box 38/2
2. Guttings
OBSERVER“
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZELE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Prager Tagt#### Pras
DPr 1352
die Sendung und trug sie eigenhändig auf die leitete, auf
Und ganz ruhig unsern Spargel aßen
Otto P. Schinnerer:
Als wäre gar nichts zwischen uns geschehn, [Post Nach wenigen Tagen kam ein Brief aus eines M
Und wie, als wenn ichs nicht am besten wüßte, der Redaktion, in dem der eingesandten Novelle glaubte nä
Arthur Schnitziers Anfänge
Die Leute mir erzählten, wer du bist,
„Mein Freund Ypsilon“ beträchtliches Lob ge= Vater und
Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte,
rühmten
Seine erste Erstaufführung ein Irrtum.
spendet wurde, mit dem Versprechen, sie werde
Als hätt' ich deinen Nacken nie geküßt ...
demnächst erscheinen. Zum Schluß wurde vom kann sich v
Der Verlag S. Fischer hat in pietätvoller
Liebende, die Spargel essen! Die Komik dieses
war, als
Redakteur der Wunsch ausgesprochen, den Ver¬
Weise aus Arthur Schnitzlers Nachlaß seine frühen
Bildes war gewiß keine beabsichtigte. Die Gewissen¬
fasser in der Redaktion begrüßen zu können. Proben er
Novellen, die in Tageszeitungen, in der „Jugend“
haftigkeit mit welcher der Dichter über das Menu
und anderen Zeitschriften erschienen waren, ge¬
Arthur Schnitzler begab sich mit gemischten Ge= Mai desse
der Tafel berichtet, bringt die hübsche Idee um, die
sammelt und zu einem Band vereinigt unter dem
fühlen nach dem Bureau, wo er von Paul wiederholt
seinen Versen zugrunde liegt.“
Titel „Die kleine Komödie“ herausgegeben. Es
Goldmann, Mamroths Neffen und Vertreter, 1893 am
sind ganz reizende, teils humorvolle, eils tränen¬
Diese Erfahrung wirkte etwas deprimierend empfangen wurde. Es erwies sich bald, daß sie führung un
durchtränkte kurze Geschichten, in denen auch
auf den jungen Autor und er verschwor es sich, sowohl in Fragen der Kunst wie des Lebens ber 1893
schon die später so viel geübte Form des Selbst¬
gesprächs sich andeutet. Ein Schlußwort von
jemals wieder eine Arbeit einer Zeitung ein= übereinstimmten und sie befreundeten sich solsang= und
Schinnerer steuert kleine Züge zur Lebensbeschrei¬
sehr, daß sie schon im Sommer desselben Jahres rfolg der
zusenden. Trotzdem erschienen noch gegen Ende
bung Schnitzlers bei. Wir entnehmen ihm die fol¬
desselben Jahres „Aphorismen“ und eine
eine gemeinschaftliche Fußreise unternahmen, ster 1895
gende Stelle:
Skizze: „Er wartet auf den vazierenden Gott“ in
Außer den oben erwähnten Beiträgen von stegründet.
Während dieser Jahre war Schnitzler an der der „Deutschen Wochenschrift“. Und vom Jahre Arthur Schnitzler erschien in diesen Jahren auch
1889 an finden wir in demselben Familienblatt, eine der „Anatol“=Szenen in der „Schönen
Wiener Universität als Student der Medizin
inskribiert. Trotzdem er unverdrossen weiter= das sich einige Jahre vorher so schnöde gegen blauen Donau“ Vom Jahre 1891 an brachten
schrieb, hielt er sich von der Oeffentlichkeit fern, Schnitzler benommen hatte, mehr als ein dann auch andere Zeitschriften Arbeiten von
bis im Jahre 1885 seine Promotion zum Doktor Dutzend Beiträge von ihm, einige Novellen, ein
Schnitzler, so zum Beispiel die „Moderne Rund¬
der gesamten Heilkunde erfolgte Im Jahre dramatisches Gedicht in einem Aufzug „Alkan¬
schau“, „Die Gesellschaft", „Die freie Bühne“
1886 gründete Fedor Mamroth eine neue Zeit= dis Lied“, hauptsächlich aber Gedichte, die mit
und noch einige andere. Trotzdem konnte er für
schrift. „An der schönen blauen Donau“, die
„Anatol“ signiert waren.
seinen Anatol keinen Verleger finden und ließ
wegen ihres witzigen „Briefkastens“ sehr beliebt
das Buch daher, wie auch später „Das Mär¬
Die Einführung in die „Schöne blaue
wurde. Schnitzler sandte einige seiner Gedichte
chen“ auf eigene Kosten erscheinen.
