VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 1

box 38/4
2. Cuttings

ME
sen gefunden zu haben, so soll Dieser aber prakticirt die von ihm aufbewahrte Ringhälfte Sieg ried durchschreitet furchtlos den Feuerkreis und be¬
Ringes, den er am Finger heimlich in einen Trinkbecher, und wie Luise das glänzende kämpft den grausen Lindwurm; Hans jedoch begnügt sich
n der Ring nach drei Jahren
Gold erblickt, weiß sie endlich, woran sie ist. Mit dem Jubel damit, an der Seite seiner Kameraden zu fechten und die
at, dann ist die Strafe abge¬
des Liebespaares schließt die Handlung der Oper.
Höllenkessel für Andere zu heizen. Und was den Beweis
glückliche in eine Bärenhaut
Eine sogenannte Moral läßt sich aus dem „Bären= von Courage betrifft, der etwa in dem höllischen Dienstver¬
ausgeworfen. Aber einen Sack
häuter“ kaum herausfinden, es wäre denn die, daß auch ein trage zu suchen wäre, so weiß Jeder, der wie Hans an
nhäuter doch mit auf den Weg
Ungewaschener eine Liebste gewinnen und als Braut heim= Teufel und Teufelsmacht glaubt, daß nur Verzweiflung
zweiten Act) beim Dorfwirthe
führen kann, vorausgesetzt, daß ihr Herz mitleidig und treu
oder wahnsinnige Vermessenheit, niemals aber der ehrliche
den tief in der Kreide steckenden
ist und er für einen verwunschenen Prinzen gehalten wird.
Muth eines tapferen Mannes mit der Hölle pactirt. Am
inze auslöst, steigt der anfangs Sogar von polemischer Tendenz scheint in dem Wagner= allerwenigsten wird Hans von saustischen Ideen geplagt, er
Ansehen, man hält ihn fürschen Werke nichts zu stecken, obwohl die Handlung auf den
will ja bloß sein Leben fristen.
der Bürgermeister sagt ihm elassischen Boden von Bayreuth übertragen ist und Momente
drei Töchter zu. Hans erhält
enthält, welche im Sinne einer tendenziösen Spitze gedeutet
kennen zu lernen, wird aber
werden könnten, falls man eben deuten will. Für mich
### Vom Burgtheater.
wegen von zweien ver= aber haben Deutungen und Symbole bei der Beurtheilung
, weist ihn nicht sofort ab.
Ich frage nicht, was Hugo v. Hofmannsthal mit
eines Kunstwertes keinen Reiz; ich stelle mich einem Drama
äuen bemerkt, fühlt Mitleid
nie anders als mit voller Naivetät gegenüber und lasse es
seinem Abenteurer wollte. Hofmannsthal's Commentatoren
en die rohen Bauernburschen
und Entdecker,*) die nicht nur ihn selbst, sondern jedesmal
durch das, was es an sich selbst ist und durch sich selbst zu
lich auch nicht, die bedeutungs¬
sagen weiß, auf mich wirken.
auch den Sinn seiner neueren Gedichte zu entdecken hatten,
Hand zu empfangen. Hiemit
werden mir sofort ein Capitel vom Uebermenschen erzählen.
Ich sehe im „Bärenhäuter“ nichts als ein recht artiges
uter die dreijährige Probezeit
Wie wenig der Abenteurer aber den Menschen „über“ ist,
Volksmärchen. Die Sprache der Wagner'schen Bearbeitung
Es sich für sie darum handle,
wird uns klar, wenn wir ihn, was nahe liegt, etwa mit
klingt anfangs sehr trocken und hölzern, spielt dann zeit¬
nschenen zu erlösen. Von den
weilig ein bischen mit Stabreimen und „tetralogischen“ Don Juan vergleichen. Und Don Juan ist nur eine
ms erfährt man leider gar Stylblüthen, erhebt sich aber im dritten Act zu schöner Oper, eine alte dazu. Aber selbst der Don Juan der Oper,
Zwischenact, und bei Beginn
Einfachheit und warmer Innigkeit. Wenn es aber kaum den auch sein Dämon immer in den Kreis der Rächer
nur, daß Alles gut abgelaufen
möglich ist, im „Värenhäuter“ das beliebte „fabula docet“ zieht, singt nur eine Arie; das ist bezeichnend eine Cham¬
Tagesanbruch in einem Walde
zu finden, so muß man doch jedenfalls nach der Grund= pagner=Arie. Der Abenteurer declamirt aber fortwährend
ltig gesäubert, gestriegelt und
stimmung der ganzen Dichtung fragen, und da Hans Kraft Arien, als wenn er nur eben ein verfolgter Lyriker wäre.
usuchen. Nur muß er vorhernicht nur die Bärenhaut, sondern auch das ganze Drama zu Wie der Abenteurer den Campanile um und um in Rosen
feder erscheinenden „Fremden“ tragen hat, so ist sein Charakter maßgebend für den und Narcissen wickeln möchte, so will Hugo v. Hofmanns¬
lafende Besatzung der nahen Grundton der Handlung. Dieser Charakter ist nun ein Ge¬
thal seine Stücke um und um in Verse wickeln. Diesem
—.—
einer Ueberrumpelung durch misch von Heiterkeit und Ernst; es wäre gefehlt, die
*) Die ersten Gedichte Hofmannsthal's hat Dr. Paul Gold¬
Rechtzeitig erwachend, schlagen komischen Momente ins Possenhafte zu verzerren, noch mehr
[mann, damals literarischer Pfadfinder in Wien, in der Zeitschrift
st Muffel den Feind zurück, aber, das Ernste tragisch zu nehmen. Hans mag einordent¬
AAn der blauen Donau“ veröffentlicht. Er hat zuerst für Hofmanns¬
hpfenden viel Ehre erwächst.licher Soldat gewesen sein, aber was man von ihm zu
#hal's und Schnitzler's Anfänge gewirkt Später wurden beide Dichter
u seiner Luise, die in dem
sehen bekommt, ist weit entfernt vom Heroenthum. Ich be¬
den „Entdeckungen“ Hermann Bahr's zugezählt, der klugerweise von
jeher alle Nummern im literarischen Glücksspiel besetzte und sich
eiflicherweise den gräulichen, greife nicht, wie ein Kritiker in ihm eine Geistesverwandt= dann leicht den Spaß machen konnte, bei jeder Ziehung auch alle
ehedem nicht wiedererkennt. schaft mit Siegfried dem Drachentödter entdecken konnte.] Haupt= und Nebentreffer für sich zu reclamiren.