en
enn
eenegenm
g#dereder
organisch gefügten Typus darzustellen vermochte. Und denn¬
Blute schmerzhaft erspüren mußte, er teilte mit salomonischer
noch, wenn auch ethnologisch ein Unsinn, eine contradietio in
demie.
Weisheit die Wiener Juden seiner Zeit in zwei
adjecto; körperlich, geistig, seelisch und moralisch hat es ihn
große Gruppen ein: in die eine, die immer in der Furcht
sittner.
trotzdem gegeben und gibt es ihn noch heute, den vielbefeh¬
lebte, bei ihrer sorglich verhehlten und durch reichliche Assi¬
bürger deutscher Nation
deten, scheinbar nicht exiftenten „Oesterreicher“. Niemand
milierung überzuckerten Abstammung meuchlings ertappt zu
hat das in schöneren, klareren und einleuchtenderen Worten
ermittelten Statistiken
werden, und in die andere, die jedem Neutralen und Unbe¬
zu beweisen gewußt als der „Auch=Oesterreicher“ Felir Sal¬
fangenen sofort mit dem satalen Bekenntnis zur eigenen
kal ein Prozent der ge¬
ten in seinem mit Herzblut geschriebenen Buche: „Das öster¬
Rasse ungefragt ins Gesicht sprang. Verleugnen oder Be¬
gen Deutschen Reiches.
reichische Antlitz“. Denn gerade jene vermeintlichen Mängel,
kennen: ein Drittes, nämlich harmloses Da=sein, selbstverstäus
iedensschluß von Ver¬
die in den Angen des pedantischen und unerbittlichen Volks=,
liches gutes Europäertum, gab es zu jenen Zeitläuften, da
kerte Gebiete deutschen
Sprach=, Stammes= und Geschichtsforschers dem Oesterreicher
der Antisemitismus im Reich wie in der habsburgischen
iche Elsaß=Lothringen,
anhafteten oder ihm überhaupt den Garaus machten, liehen
Monarchie in hellen Flammen stand, für den Juden, selbst
erhebliche Teile Ober¬
ihm in jedem vielleicht weniger buch= und buchstabengelehr¬
wenn er ein freier, künstlerisch schaffender Mensch war, noch
nd und andere Gebiete
#ten Sinn seine besondere Eigenart und seine individuellen,
nicht. Schnitzler hat sich mit diesem vitalen Problem der
unnachahmlichen Vorzüge. Künstler würden sich ruhig zu
hsprachigen Gébiete der
eigenen Existenz nur dieses eine Mal, dafür aber unter den
dem freudig bejahenden Wort „Reige“ versteigen. Denn
weitsichtigsten und kritischsten Auspizien auseinandergesetzt
archie blieb vorläufig
gerade, daß der besagte „Oesterreicher“ ein „sujet mixte“ war
und sein Roman fand neben der künstlerischen auch die mora¬
die etwaige staatliche
aus deutscher Herbheit, Kühle, Willenskraft und Selbstbe¬
lische Anerkennung des feindlichen wie des freundlichen
ozentsatz der jüdischen
herrschung sowie aus romanischer Formbegabung, musischer
Lagers. Er hatte unerschrocken mauch unliebsame Wahrheit
rt.
Trunkenheit und leichterer, beschwingterer, gleichsam tänze¬
gekündet; aber eben diese unerschrockene Wahrheitsliebe
en Kopfzahl der jüdi¬
rischer Lebensauffassung, zu guterletzt aber auch aus slavi¬
war es, die verblüsste und — siegte. Hüben und drüben
iger und lebenschaffen¬
scher Weichheit und Verträumtheit, Versonnenheit und Ver¬
Nachdem er diesen, seinen persönlichen Existenzkampf in
sponnenheit, nebst einer gegenstandslosen, um alle Dinge und
kulturellen Leben der
den urbauen Formen des „Oestreichers“ ein für allemal
Ereignisse des realen Lebens webenden und schwebenden
geführt hatte, griff seine junge draufgängerische Streiinatur,
pissenschaftlichen Diszi¬
Trauer und Wehmut, gab seinem Wesen jene letzte subtile
der Sturm und Drang des werdenden, wachsenden Ppeten.
