VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1920–1928, Seite 12

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trittskarten in den geräumigeren Augarten¬
kaal verlegt. Der Dichter kam am 31. Oktober
um 12 Uhr nachmittags in Trautenau an und
war Gast des Großindustriellen Alois Haase.
* (Die Krone und die französische Militär¬
mission.) Für die französische Militär¬
mission sind im Staatsvoranschlag
12,488.000 Kronen ausgewiesen, mithin nur
um 512.000 Kronen weniger als im vergan¬
genen Jahre. Die französischen Offi¬
ziere erhalten ihre Bezüge in der Hetmats¬
währung ausbezahlt, resp. das Aquivalent in
Kronen. Der französische Frank hat
sich seit dem Vorjahre um mehr als 50 Pro¬
zent im Vergleiche zur tschechischen Krone ver¬
schlechtert; nichtsdestoweniger bleiben die
Kosten der französischen Militärmission fost
auf der gleichen Höhe. Wahrscheinlich
straubt sich diese gegen die „segensreichen“
Wirkungen zur Kronen=Steigerung.
* (Das lukrative Bankamt.) Im Staats¬
voranschlage für das Jahr 1923 weist das
Bankamt Einnahmen im Betrage von 122
Millionen Kronen und Ausgaben im Betrage
von 51,434.981 Kronen aus, es wird somit
mit einem Ertrage von 70,565.019 Kronen
arbeiten, was eine Ertragssteigerung im Be¬
trage von 36,452.419 Kronen im Vergleiche
Das
zum Vorjahre bedeuten wurde.
Bankamt gehört zu jenen Betrieben, die
ihren Voranschlag mit besonderen Rechnungs¬
abschlüssen belegen werden müssen. Wenn
dies gesche# n wird, dann wird man feststellen
können, daß dieser Betrieb“ nicht nur
keine Erträge, sondern große Ver¬
luste aufweisen wird. Wenn auch einige
Abteilungen des Bankamtes mit Gewinn
arbeiten, so wird doch die Devisenabtei¬
lung bedeutende Abschreibungen in ihren
Bese
##n an fremden Zahlungsmitteln vor¬
nehmen müssen, Abschreibungen, die die an¬
deren Gewinne übersteigen werden, denn die
Devisenbestände des Bankamtes sind zum Ein¬
kaufspreise eingesetzt, dieser liegt aber heute
dank der samosen Kurspolitik der
Finanzverwaltung weit über dem tatsäch¬
lichen Kurswert. Auch die staatlichen
Betriebe verspüren die Segnungen der Kro¬
nen=Steigung, doch diese haben die Möglich¬
keit, ihre Verluste auf die Staatsbürger
abzuwälzen, ein Vorteil, der der Privat¬
wirtschaft bekanntlich nicht zur Verfügung
steht¬
(Sterbefall.) In Niemes ist am
31. Oktober abends Herr Ludwig Schicke¬
ranz, Seniorchef der Tuchfabriksfirma „An¬
ton Schicketanz Söhne“ in Niemes und Gro߬
Grünau, nach längerer Krankheit verschieden.
Der Verblichene, der nach Absolvierung der
Realschule in Leipa in das Geschäft seines
Vaters eintrat, war eine allgemein geachtete
und beliebte Persönlichkeit. Er bekleidete
durch eine Reihe von Jahren das Amt eines
Obmannes der Bezirksvertretung Niemes
und war als nationalgesinnter deutscher
Mann immer am Platze, wenn es galt, natio¬
nale und humanitäre Bestrebungen seiner
Vaterstadt und des Bezirkes Niemes zu för¬
dern. Die Einäscherung seiner sterblichen
Hülle findet Freitag nachmittags 4 Uhr in
der Reichenberger Feuerhalle statt.
Reichender
Frauenwesens die Christine der „Liebelei“
aus dem Leben trieb, als sie erfuhr, daß der
Mann, der ihr Herrgott und ihre Seligkeit
war, für eine andere im Duell getötet wor¬
den, und ihre selbstverständliche Hingabe zu
einem tiefen zerschmetternden Fall wurde für
das Gefühl derjenigen, die ja nicht einmal die
soziale Berechtigung gehabt, ernst genommen
zu werden.
Aber Arthur Schnitzler ist unendlich
viel mehr, als der Dichter der Liebelei, dies
Spiel und Schicksal ist. Er ist Österreichs
feinster, dramatischer Seelenkünder der Mo¬
derne. Keiner hat tiefer hineingeleuchtet in
das unheimlich Verfließende unserer Stim¬
mungen und Gefühle. Keiner hat es uns
zwingender klar gemacht, wie schwer es für
den Menschen ist, „ein Tier zu sein, das ver¬##
sprechen darf“: denn für diesen Individual=
psychologen von Ingeniums=Gnaden sind
wir allesamt Prozesse, die sich vollziehen, Pro¬
zesse, in denen unser vom Organischen stimu¬
liertes Triebleben und das Geschehen außer
uns ineinander verrinnen zu den Wassern
des Lebens, die die Räder unseres Schicksals
treiben. Durch ein paar mit seiner seinen?
Künstlerhand hingeworfene Striche steht die
gegenseitige Bedingtheit von Körper und Seele #
klar vor uns. Er weiß u. a. auch: „Wenn die
Scelen sich allzugut verstehen, so reißen sie
allmählich auch das mit, was man gern be¬
wahren möchte; und wenn die Sinne zu ein¬
ander fließen. so gleitet mehr von der Seele
nach, als wir ihnen gerade nachsenden woll¬
ten. Er spricht davon als von einem „ewigen
Gesetz, das die tiefe Unsicherheit aller irdischen
Beziehungen zwischen Mann und Weib ver¬
schuldet“. Und meint: „Nur wer es nicht
kennt, vertraut den andern und sich selbst.“
Ein dichterischer Hellfeher ist Arthur
Schnitzler im „Weiten Land“ im weiten
Land der Seele, ob er uns als Epiker die Tie¬
feneinsamkeit der Kreatur in Leben und
„Sterben“ fühlen läßt, ob er uns als Drama¬
tiker die „Komödie der Worte“ und ihre
Tragikomödie enthüllt. Eine leise, gedämpfte
Vornehmheit erhöht die Eindringlichkeit sei¬
ner dichterisch=psychologischen Offenbarungen.
Wir freuen uns von Herzen einer Stunde
der Einkehr bei seiner stillen Muse in einer
lauten Zeit, die uns für ihre Feingespinste lei¬
der nur selten die genießerische Muße schenkt.
H. Sch.
(Vorlesung Arthur Schnitzler) heute 8 Uhr
abends im „Volksgarten“. Karten zu 6, 10,
15, 20 K an der Abendkasse.
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ANTON T. KLAUS. Reidienberg. Schützengasse Nr. 14
Turnen, Sport und Spiel.
(Prager Fußball.) D. F.=K. Prag verlor
gestern gegen Wrschowitz 2:3 (1:1). Der
D. F.=K. stellte seine derzeit stärkste Mannschaft,
spielte jedoch zeitweise sehr schlecht. — Slavia
schlug Viktoria Zizkow 4:1. Das Nach¬
spiel (Pokal) wurde beim Stande 3:1 für
Slavia angepfiffen und dauerte 30 Minuten.
In der 4. Minute erzielte Stapl den vierten
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