VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1928–1931, Seite 67

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2. Cuttings
nsern Spargel aßen,
die Sendung und trug sie eigenhändig auf die leitete, aufgeführt, aber leider nur auf Grund
bts zwischen uns geschehn, Post. Nach wenigen Tagen kam ein Brief aus eines Mißverständnisses: Prosessor Friedrich
n ichs nicht am besten wüßte, der Redaktion, in dem der eingesandten Novelle glaubte nämlich, das Stück stamme von Arthurs
ählten, wer du bist,
hied dir das Händchen küßte,
„Mein Freund Ypsilon“ beträchtliches Lob ge= Vater und wollte durch die Aufführung dem be¬
n Nacken nie geküßt ...
spendet wurde, mit dem Versprechen, sie werde rühmten Arzt einen Gefallen erweisen. Man
demnächst erscheinen. Zum Schluß wurde vom kann sich vorstellen, wie erstannt Prof. Friedrich
essen! Die Komik dieses
Redakteur der Wunsch ausgesprochen, den Ver¬
beabsichtigte. Die Gewissen¬
war, als der junge Arthur Schnitzler bei den
er Dichter über das Menu
fasser in der Redaktion begrüßen zu können. Proben erschien. Die Aufführung wurde im
ht die hübsche Idee um, die
Arthur Schnitzler begab sich mit gemischten Ge= Mai desselben Jahrs im Josefstädter Theater
iegt.“
fühlen nach dem Bureau, wo er von Paul wiederholt. „Abschiedssouper“ kam im Juli
Goldmann, Mamroths Neffen und Vertreter, 1893 am Sommer=Theater in Ischl zur Auf¬
rkte etwas deprimierend empfangen wurde. Es erwies sich bald, daß sie
führung und „Das Märchen“ fiel am 1. Dezem¬
und er verschwor es sich, sowohl in Fragen der Kunst wie des Lebens ber 1893 am Deutschen Volkstheater in Wien
rbeit einer Zeitung ein= übereinstimmten und sie befreundeten sich so sang= und klanglos durch. Erst mit dem großen
chienen noch gegen Ende sehr, daß sie schon im Sommer desselben Jahres hErfolg der „Liebelei“ am Burgtheater im Okto¬
aphorismen“ und eine
eine gemeinschaftliche Fußreise unternahmen.
den vazierenden Gott“ in
ber 1895 wurde Schnitzlers Ruhm als Dichter
Außer den oben erwähnten Beiträgen von begründet.
schrift“. Und vom Jahre
Arthur Schnitzler erschien in diesen Jahren auch
demselben Familienblatt, eine der „Anatol“=Szenen in der „Schönen
vorher so schnöde gegen blauen Donau“. Vom Jahre 1891 an brachten
hatte, mehr als ein dann auch andere Zeitschriften Arbeiten von
hm, einige Novellen, ein
Schnitzler, so zum Beispiel die „Moderne Rund¬
einem Aufzug „Alkan¬
schau". „Die Gesellschaft", „Die freie Bühne“
aber Gedichte, die mit
und noch einige andere. Trotzdem konnte er für
seinen Anatol keinen Verleger finden und ließ
die „Schöne blaue
das Buch daher, wie auch später „Das Mär¬
Lothar zu verdanken,
chen“, auf eigene Kosten erscheinen.
reundschaftlich verkehrte.
Auch in seiner Bühnenlaufbahn hatte er zu
„OBSERVER'
beiden Füßen in der
jener Zeit keinen größeren Erfolg. Im Jahre
dungen mit allerlei Re¬
I. österr. behördl. konzessioniertes
1888 ließ er, auch auf eigene Kosten und auf
gar ein Theaterstück von Betreiben Rudolf Lothars, einen Einakter bei
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
aufgeführt worden. Bei O. F. Eirich als Bühnenmanuskript drucken.
WIEN, I., WOLLZEILE 11
ermunterte Lothar sei= Das Stück hieß „Das Abenteuer eines Lebens“
er
TELEPHON R-23-0-43
sein Glück zu ver= und sollte ursprünglich zur „Anatol“=Serie ge¬
wehrte sich, da man ja hören. Anatol, Mar, Cora und Gabriele kom¬
als Dilettant verhöhnt men darin vor. Im Feber 1891 wurde es im
Ausschnitt aus:
frei im Briefkasten ge= Volkstheater in Rudolfsheim — einem der
hab nicht nach, diktierte Außenbezirke Wiens — von den Schülern Pro¬
n die Feder, kuvertierte fessor Leo Friedrichs, der eine Schauspielschule!
Neues Wiener Tagblett, Wien
vom:
7. 0T. 1032
(Ein englisches Buch über Schuitzler.) „Wiens führende
iterarische Persönlichkeit“ heißt es auf dem Umschlag eines
ürzlich erschienenen Bandes, der einer analytischen Studie
des Amerikaners Sol Liptzins über Arthur Schnitzler gilt.
New=York, Prentice=Hall Inc.) Ein liebevoll, oft enthusiastisch
gefaßtes Buch, das Schnitzler wesensgemäß aus seiner Stadt
wachsen läßt als eine Erscheinung, die das Milien formte und
die durch ihr Persönliches die Zeit mitgestalten half, gerade
weil sie ihre dunkeln Ströme rauschen hörte. Sol Liptzin wirkt
am College der City of New=York und ist ein Freund Arthurg
Schnitzlers gewesen. Vom Standpunkt der andern Welt, in
sder er lebt, vermag er vielleicht besser als Nahgerückte das##
Typische des Dichters zu erfassen und fühlt den Zauber dieser
leise morbiden Ueberkultur besonders stark. Schnitzlers
Charaktere sind willensschwache Hamlet=Typen sagt Sol
Liptzin, sie begreifen zu viel, und dieses Verstehen hemmt das
Handeln. Darum handeln sie nicht. Schnitzler hat din
Schwanengesang des alten Oesterreich gesungen. „Er hielt in
seinen sanften Händen den letzten goldenen Schein unter¬
gehenden Glanzes. ...“ Und, fügt er hinzu, die ganz eigen¬
artige Atmosphäre Wiens träumt in seinen Romanen wie in
Schuberts Liedern oder in den Walzern von Strauß. Auch die
Melodien Schnitzlers, die dramatischen wie die epischen, werden
noch lange in unsern Ohren und in unsern Herzen fort¬
klingen. Vielleicht ist Sol Liptzin österreichischer Herkunft,
jedenfalls kennt er Schnitzler — was er sagt, ist meist sehr
fein, sehr klug —, und vor allem kennt er die Hamlet=Naturens#
der Wiener
h. t.
B