VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1914–1920, Seite 36

Se
eneeen
ihn ungern scheiden, weil er dadurch eine Attraktion
n, den wir als ersten germani¬
lebt in uns, das Geheimnis der uralten arischen
perliert, dafür wird ihm aber Ersatz im Komtur, dem
racht ziehen wollen. Ibsens
Mysterien, der faustische Geist, und indem Peer Gynt
ge ich sofort aus voller Ueber¬
es im schaffenden Himmel zu langweilig ist, der nicht
diesen zum Ausdruck bringt, hat man wohl das Recht,
aus nicht über dem jüdischen
die schwere Verantwortung des Produzierens tragen,
ihn mit Faust zu vergleichen.
Pramen von „Nora“ an bis
sondern sich unterhalten will. Auf die Frage Donna
Ganz Entsprechendes tritt uns bei dem irischen
wachen“, hätten auch Juden
Annas, wie man in den Himmel kommen könne, sagt
Dichter Bernard Shalv entgegen. Shaw hat als Ire
dnach der Schnitzlerschen Art
der Teufel, der Abstand von Himmel und Hölle be¬
keltisches Blut in sich, doch kann er uns ruhig als
Mensch zu Mensch, ethische,
stehe nur im Unterschied zwischen einem engelgleichen
Kronzeuge germanischen Wesens gelten, denn Ger¬
hetisch. Themen, interessante
und einem echt teuflischen Temperament. Aber einen
manen und Kelten sind ja selbst gleichen Blutes, sind
egoistische und altruistische
schwerer überbrückbaren Abgrund als diese ange¬
Indogermanen, sind Zweige sogar eines jedenfalls
um die Persönlichkeit, wie uns
borene Empfindungsweise gebe es nicht. Der Abstand
ursprünglich einheitlichen europäischen Stammes. Ich
ng Schnitzlers begegnete. Ich
des Geschmacks sei unüberbrückbar und ewig; er¬
wähle unter Shaws Dramen das bekannte „Mensch
hine Abschätzung beider Dichter
zwingen lasse sich hier nichts, man müsse die Anlage
und Uebermensch“ aus, das sich direkt in Parallele
BBegabung, das interessiert uns
dazu haben. Das Gerede von himmlischen Lohn und
setzen läßt zu Wedekinds sogenannten Uebermenschen¬
suche nur den Charakter der
höllischen Strafen sei ein Unsinn, den nirgends lebe
dramen, das vor allem auch das Verhälinis von Mann
seiner reifen Zeit war Ibsen
es sich herrlicher als in der Hölle, weil sie der echten
und Frau behandelt. Aber wic ganz anders die grund¬
Dichter. Dagegen war er es
Axheit aus dem Wege geht, dagegen nirgends be¬
legenden Voraussetzungen des Stückes als bei Wede¬
Jugendzeit, vor allem aber in
schwerlicher als im Himmel, weil hier die Welt immer
kind! Hier spielt die Frage nach Unterdrückung des
nt“. Dies direkt mit Goethes
neu geschaffen wird.
Weibes durch den Mann gar keine Rolle. Hier sollen
amg zeigt uns Ibsen als einen
Hat schon je ein Dichter so gesprochen? Kann
der Frau nicht neue Bahnen eröffnet werden, sondern
als er sich später darstellt, als
ein jüdischer Dichter so reden? Es ist urarische
sie tritt uns als das lebenschaffende Weltprinzip ent¬
das uns Germanen innerlichst!
Sprache, die von Gott und Teufel, Himmel und
gegen, das unwiderstchlich über den Mann versügt, den
Hölle ganz anders redet als das Judentum — und
es braucht, um Kinder zu erzeugen. Die Frau ist die
der phantasievolle Sohn des
ich füge hinzu: auch als das Christentum! — eine
zeugende Natur, die rostlos neue, bessere Lehens¬
den Alltagsprehlemen aufgebt.