Donau“ hatte er Rudolf Lothar zu verdanken,
ein. Sie wurden weder angenommen, noch zu¬
Auch in seiner Bühnenlaufbahn hatte er zu
mit dem er damals freundschaftlich verkehrte.
rückgewiesen, aber schon in der nächsten Num¬
jener Zeit keinen größeren Erfolg. Im Jahre
Lothar stand schon mit beiden Füßen in der
mer war eines dieser Gedichte im Briefkasten zu
1888 ließ er, auch auf eigene Kosten und auf
Literatur, hatte Verbindungen mit allerlei Re¬
lesen, mit folgendem Kommentar:
Betreiben Rudolf Lothars, einen Einakter bei
dakteuren, ja, es war sogar ein Theaterstück von
ihm in Baden bei Wien aufgeführt worden. Bei O. F. Eirich als Bühnenmanuskript drucken.
„Von den drei Gedichten gefiel uns das „Geheim¬
jedem Zusammentreffen ermunterte Lothar sei= Das Stück hieß „Das Abenteuer eines Lebens“
nis“ am besten. Wir veröffentlichen dasselbe an die¬
nen Freund, doch wieder sein Glück zu ver= und sollte ursprünglich zur „Anatol“=Serie ge¬
ser Stelle, weil es einen pathologischen Zug enthalt,
suchen, aber Schnitzler wehrte sich, da man ja hören. Anatol, Max, Cora und Gabriele kom=
der vielleicht dem einen oder dem andern unserer
dilettierenden Poeten zur Lehre dient. Das Gedicht
doch als Unbekannter, als Dilettant verhöhnt men darin vor. Im Feber 1891 wurde es im
oder bestenfalls honorarfrei im Briefkasten ge= Volkstheater in Rudolfsheim — einem der
lautel:
druckt werde. Lothar gab nicht nach diktierte Außenbezirke Wiens — von den Schülern Pro¬
Wir wir so still an einem Tische saßen,
Schnitzler einen Brief in die Feder, kuvertiertel fessor Leo Friedrichs, der eine Schauspielschuleg
Als hätten wir uns früher nie gesehn,
—
2. Guttings
OBSERVER“
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZELE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Prager Tagt#### Pras
DPr 1352
die Sendung und trug sie eigenhändig auf die leitete, auf
Und ganz ruhig unsern Spargel aßen
Otto P. Schinnerer:
Als wäre gar nichts zwischen uns geschehn, [Post Nach wenigen Tagen kam ein Brief aus eines M
Und wie, als wenn ichs nicht am besten wüßte, der Redaktion, in dem der eingesandten Novelle glaubte nä
Arthur Schnitziers Anfänge
Die Leute mir erzählten, wer du bist,
„Mein Freund Ypsilon“ beträchtliches Lob ge= Vater und
Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte,
rühmten
Seine erste Erstaufführung ein Irrtum.
spendet wurde, mit dem Versprechen, sie werde
Als hätt' ich deinen Nacken nie geküßt ...
demnächst erscheinen. Zum Schluß wurde vom kann sich v
Der Verlag S. Fischer hat in pietätvoller
Liebende, die Spargel essen! Die Komik dieses
war, als
Redakteur der Wunsch ausgesprochen, den Ver¬
Weise aus Arthur Schnitzlers Nachlaß seine frühen
Bildes war gewiß keine beabsichtigte. Die Gewissen¬
fasser in der Redaktion begrüßen zu können. Proben er
Novellen, die in Tageszeitungen, in der „Jugend“
haftigkeit mit welcher der Dichter über das Menu
und anderen Zeitschriften erschienen waren, ge¬
Arthur Schnitzler begab sich mit gemischten Ge= Mai desse
der Tafel berichtet, bringt die hübsche Idee um, die
sammelt und zu einem Band vereinigt unter dem
fühlen nach dem Bureau, wo er von Paul wiederholt
seinen Versen zugrunde liegt.“
Titel „Die kleine Komödie“ herausgegeben. Es
Goldmann, Mamroths Neffen und Vertreter, 1893 am
sind ganz reizende, teils humorvolle, eils tränen¬
Diese Erfahrung wirkte etwas deprimierend empfangen wurde. Es erwies sich bald, daß sie führung un
durchtränkte kurze Geschichten, in denen auch
auf den jungen Autor und er verschwor es sich, sowohl in Fragen der Kunst wie des Lebens ber 1893
schon die später so viel geübte Form des Selbst¬
gesprächs sich andeutet. Ein Schlußwort von
jemals wieder eine Arbeit einer Zeitung ein= übereinstimmten und sie befreundeten sich solsang= und
Schinnerer steuert kleine Züge zur Lebensbeschrei¬
sehr, daß sie schon im Sommer desselben Jahres rfolg der
zusenden. Trotzdem erschienen noch gegen Ende
bung Schnitzlers bei. Wir entnehmen ihm die fol¬
desselben Jahres „Aphorismen“ und eine
eine gemeinschaftliche Fußreise unternahmen, ster 1895
gende Stelle:
Skizze: „Er wartet auf den vazierenden Gott“ in
Außer den oben erwähnten Beiträgen von stegründet.