enteste Vertreter. (Es
Verfeinerung, jene etwas moribunde Süße, die jungen, ein¬
alle verstaubten, vermoberten, ihn reaktionär dünkenden
nern, daß der erste
heitlichen, gegen fremde Einflüsse noch abgeschlossenen Böl¬
Justitutionen seiner engeren Heimat, die gleichzeitig die Rück¬
die unbestrittene In= tern sehlt. und ###wrlleicht den letzten, Ertraft, die
Bäzigleiten der gesamten „Kulturwelt in, sich schlosse, 1
urwelt diess# 1n
„tine Näcr“ der Meuschheit, schlechthin bedeuten. Und von
schäff Feschliffenen Waffen an. Verlogene Geschichteklitte¬
Inde, nämlich Alberr
diesen großen Volksverführeren, Rattenfängern wider Wil¬
rung in vielgespielten Bühnenstücken wie „Der grüne
ferischen Künsten hiel¬
len war Arthur Schnitzler, der Dichter, einer der verfüh¬
Kaladn“ und „Der junge Medardus“, militärische
rerischsten, bestechendsten.
Tete; ihr Einfluß auf
Ueverheblichkeit in seinem lange von der Zensur verbotenen
Einer wohlangesehenen Wiener Bürgersamilie entsprossen.
„Lentnant Gustl“, Hypokrisie des Familienlebens und
n auf den „Brettern.
wandte sich der früh erwachende Arthur vorerst dem in
der Familientyrannei in „Comtesse Mizzi oder der
hlestümlich genug, um
seinem Hause traditionellen, von Vater und Bruder ersola¬
Familientag“, „Liebelei“, „Der einsame Weg“.
zu bedürfen. Des¬
reich geübten ärztlichen Berufe zu. Aber er erkannte
„Das weite Land“
„Die letzten Masken“ und
der Publizistik ihres
bald, daß die exakte Wissenschaft ihn unbefriedigt ließ, und so
vielen anderen, über alle europäischen Bühnen im Triumph¬
fentlichen Mei¬
wechselte er, nachdem er zuvor noch den medizinischen Doktor¬
zug ziehenden Werken mehr. Einen Sturm des Beifalls wie
er noch eine unüber¬
grad in Ehren bestanden, schweisend und sehnsüchtig von Ana¬
der Empörung entfachte sein „Professor Bernhardi“,
tomie und Hörsaal zum lockenden, weil noch in ferner Hoheit
derer gibt, die weder
in dem er — inmitten des streng orthodoxen alten Oesterreichs
schimmernden Parnaß hinüber. Heute steht er auf dem Gip¬
— wagte, die Menschlichkeit wider das Dogma zu
jeder erneute Beweis
fel des heiligen Berges und weiß wohl kaum mehr, wie heiß
verteidigen, und in dem er noch einmal, aber gleichsam nur
tsche Jude in seinen
und schwer der Passionsweg war, den er (Passionsweg
leise, zart, abgetönt, wie ein milder Abglanz ehemaligen
igen Deutscher ist und
im zwiefachen Sinne der Leidenschaft und des Lei¬
Schmerzes, an die konfessionellen Gegensätze rührte, die
Volkstumse Wurzeln
dens) zurückgelegt hat.
selbst vor dem Hause der Charitas nicht haltmachen wollten.
litzlich und erfreulich.
Es mag um die Jahre 89 bis 90 des vorigen Jahrhunderis
Jahre um Jahre sind über diesen breunenden Zeit= und
von der jüngsten Zeit
gewesen sein, mithin so eigentlich das, was man als „fin de
Streitfragen, wie sie sich in einem seiner Epoche weit voran¬
sißcle“ bezeichnete, da erregten innerhalb Wiens und meit
geeilten Dichterhirn und herzen spiegelten, verstrichen.
