VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1925–1929, Seite 23

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Argus Suisse ei International de in Prese 8. Al.
23, Rue dit Rhöne - GENEVE
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Bureau International de coupures de journaux.
Tradactions de et en tontes langues.
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Fädische n
eben nur an Correspondants dans toutes ies grandes villes.
Arthur Schnitzler
war, und t
Schnitzler el
Extrait du Journal
Von Doris=Wiliner.
Judisch libersie
Göttern des
lügt sovi
Arthur Schnitzler, um dessen Haupt gegehwättig ein
zeitung
Adresse:
trauriger Glorienschein menschlichen Märtytertuns seinen
sche einmal g
BUR LIN 24-8-26
blassen Heiligenschein webt, wurde, obzwar ein echtbürtiger
über den ju
Date:
und echtblütiger Wiener, mit Fug vor etwa zwei Jahren
jedermann (1
in die Preußische Dichterakademie gewählt. Denn nur wenige,
Bände kauft
besonders begnadete Mitglieder der jungen Korporation haben
aufzuhalten
für das deutsche Schrifttum in so schöpferischem, bereichern¬
berg der deu
dem Sinne gewirkt, wie dieser Sohn der Donaustadt, der
wagte es die
vorgeschobensten Bastion gen Osten, in der vielfältige Rassen
losesten der,
die deutsche, die romanische, die slawische — zusammen¬
bekümmert 1
flossen und vielleicht eben oarum dem Charakter der von
unterdessen 1
etwas brenz Taxe d’inscript 1.50 — Tarif 0.40 p. coupure.
uns allzeit mit Liebe und Sehnsucht umfangenen Metropole
par 100 coupures Fr. 30.
zu einer besonders verführerischen Eigenart verhalfen. Man
„Der Weg
67 50
250
serer Eig Tarif réduit, payement
hat oft und viel über den Begriff des „Oesterreichers“,
130.—
d’avance sans période
500
gestritten; man hat ihm Wohlwollen oder Abneigung ent¬
regungen
„ " 250.—
de temps limitée.
1000
gegengebracht, und die konsequentesten Denker gelangten da¬
werte Le
hin, den Begriff als solchen überhaupt zu negieren. Vielleicht
beispielsweise
Or traite à forfait, au mois, an trimestre, à l’année
auch mit Recht, da der Repräsentant eines Nationalitäten¬
berechtigt
staates (mit zehn oder zwölf Kronländern) statt eines Na¬
Lisch vers
tionalstaates kaum je einen einheitlichen, organisch gefügten
Seetlags--SeidnngenundeTpott
Und er, der
lungen, die „zwischen den Rassen ausgetragen =wurdenzmnicht
nur vom Hörensagen kannte, sondern sie in seinem eigenen
tausendjährigen Blut schmerzhaft fühlte, er teilte mit salomo¬
nischer Weisheit die Wiener Juden seiner Blüte¬
zeit in zwei große Gruppen ein: in die eine,
die immer in der Frucht lebt, bei ihrer sorglich ver¬
Photographien
hehlten und durch reichliche Assimilierung überzucker¬
ten Abstammung meuchlings ertappt zu wer¬
den, und in die andere, die jedem Neutralen
von der Veltkonferenz
und Unbefangenen ungefragt sofort mit dem
Das Atelier Eiite, Leipziger Straße 119=20, teilt uns mit,
fatalen Bekenntnis zur eigenen Rasse ins
daß von den am Eröffnungsabend der Konferenz gemachten Aufnahmen
Gesicht springt, und durch diese unangebrachte Be¬
kennerwut (die von stolzem Bekennermut ebenso weit
noch Abzüge in Größe 18x24 à Mk. 1,— zu haben sind. Ebenso sind
entfernt ist wie die Verleugnungsmethode) den arglosen: Part¬
von Cl. G. Montefiore und Miß Montagu noch Bilder à Mk. 1,—
ner nur in eine unmotivierte Verlegenheit versetzt. Jahre
und Mk. 3,— vorrätig.
um Jahre sind über diesen brennenden Zeit= und Streit¬
Gleichzeitig weist das Atelier Elite darauf hin, daß Bilder der von
fragen, wie sie sich in einem seiner Epoche weit vorangeeilten
ihr aufgenommenen prominenten Persönlichkeiten der Konferenz in ihren
Dichterhirn und Herzen spiegelten, verstrichen.