Sprache, die wir vollkommen verlernt haben, weil
produkte auswirft, aber dazu bedarf sie des Mannes,
sen eine schönere unwirkliche
Christen= und Judentum ihre ethischen Vorstellungen
des Geistes, des Intellekts, der dem Kinde im Be¬
entlich wahrhaft lebt. Er
uns aufzwingen, die wir aber wieder erlernen
fruchtungsakt die Form gibt. Das ist Shaws Grund¬
mat nicht heimisch, vermag aber
mussen, um endlich echte Deutsche zu werden. Shaw
gedanke des Dramas. Er schildert seinen Helden John
rch eigene Kraft in die Heimat
redet diese Sprache in seinem bedeutendsten Werke,
Tanner als Don Juan, der machtvoll auf die Frauen
nicht Phantasie und Wirklich¬
noch ebenso rein redet sie auch Anzengrüber, unser
wirkt, dabei aber doch nur Marionette der Frauen ist,
verschmelzen. Das Geschaute
einheimischer Dichter, in seinem bedeutenpsten Werke,
speziell der Ann Whitefield, die ihn unwiderstehlich in
ich ihn. Immer findet er sich
wenn auch den Verhältnissen entsprechend'modifiziert.
ihren Bann zleht. Das Stück ist ein Ringen der Ge¬
nnt, durch die er nicht hindurch
1 Er redet so in den „Kreuzlschreibern“.
schlechter miteinander, in dem die Frau siegt. Aber sie
er gehen, und das
um kany
Anzengruber hat, wie Shaw und Ibsen, eine
siegt nicht als einzelne Frau über den einzelnen Mann,
Taten, die ihn verhaßt machen:
Menge Werke geschrieben, die von echt deutscher Emp¬
dorum möchte er wieder in die sondern in ihr siegt der Zeugungszweck des Lebens
findung nichts erkennen lassen. Dahin gehören sogur.
als Kind noch einmal reiner über die nach geistiger Entfaltung ringende Eigenart
seine beliebtesten und bekanntesten Werke: „Der
Werk, für das er sich bestimmt des Mannes, der sich die Frauen am liebsten vom
Pfarrer von Kirchfeld“ „G'wissenswurm“, „Der
Leibe hielte, weil sie ihn im eigenen Schöpfungswerk
nen. Aber er gerät nur immer
Meineidbauer", „Das pierte Gebot“, die alle nur
stören.
Lehens. Auch die Liebe
ethische Themen behandeln, das Verhältnis des katho¬
würfen, daß er seinem besseren
Uebrigens sträubt sich Jon Tanner nur
lischen Gesstlichen zum Weihe und zur Kirche, der
kten im Gegenteil, er reißt sich
äußerlich gegen die Ehe. Innerlich fühlt er, daß er
Eltern zu den Kindern, der Reschen zu den Armen,
§ Schönste, das ihm begegnete,
die ganze Welt in den Armen hält, wenn er Amer
Alltagsprobleme von Schuld und Verdienst, Liebe
Ens Ausland entstieht er, wird
umschlingt. Er verspürt sein Vaterherz, wie sie ihr
und Haß, Tugend und Verbrechen, Wahrheit und
Mutterberz. Und verspürt es in dem Bewußtsein.
Farscher, um von Wahnsinnigen¬
Lüge, kurz alles, was Juden genau so gut zu behan¬
er selbst nur wie ein Wahli¬
daß immer Besseres ins Leben gerufen werden muß.
deln vermögen wie Germanen. Aber in der „Kreuzl¬
lt und müde heim, jetzt verfolgt“ denn Leben heißt ihm Entwicklung in der Richtung
schreibern“ hat Anzengruber ein anderes Thema ge¬
n, die ihm noch das Bewußtsgin¬
des größten Vorteils, nicht Entwicklung in der Rich¬
funden, das eines Naturmenschen, der sich um alles
n#polen. Der Tait
des geringsten Widerstandes, wie die Durch¬
individuelle Geschick nicht schert, weil er weiß, daß
Woefgiener kennzeichnet Uhrt. Kise
schnittsmenschen wähnen. Leben ist ihm ununter¬
ihm im Grunde nichts geschehen kann. „Es kann mir
hen, als Müser ohne Wert, das
brachene Schöpfung, nicht die Wechselbeziehung
nichts geschehen“ = mit diesem Spruche hat Anzen¬
um in eine andere Form um¬
zwischen Individnen, nicht ihr Daseinskampf, der
gruber eine neue Welt gesetzt. Leider nur ein ein¬
icht als tragische Gestalt, die
mit Liebe und Haß geführt wird, sondern Verwirk¬
ziges Mal. vielleicht deshalb aber gerade um so ein¬
egen das eigene bessere Gein
lichung von Ideen, gegenüber welchen das Einzel
drucksvoller! Man muß im Theater gewesen sein
doch in ihrem Wesen unan¬
geschick ganz bedeutungslos ist.