über die Gemarkung der verbündeten Kaiserstadt hinaus
Immer reifer, immer gütiger, immer duldsamer wurden
für tunlich befunden.
kurze dramatische Dialoge, die in dem sogenannten „Ana¬
die Erkenntnisse des großen Poeten, der, ein Weiser zu¬
kunst und Wissenschäft
tol=Zyklus“ zusammengefaßt waren, Beachtung, Auf¬
gleich, die um ihn kreisende Welt und Zeit mit seiner, keinen
demie mit eigenen
sehen, Sensation, und, nicht zu vergessen, die Entrüstung
Halt kennenden Meuschenliebe umspannte. Und immer
seinsbedingungen an¬
aller gesinnungstüchtigen, sittenstrengen Bürger diesseits
sublimer, immer verseinerter wurden seine künstlerischen
tstehung haben heftige
und ienseits der schwarz=gelben Pfähle. Wieso? Warum? —
Mittel, seine Ausdrucksformen. Seine Worte waren wie
Notwendigkeit dieser
Weil hier mit einer unendlichen Zartheit fallerdings auch
Filigrau, zartgliedrig, zierlich, ziseliert aus edelstem Metall.
Für und Wider in
Zärtlichkeit), Grazte Behutsamkeit und jeglichem Mangel
Keiner in deutschen Gauen konnte sich einer Sprachkunst be¬
an Heuchelei jene Dinge behandelt wurden, die man zwar
diskussionen verfochten
rühmen, die der seinen gleich gekommen wäre. Ja, seine
in aller Welt tut, aber von denen man dazumal in guter
Kunst am Worte ward immer erlauchter, erlesener, wie von
Ergebnis war die
ge
Gesellschaft noch nicht sprach. „Doch sollst du nie vor keuschen
jeglicher Erdenschwere befreit. Im ganzen deutschen Reiche
und man hat sich
Ohren neune, was keusche Herzen nicht entbehren können ...“
schrieb kaum ein anderer Dichter ein so gepflegtes, pretiöses.
beschadet der eigenen
Mit sonveräner Willens und Gewissensfreiheit hatte Schnitz¬
über den Menschen und Dingen gleichsam schmebendes
nd auch im Rahmen
ler die heiklen Fragen nom Entstehen und Vergehen des
Deutsch. Dergleichen kannte man allenfalls in Frankreich,
istigen Bestrebungen
Lebens und der Liebe behandelt. Er hatte das unverzeih¬
wo die Erziehung zur künstlerischen Form durch jahrhundert¬
den Anteil der deut¬
liche Verbrechen begangen, die verhüllten Bilder von Eros
alte Tradition Gesetz geworden. Es blieb auch gleich, welche
Würdigung und Be¬
und Hymen restlos zu entschleiern. Gewiß doch: man
Kunstgattungen Arthur Schnitzler gelegentlich bevorzugte: die
wußte wohl aus Volksliedern, die Bursch und Mädel son¬
tänzerische Seele seines Schaffens blieb all seinen Werken —
allem heißt es, das
mochten es Romane, Dramen oder die von ihm besonders ge¬
gen, ohne sich viel dabei zu denken, daß Scheiden und Mei¬
il zu berichtigen, daß
den weh tue. Und wenn man nicht mehr Bursch' und Mädel
liebte und meisterlich behereschte Form der Novelle sein —
ersetzend, will sagen.
war und den eigenen Nachwuchs vielleicht schon das weniger
zu eigen. Nur die Stoffe, denen er seine inkommensurable
sich daher besser dazu
überzeugende als überzeugte Märchen vom Klapperstorch
Kunst angedeihen ließ, pendelten allzeit zwischen den beiden
en. Auch unter den
Polen: Lebenerzeugende Liebe und Tod. Entstehen
lehrte, so ging man selbst in die Salon= und Ebebruchs¬
vertretenen Köpfen
dramen Pariser Imports, die damals geradg aufkamen,
und Vergehen, hin und her. Vielleicht war das ein bio¬
Rasse sind, wenn auch
unterhielt sich zwei Stunden hindurch fürbaß und kehrte als.