Schaukästen zur Ausstellung kommen.
Arthur Schnitzlers Kunst am Worte aber ward immer
liebevoller, erlesener, wie von jeglicher Erdenschwere befreit.
Im ganzen deutschen Reiche schrieb kaum ein anderer Dichter
ein so gepflegtes, graziles, über den Menschen und Dingen

gleichsam schwebendes Deutsch. Dergleichen kannte man allen¬
falls in Frankreich oder Italien, wo die Erziehung zur
Typus darzustellen vermochte. Und dennoch, wenn auch ethno¬
künstlerischen Form durch jahrhundertealte Tradition Gesetz
logisch ein Unsinn, eine contradictio=in=adjecto: körperlich,
war. Es blieb auch gleich, welche Kunstgattungen Arthur
geistig, seelisch und moralisch hat es ihn trotzdem gegeben
Schnitzler gelegentlich bevorzugte; die tänzerische Seele seiner
und gibt es ihn noch heute, den vielumstrittenen, viel be¬
Schöpfungen blieb all seinen Werken — mochten es Romane,
fehdeten, scheinbar nicht existenten „Oesterreicher“. Niemand
Dramen oder die von ihm besonders geliebte und meisterlich
hat das in schöneren, klareren und überzeugenderen Worten
beherrschte Form der Novelle sein — zu eigen. Die Stoffe
zu beweisen gewußt, als der Auch=Oesterreicher Felix Salten
aber, denen er seine inkommsensurable Kunst angedeihen ließ,
in seinem mit Herzblut geschriebenen Buch: „Das österreichische
pendelten stets zwischen den beiden Polen: lebenerzeugende
Antlitz“. Denn gerade jene vermeintlichen Mängel, die in
Liebe und — Tod, Entstehen und Vergehen hin
den Augen des pedantischen und unerbittlichen Volks=, Sprach=,
und her. Vielleicht war das ein biologischer Atavismus des
Stammes= und Geschichtsforschers dem Oesterreicher anhafte¬
selbst zum Mediziner bestimmt Gewesenen, der einer Familie
ten oder überhaupt den Garaus machten, liehen ihm in
angesehener Aerzte entstammte. In seinem ausschließlich n
jedem vielleicht weniger buch= und buchstabengelehrten Sinn
der Sphäre zwischen Tod und Leben spielenden „Professor
seine besondere Eigenart und seine individuellen, unnach¬
Bernhardi“ packte er wieder mit kühner Hand die Tages¬
ähmlichen Vorzüge. Künstler würden sich ruhig zu dem
frage der konfessionellen „Zuständigkeit“ am
freudig bejahenden Wort: „Reize“ versteigen. Denn gerade,
Sterbebett an und entfachte durch seine milde gütige Toleranz,
daß der besagte „Oesterreicher“ ein „sujet mixte“ war, aus
die Schwester der echten Charitas, wieder einmal die Empö¬
deutscher Herbheit, Kühle, Willenskraft und Selbstbeherr¬
rung einer ebenso engstirnigen wie subalternen Widersacher¬
schung sowie aus romanischer Formbegabung, musischer
Gemeinde. Sie ließ ihn kühl. Konnte ihn kühl lassen, denn
Trunkenheit und leichterer, beschwingterer, gleichsam tänze¬
er wußte es besser. Zu der eigenen beruflichen Anschauung
rischer Lebensauffassung, zu guterletzt aber auch aus slawi¬
des Heilkundigen gesellte sich in Schnitzler immer mehr und
scher Weichheit und Verträumtheit, Versonnenheit und Ver¬
mehr jene letzte künstlerische Intuition, die ihn in der
sponnenheit, nebst einer gegenstandslosen, um alle Dinge
Ueberzeugung stärkte, daß Liebe und Tod vielleicht selt¬