und verspürt haben, wie vor der berühmten Erzählung
Das ist Peer Gynt das
Und nun kommt eine wunderbare Siene, die
des Steiklopferhannes, dieses echten Deutschen unter
rspürt sich als Kain, der am
geradezu das Bekenntnis des Dichters zu einer echt
christlichen Bauern, ein tiefe, Atemzug der Erwar¬
fündigte, aber den hußeren Be¬
grischen Weltauffassung ist. Diese Szene ereignet sich
tung durch das Haus geht, um sich bewußt zu werden:
ter Sünden kann er nicht er¬
in Spanien, in der Sierra Repada, wo John Tanner
hier treten wir in eine andere Welt.
und sucht nach der Sünde, doch
mit seinem Chauffeur auf der aussichtsloson Fluch“
Ich muß aus der Rede des Steinklopferhannes
#uch. Er kommt vor die Hütte
, die im Walde ein Menschen, vor der Geliebten von Räubern festgehalten wird.
die wichtigste Stelke zitieren, da sie doch vielleicht
da entdeckt er, was seine] mit denen er sich übrigens glänzend versteht. Die
nicht allen unter Ihnen bekannt sein dürfte. Der
Szene ist ein Traum, in dem die Gestalten Don
Steinklopferhannes liegt schwerkrank danieder und
brechen am Weibe. Im Weibe
Jnans, Donna Annas, des Komturs und des
kein Mensch kümmert sich um ihn, in tiefster Einsäm¬
nKaisertum, das er nicht ver¬
Teufels erscheinen, also Gestalten der Mozartschen
keit droht ihm der Tod. Draußen ist herrliches Wetter,
hm hier Absokution. Denn in
Oper, nur, wie schon die Gesellschaft des Teufels an¬
h, verankerte sich sein besseres
da hält es ihn nicht auf dem Lager, er schleppt sich
deutet. in ein ganz anderes Licht getaucht. Die Szene
ins Freie und hier kommt, nachdem er erst lange wie
nd kein Teufel vermag es hier
versetzt in die Unterwelt zur Zeit des Todes der Donna
tot dagelegen, die Genesung über ihn, zugleich ein
###e nie beantwortate Frage:
Anna, die hier Don Juan begegnet, der sie über
unaussprechliches neues Fühlen.
hselbst, ungebrochen, ganz,
Himmek und Hölle bekehrt. Wie er das tut, ist echt
„Wie ich munter werde,“ so berichtet er, „ist die
Fahlt von Gottes Glanz?“
arisch. Die Hölle ist ihm nichts als eine Fortsetzung
Sonne schon zum Untergehen, eine paar Sterne hän¬
des trivialen Menschenlebens, der „faulen Mensch¬
gen da wie zum Greifen, tief im Tal hat's aus den
lichkeit“, wie er es nennt, mit ihren bekannten ethi¬
ube. Hoffnung und Liebe.“
Schornsteinen geraucht und die Schmiede unten am
schen und sozialen Gesetzen, in deren Namen jede
I Dankbarkeit:
Waldran hat heraufgeleuchtet wie ein Feue#urm;
Niedertracht begangen wird. Die Hölle, so sagt er,
vor mir auf der Wiese haben die Käfer und die Heu¬
u einem schönen Gesang
ist das Heim der Chre, der Pflicht, der Gerechtigkeit
pferde sich geplagt und ein Geschrill gemacht, daß ich
n gemacht, hab Dank!“
und der übrigen Todtugenden. Die Hölle ist eine
schier hätte drüber lachen mögen, über mir im Ge¬
Stadt, die Sevilla äußerst ähnlich sieht. Du wirst
ich die ungeheure Spannung i
zweig sind die Vögel geflattert und über alles hin
dich daher hier vollkommen glücklich und zu Hause
bisse verstummen und er stirbt,
ist eine schöne, kinde Luft gezogen. Ich betrachtete
fühlen. Du findest alle Moden, alle Gedanken und
hoß der Geliebten gebeitet. Sie
das — und ruck — und kann ohne Beschwerden auf
nerlied. Zum Mutkerschoß kehrte] Gebräuche, alle Vorurteile, alle Liebe und Schönheit,
#r diesen zur Geburt eines voll; die du auf Erden zu genießen gewohnt warst. Reli= einmal aufstehen — und wie ich mich noch so strecke