logischer Atavismus des elbst zum Mediziner Vorbestimmten.
er Analyse, syn¬
dann befriedigt heim, in dem Gefühl, daß solche Ruchlosigkeit
der einer Familie angesenener Aerzte entstammte. Aber¬
zu der eigenen beruflichen Anschauung des Heilkundigen, dem
eben nur an der Seine gedieh, daß man selbst soviel besser
ielen geneigt.
es an klinischen Einsichten und Vorbildern nicht gebrach, ge¬
war. und tat in der weiteren Folge so etwa, wie Arthur
sellte sich hier eben noch jene letzte künstlerische Intuition, die
Schnitzler eben in seinem Anatol=Zyklus, von allen guten
Göttern des „cant“ verlassen, geschildert hatte. „Niemand
ihn in der Ueberzeugung stärkte, daß Liebe und Tod virlleicht
litzler.
lügt soviel wie der Entrüstete“ hat Friedrich Nietzsche einmal
seltsame, aber keineswegs seltene Schlafgenosson sind.
gesagt. Run: die Wogen schlugen dazumal denn auch haus¬
In zahllosen Variationen hat Arthur Schnitzler die „ars
Wiener, ward mit Ing
#wandi“ eines eben zur Rüste gehenden, etwas bekadenten
hoch über den jungen Arthur herein. Was nicht hinderte,
gewählt.
Denn nur
und degenerierten Zeitalters abgewandelt. Er hat um Wahn
eder der jungen Korpo¬
daß jeder Mann (und jedes Weiblein erst recht) die kleinen
und Wähnen aller Liebenden gewußt; mochten seine Ge¬
zierlichen Bände kaufte und verschlang. Und da die Wahr¬
ttum in so schöpferi¬
stalten noch vor der Schwelle der Erfahrung, mitten im
bewirkt wie dieser Sohn
heit nicht aufzuhalten ist, so fraß sie sich auch durch den
knospenden „Frühlingserwachen“ stehen, oder mochten sie
Pfesserkuchenberg der deutsch=östereschischen Entrüstung hin¬
Rassen — die deutsche,
schon abwärtsschreiten, den „Einsamen Weg“ oder „Den
durch, und bald wagte die eine oder andere mutige junge
menflossen und vielleicht
Weg des Todes“ — wie er manche seiner dramatischen
Bühne, die harmlosesten der „Anatol“=Skizzen aufzuführen.
nns allzeit mit Liebe
Visionen genannt — in den Schatten und die Dämmerung
Der Dichter, unbekümmert um die Stürme, die ihn umbran¬
ole zu einer besonders
der Asphodeloswiesen hinab. Er hat nichts ungesagt ge¬
deten, dichtete unterdessen munter weiter und griff mit Vor#
Man hat oft und viel
lassen, hat keine noch so heimliche und geheime Nuance ver¬
bedacht immer etwas brenzlige Fragen an. In dem großen
schers“ gestritten; man
gessen. Jedoch, dieser Dichter, der eitel Nern und Seele, eitel
Roman: „Der Weg ins Freie“ zum Beispiel das
Abneigung entgegenge¬
Verständnis und Dulbsamkeit war, sagte alles mit so hauch¬
Problem des scheinbar gleichberechigten Inden innerhalb der
er gelangten dabin, den
seiner Zärtlichkeit, daß einem auch das Absurdeste selbstver¬
antifemitisch verseuchten Wiener Gesellschaft. Und er, der die
t zu negierein. Viel¬
ständlich ward. Absurd hingegen mußte unserer rauh und
Gegensätze, Reibungen und tödlichen Kränkungen, die „Zwi¬
tant eines Nationa
wölf Kronländern), statt schen den Rassen“ ausgetragen wurden, nicht nur vom Hören= roh gewordenen Gegenwart, die gründlich verkernt hatte,
enn
eenegenm
g#dereder
organisch gefügten Typus darzustellen vermochte. Und denn¬
Blute schmerzhaft erspüren mußte, er teilte mit salomonischer
noch, wenn auch ethnologisch ein Unsinn, eine contradietio in
demie.