Während dieser Jahre war Schnitzler an der der „Deutschen Wochenschrift“. Und vom Jahre Arthur Schnitzler erschien in diesen Jahren auch
1889 an finden wir in demselben Familienblatt, eine der „Anatol“=Szenen in der „Schönen
Wiener Universität als Student der Medizin
inskribiert. Trotzdem er unverdrossen weiter= das sich einige Jahre vorher so schnöde gegen blauen Donau“ Vom Jahre 1891 an brachten
schrieb, hielt er sich von der Oeffentlichkeit fern, Schnitzler benommen hatte, mehr als ein dann auch andere Zeitschriften Arbeiten von
bis im Jahre 1885 seine Promotion zum Doktor Dutzend Beiträge von ihm, einige Novellen, ein
Schnitzler, so zum Beispiel die „Moderne Rund¬
der gesamten Heilkunde erfolgte Im Jahre dramatisches Gedicht in einem Aufzug „Alkan¬
schau“, „Die Gesellschaft", „Die freie Bühne“
1886 gründete Fedor Mamroth eine neue Zeit= dis Lied“, hauptsächlich aber Gedichte, die mit
und noch einige andere. Trotzdem konnte er für
schrift. „An der schönen blauen Donau“, die
„Anatol“ signiert waren.
seinen Anatol keinen Verleger finden und ließ
wegen ihres witzigen „Briefkastens“ sehr beliebt
das Buch daher, wie auch später „Das Mär¬
Die Einführung in die „Schöne blaue
wurde. Schnitzler sandte einige seiner Gedichte
chen“ auf eigene Kosten erscheinen.
Donau“ hatte er Rudolf Lothar zu verdanken,
ein. Sie wurden weder angenommen, noch zu¬
Auch in seiner Bühnenlaufbahn hatte er zu
mit dem er damals freundschaftlich verkehrte.
rückgewiesen, aber schon in der nächsten Num¬
jener Zeit keinen größeren Erfolg. Im Jahre
Lothar stand schon mit beiden Füßen in der
mer war eines dieser Gedichte im Briefkasten zu
1888 ließ er, auch auf eigene Kosten und auf
Literatur, hatte Verbindungen mit allerlei Re¬
lesen, mit folgendem Kommentar:
Betreiben Rudolf Lothars, einen Einakter bei
dakteuren, ja, es war sogar ein Theaterstück von
ihm in Baden bei Wien aufgeführt worden. Bei O. F. Eirich als Bühnenmanuskript drucken.
„Von den drei Gedichten gefiel uns das „Geheim¬
jedem Zusammentreffen ermunterte Lothar sei= Das Stück hieß „Das Abenteuer eines Lebens“
nis“ am besten. Wir veröffentlichen dasselbe an die¬
nen Freund, doch wieder sein Glück zu ver= und sollte ursprünglich zur „Anatol“=Serie ge¬
ser Stelle, weil es einen pathologischen Zug enthalt,
suchen, aber Schnitzler wehrte sich, da man ja hören. Anatol, Max, Cora und Gabriele kom=
der vielleicht dem einen oder dem andern unserer
dilettierenden Poeten zur Lehre dient. Das Gedicht
doch als Unbekannter, als Dilettant verhöhnt men darin vor. Im Feber 1891 wurde es im
oder bestenfalls honorarfrei im Briefkasten ge= Volkstheater in Rudolfsheim — einem der
lautel:
druckt werde. Lothar gab nicht nach diktierte Außenbezirke Wiens — von den Schülern Pro¬
Wir wir so still an einem Tische saßen,
Schnitzler einen Brief in die Feder, kuvertiertel fessor Leo Friedrichs, der eine Schauspielschuleg
Als hätten wir uns früher nie gesehn,
—