, steife Themen des Ver¬
sind immer gewahrt. Er braucht
Schäferscenen keck gewoben,
standes wähle, nicht verstummen mag, daß ich für ihn immer
es gab keine Periode der „Räug
Zierlich von Watteau entworfen ...
an das Wort des Anatole France über Banville denken
Eine Laube statt der Bühne,
begann gleich wie ein Mann, d
muß, den „der liebe Gott in seiner Güte mit der Seele einer
Sommersonne statt der Lampen,
in der Gewalt hat. So hat
Nachtigall schuf“. Aber es ist auch eine unermüdliche
Also spielen wir Theater,
Natur, aber er hat sicherlich die
Spielen uns're eig'nen Stücke,
Dialektik in ihm, die mit kritischen Reflexionen die schöne
Genossen.
Frühgereift und zart und traurig,
Vogelfreude der Reime und Rhythmen immer wieder
Die Komödie uns’rer Seele,
Schöne Dinge, die funte
verstört.
Uns'res Fühlens Heut und Gestern,
Schmale weiße Hände, die p
Sein Stil trifft und er trifft ohne Mühe. Das nervöse
Böser Dinge hübsche Formel,
und der Vendramin, Säuften,
Glatte Worte, bunte Bilder,
Suchen, das Tasten mit unzulänglichen Vergleichen, die
Silberfische, Oleander, die
Halbes, heimliches Empfinden,
Qual um das fliehende Wort, das den rechten Gedanken,
Klänge der Renaissance kommen
Agonien, Episoden
die letzte Note der Stimmung nicht geben will, sind ihm
ihn unter jene trunkenen Apost
Manche hören zu, nicht Alle...
fremd. Er hat die Gnade der zeichnenden, malenden Form.
die englischen Prärafaeliten,
Manche träumen, manche lachen,
So möchte man seine fröhliche Gesundheit rühmen, die sonst
Manche essen Eis . .. und manche
die vor der rauhen und gemeine
heute der gepeinigten Jugend fehlt. Aber die lauschende
Sprechen sehr galante Dinge ..
in blühende Träume der Vergang
.. Nelken wiegen sich im Winde,
mit dem Naturalismus zu kok
Hochgestielte weiße Nelken
*) Gedichte in der „Modernen Dichtung“ und den „Blättern
naturalistische Formel der Kun
für die Kunst“. — Feuilletons in der „Modernen Kunst“, „Frank¬
Wie ein Schwärm von weißen Faltern ...
rebellische Volk der großen Stadt
„Gestern“, Studie
furter Zeitung" und „Deutschen Zeitung“. —
Und ein Bologneserhündchen
Berg, soliefen unsere Schönheits=u
in einem Act in Reimen, und „Der Tod des Tizian“.
Bellt verwundert einen Pfau an.