Weisheit die Wiener Juden seiner Zeit in zwei
adjecto; körperlich, geistig, seelisch und moralisch hat es ihn
große Gruppen ein: in die eine, die immer in der Furcht
sittner.
trotzdem gegeben und gibt es ihn noch heute, den vielbefeh¬
lebte, bei ihrer sorglich verhehlten und durch reichliche Assi¬
bürger deutscher Nation
deten, scheinbar nicht exiftenten „Oesterreicher“. Niemand
milierung überzuckerten Abstammung meuchlings ertappt zu
hat das in schöneren, klareren und einleuchtenderen Worten
ermittelten Statistiken
werden, und in die andere, die jedem Neutralen und Unbe¬
zu beweisen gewußt als der „Auch=Oesterreicher“ Felir Sal¬
fangenen sofort mit dem satalen Bekenntnis zur eigenen
kal ein Prozent der ge¬
ten in seinem mit Herzblut geschriebenen Buche: „Das öster¬
Rasse ungefragt ins Gesicht sprang. Verleugnen oder Be¬
gen Deutschen Reiches.
reichische Antlitz“. Denn gerade jene vermeintlichen Mängel,
kennen: ein Drittes, nämlich harmloses Da=sein, selbstverstäus
iedensschluß von Ver¬
die in den Angen des pedantischen und unerbittlichen Volks=,
liches gutes Europäertum, gab es zu jenen Zeitläuften, da
kerte Gebiete deutschen
Sprach=, Stammes= und Geschichtsforschers dem Oesterreicher
der Antisemitismus im Reich wie in der habsburgischen
iche Elsaß=Lothringen,
anhafteten oder ihm überhaupt den Garaus machten, liehen
Monarchie in hellen Flammen stand, für den Juden, selbst
erhebliche Teile Ober¬
ihm in jedem vielleicht weniger buch= und buchstabengelehr¬
wenn er ein freier, künstlerisch schaffender Mensch war, noch
nd und andere Gebiete
#ten Sinn seine besondere Eigenart und seine individuellen,
nicht. Schnitzler hat sich mit diesem vitalen Problem der
unnachahmlichen Vorzüge. Künstler würden sich ruhig zu
hsprachigen Gébiete der
eigenen Existenz nur dieses eine Mal, dafür aber unter den
dem freudig bejahenden Wort „Reige“ versteigen. Denn
weitsichtigsten und kritischsten Auspizien auseinandergesetzt
archie blieb vorläufig
gerade, daß der besagte „Oesterreicher“ ein „sujet mixte“ war
und sein Roman fand neben der künstlerischen auch die mora¬
die etwaige staatliche
aus deutscher Herbheit, Kühle, Willenskraft und Selbstbe¬
lische Anerkennung des feindlichen wie des freundlichen
ozentsatz der jüdischen
herrschung sowie aus romanischer Formbegabung, musischer
Lagers. Er hatte unerschrocken mauch unliebsame Wahrheit
rt.
Trunkenheit und leichterer, beschwingterer, gleichsam tänze¬
gekündet; aber eben diese unerschrockene Wahrheitsliebe
en Kopfzahl der jüdi¬
rischer Lebensauffassung, zu guterletzt aber auch aus slavi¬
war es, die verblüsste und — siegte. Hüben und drüben
iger und lebenschaffen¬
scher Weichheit und Verträumtheit, Versonnenheit und Ver¬
Nachdem er diesen, seinen persönlichen Existenzkampf in
sponnenheit, nebst einer gegenstandslosen, um alle Dinge und
kulturellen Leben der
den urbauen Formen des „Oestreichers“ ein für allemal
Ereignisse des realen Lebens webenden und schwebenden
geführt hatte, griff seine junge draufgängerische Streiinatur,
pissenschaftlichen Diszi¬
Trauer und Wehmut, gab seinem Wesen jene letzte subtile
der Sturm und Drang des werdenden, wachsenden Ppeten.
