VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1931–1933, Seite 24

2. Cuttings
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ent Preie Pie.
10. M
Reuestem Buchertisch
(Französische Bücher von Oesterreichern und über
Oesterreich.) Unser Pariser Korrespondent schreibt uns: In
einer Studie der Berliner Monatsschrift „Die Literatur“ wurde
gezeigt, daß Frankreich seit der Zeit der Klassik und der
Romantik, seit rund hundert Jahren also, sich deutschen Geistes¬
werken gegenüber nicht mehr in gleicher Weise abschloß wie in den
letzten fünf Jahren. Einen sehr beträchtlichen Raum, weit größer,
als er dem Anteil an dem gesamtdeutschen Geistesschaffen ent¬
spricht, hat dabei das österreichische Schrifttum eingenommen. Von
den Aelteren wurden Grillparzer und Lenau neu übersetzt.
Es ist kaum ein Zufall, daß es ein Oesterreicher war, der unter
den deutschen Dichtern nach dem Kriege zuerst und am tiefsten ins
französische Geistesleben eingedrungen ist: R. M. Rilke. Von
Arthur S
Ar, einem der wenigen deutschen Autoren, die
schon vor dem Kriege übersetzt wurden, ist später fast das Gesamt¬
werk französisch erschienen. Im letzten Jahre hat das Interesse für
Oesterreich und österreichische Autoren noch zugenommen. Zu den
erfolgreichsten Büchern des Vorjahres gehört „Marie=Antoinette“
von Stefan Zweig, dessen Werke fast ausnahmslos französisch
vorliegen. Aus der schönen Literatur seien die zuletzt erschienenen
Uebersetzungen von Josef Roths „Radetzkymarsch" und Lernet¬
Holenias „Jo und der Herr zu Pferde“ genannt. Starkes
Interesse ist der österreichischen Geschichte und Politik zugewendet.
Bei Grasset ist ein Band des Briefwechsels zwischen Kaiserin
Maria Theresia und ihrer Tochter, der französischen Königin Marie
Antoinette, erschienen. Ein zweiter Band wird demnächst folgen.
Eine wertvolle historische Arbeit hat der in Wien lebende Franzose
Robert André in seinem Werk „L'idée nationale Autrichienne
et les guerres de Napoléon“ (Alcan) geliefert. Ueber die Zeit Kaiser
Franz Josefs liegen die beiden Bücher von Tschuppik über
Franz Josef und Kaiserin Elisabeth vor. Der Franzose Maurice
Muret hat dem Erzherzog Franz Ferdinand eine Monographie
gewidmet (Grasset). Kraliks „Geschichte der Stadt Wien“ liegt
ebenfalls in Uebersetzung vor. Von Allizé, der 1919 als erster
französischer Diplomat nach dem Kriege mit einer Mission in
Oesterreich betraut war, wurden die Erinnerungen („Ma mission
à Vienne“ (Plon) von seiner Witwe herausgegeben. Ein grund¬
legendes Werk der politischen Wissenschaft hat der frühere
Generalsekretär der Donaukommission, G. Demorgny, in
seinem „Danube et Adriatique“ (Loviton) veröffentlicht. Henri
Béraud, der schon vor zwei Jahren ein Buch mit Eindrücken
aus Oesterreich erscheinen ließ, legte vor kurzem eine Reportage
über die jüngsten Vorgänge „Vienne, elef du monde“ (Edition de
France) vor.
A. R. (Paris).