enteste Vertreter. (Es
Verfeinerung, jene etwas moribunde Süße, die jungen, ein¬
alle verstaubten, vermoberten, ihn reaktionär dünkenden
nern, daß der erste
heitlichen, gegen fremde Einflüsse noch abgeschlossenen Böl¬
Justitutionen seiner engeren Heimat, die gleichzeitig die Rück¬
die unbestrittene In= tern sehlt. und ###wrlleicht den letzten, Ertraft, die
Bäzigleiten der gesamten „Kulturwelt in, sich schlosse, 1
urwelt diess# 1n
„tine Näcr“ der Meuschheit, schlechthin bedeuten. Und von
schäff Feschliffenen Waffen an. Verlogene Geschichteklitte¬
Inde, nämlich Alberr
diesen großen Volksverführeren, Rattenfängern wider Wil¬
rung in vielgespielten Bühnenstücken wie „Der grüne
ferischen Künsten hiel¬
len war Arthur Schnitzler, der Dichter, einer der verfüh¬
Kaladn“ und „Der junge Medardus“, militärische
rerischsten, bestechendsten.
Tete; ihr Einfluß auf
Ueverheblichkeit in seinem lange von der Zensur verbotenen
Einer wohlangesehenen Wiener Bürgersamilie entsprossen.
„Lentnant Gustl“, Hypokrisie des Familienlebens und
n auf den „Brettern.
wandte sich der früh erwachende Arthur vorerst dem in
der Familientyrannei in „Comtesse Mizzi oder der
hlestümlich genug, um
seinem Hause traditionellen, von Vater und Bruder ersola¬
Familientag“, „Liebelei“, „Der einsame Weg“.
zu bedürfen. Des¬
reich geübten ärztlichen Berufe zu. Aber er erkannte
„Das weite Land“
„Die letzten Masken“ und
der Publizistik ihres
bald, daß die exakte Wissenschaft ihn unbefriedigt ließ, und so
vielen anderen, über alle europäischen Bühnen im Triumph¬
fentlichen Mei¬
wechselte er, nachdem er zuvor noch den medizinischen Doktor¬
zug ziehenden Werken mehr. Einen Sturm des Beifalls wie
er noch eine unüber¬
grad in Ehren bestanden, schweisend und sehnsüchtig von Ana¬
der Empörung entfachte sein „Professor Bernhardi“,
tomie und Hörsaal zum lockenden, weil noch in ferner Hoheit
derer gibt, die weder
in dem er — inmitten des streng orthodoxen alten Oesterreichs
schimmernden Parnaß hinüber. Heute steht er auf dem Gip¬
— wagte, die Menschlichkeit wider das Dogma zu
jeder erneute Beweis
fel des heiligen Berges und weiß wohl kaum mehr, wie heiß
verteidigen, und in dem er noch einmal, aber gleichsam nur
tsche Jude in seinen
und schwer der Passionsweg war, den er (Passionsweg
leise, zart, abgetönt, wie ein milder Abglanz ehemaligen
igen Deutscher ist und
im zwiefachen Sinne der Leidenschaft und des Lei¬
Schmerzes, an die konfessionellen Gegensätze rührte, die
Volkstumse Wurzeln
dens) zurückgelegt hat.
selbst vor dem Hause der Charitas nicht haltmachen wollten.
litzlich und erfreulich.
Es mag um die Jahre 89 bis 90 des vorigen Jahrhunderis
Jahre um Jahre sind über diesen breunenden Zeit= und
von der jüngsten Zeit
gewesen sein, mithin so eigentlich das, was man als „fin de
Streitfragen, wie sie sich in einem seiner Epoche weit voran¬
sißcle“ bezeichnete, da erregten innerhalb Wiens und meit
geeilten Dichterhirn und herzen spiegelten, verstrichen.
über die Gemarkung der verbündeten Kaiserstadt hinaus
Immer reifer, immer gütiger, immer duldsamer wurden
für tunlich befunden.
kurze dramatische Dialoge, die in dem sogenannten „Ana¬
die Erkenntnisse des großen Poeten, der, ein Weiser zu¬
kunst und Wissenschäft
tol=Zyklus“ zusammengefaßt waren, Beachtung, Auf¬
gleich, die um ihn kreisende Welt und Zeit mit seiner, keinen
demie mit eigenen
sehen, Sensation, und, nicht zu vergessen, die Entrüstung
Halt kennenden Meuschenliebe umspannte. Und immer
seinsbedingungen an¬
aller gesinnungstüchtigen, sittenstrengen Bürger diesseits
sublimer, immer verseinerter wurden seine künstlerischen
tstehung haben heftige
und ienseits der schwarz=gelben Pfähle. Wieso? Warum? —
Mittel, seine Ausdrucksformen. Seine Worte waren wie
Notwendigkeit dieser
Weil hier mit einer unendlichen Zartheit fallerdings auch
Filigrau, zartgliedrig, zierlich, ziseliert aus edelstem Metall.
Für und Wider in
Zärtlichkeit), Grazte Behutsamkeit und jeglichem Mangel
Keiner in deutschen Gauen konnte sich einer Sprachkunst be¬
an Heuchelei jene Dinge behandelt wurden, die man zwar
diskussionen verfochten
rühmen, die der seinen gleich gekommen wäre. Ja, seine
in aller Welt tut, aber von denen man dazumal in guter
Kunst am Worte ward immer erlauchter, erlesener, wie von
Ergebnis war die
ge
Gesellschaft noch nicht sprach. „Doch sollst du nie vor keuschen
jeglicher Erdenschwere befreit. Im ganzen deutschen Reiche
und man hat sich
Ohren neune, was keusche Herzen nicht entbehren können ...“
schrieb kaum ein anderer Dichter ein so gepflegtes, pretiöses.
beschadet der eigenen
Mit sonveräner Willens und Gewissensfreiheit hatte Schnitz¬
über den Menschen und Dingen gleichsam schmebendes
nd auch im Rahmen
ler die heiklen Fragen nom Entstehen und Vergehen des
Deutsch. Dergleichen kannte man allenfalls in Frankreich,
istigen Bestrebungen
Lebens und der Liebe behandelt. Er hatte das unverzeih¬
wo die Erziehung zur künstlerischen Form durch jahrhundert¬
den Anteil der deut¬
liche Verbrechen begangen, die verhüllten Bilder von Eros
alte Tradition Gesetz geworden. Es blieb auch gleich, welche
Würdigung und Be¬
und Hymen restlos zu entschleiern. Gewiß doch: man
Kunstgattungen Arthur Schnitzler gelegentlich bevorzugte: die
wußte wohl aus Volksliedern, die Bursch und Mädel son¬
tänzerische Seele seines Schaffens blieb all seinen Werken —
allem heißt es, das
mochten es Romane, Dramen oder die von ihm besonders ge¬
gen, ohne sich viel dabei zu denken, daß Scheiden und Mei¬
il zu berichtigen, daß
den weh tue. Und wenn man nicht mehr Bursch' und Mädel
liebte und meisterlich behereschte Form der Novelle sein —
ersetzend, will sagen.
war und den eigenen Nachwuchs vielleicht schon das weniger
zu eigen. Nur die Stoffe, denen er seine inkommensurable
sich daher besser dazu
überzeugende als überzeugte Märchen vom Klapperstorch
Kunst angedeihen ließ, pendelten allzeit zwischen den beiden
en. Auch unter den
Polen: Lebenerzeugende Liebe und Tod. Entstehen
lehrte, so ging man selbst in die Salon= und Ebebruchs¬
vertretenen Köpfen
dramen Pariser Imports, die damals geradg aufkamen,
und Vergehen, hin und her. Vielleicht war das ein bio¬
Rasse sind, wenn auch
unterhielt sich zwei Stunden hindurch fürbaß und kehrte als.
logischer Atavismus des elbst zum Mediziner Vorbestimmten.
er Analyse, syn¬
dann befriedigt heim, in dem Gefühl, daß solche Ruchlosigkeit
der einer Familie angesenener Aerzte entstammte. Aber¬
zu der eigenen beruflichen Anschauung des Heilkundigen, dem
eben nur an der Seine gedieh, daß man selbst soviel besser
ielen geneigt.
es an klinischen Einsichten und Vorbildern nicht gebrach, ge¬
war. und tat in der weiteren Folge so etwa, wie Arthur
sellte sich hier eben noch jene letzte künstlerische Intuition, die
Schnitzler eben in seinem Anatol=Zyklus, von allen guten
Göttern des „cant“ verlassen, geschildert hatte. „Niemand
ihn in der Ueberzeugung stärkte, daß Liebe und Tod virlleicht
litzler.
lügt soviel wie der Entrüstete“ hat Friedrich Nietzsche einmal
seltsame, aber keineswegs seltene Schlafgenosson sind.
gesagt. Run: die Wogen schlugen dazumal denn auch haus¬
In zahllosen Variationen hat Arthur Schnitzler die „ars
Wiener, ward mit Ing
#wandi“ eines eben zur Rüste gehenden, etwas bekadenten
hoch über den jungen Arthur herein. Was nicht hinderte,
gewählt.
Denn nur
und degenerierten Zeitalters abgewandelt. Er hat um Wahn
eder der jungen Korpo¬
daß jeder Mann (und jedes Weiblein erst recht) die kleinen
und Wähnen aller Liebenden gewußt; mochten seine Ge¬
zierlichen Bände kaufte und verschlang. Und da die Wahr¬
ttum in so schöpferi¬
stalten noch vor der Schwelle der Erfahrung, mitten im
bewirkt wie dieser Sohn
heit nicht aufzuhalten ist, so fraß sie sich auch durch den
knospenden „Frühlingserwachen“ stehen, oder mochten sie
Pfesserkuchenberg der deutsch=östereschischen Entrüstung hin¬
Rassen — die deutsche,
schon abwärtsschreiten, den „Einsamen Weg“ oder „Den
durch, und bald wagte die eine oder andere mutige junge
menflossen und vielleicht
Weg des Todes“ — wie er manche seiner dramatischen
Bühne, die harmlosesten der „Anatol“=Skizzen aufzuführen.
nns allzeit mit Liebe
Visionen genannt — in den Schatten und die Dämmerung
Der Dichter, unbekümmert um die Stürme, die ihn umbran¬
ole zu einer besonders
der Asphodeloswiesen hinab. Er hat nichts ungesagt ge¬
deten, dichtete unterdessen munter weiter und griff mit Vor#
Man hat oft und viel
lassen, hat keine noch so heimliche und geheime Nuance ver¬
bedacht immer etwas brenzlige Fragen an. In dem großen
schers“ gestritten; man
gessen. Jedoch, dieser Dichter, der eitel Nern und Seele, eitel
Roman: „Der Weg ins Freie“ zum Beispiel das
Abneigung entgegenge¬
Verständnis und Dulbsamkeit war, sagte alles mit so hauch¬
Problem des scheinbar gleichberechigten Inden innerhalb der
er gelangten dabin, den
seiner Zärtlichkeit, daß einem auch das Absurdeste selbstver¬
antifemitisch verseuchten Wiener Gesellschaft. Und er, der die
t zu negierein. Viel¬
ständlich ward. Absurd hingegen mußte unserer rauh und
Gegensätze, Reibungen und tödlichen Kränkungen, die „Zwi¬
tant eines Nationa
wölf Kronländern), statt schen den Rassen“ ausgetragen wurden, nicht nur vom Hören= roh gewordenen Gegenwart, die gründlich verkernt hatte,