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2. Cuttings
Zwecke genügt ein Stückchen Casanova mit einem Schluß=sais etwa Vutoria, der Abenteurer oder Venier, Anderes, Schalnassar allzu reich und der arme S
witz. Sind wir am Schlusse, so sagen wir verblüfft und aber nicht anders. Es ist bei Allen Hofmannsthal's „gebildete! Es ist Alles mit kühler Berechnung bie
lichkeit übertrieben, auf die Spitze get
Sprache“, die für ihn dichtet und für sie denkt.
doch erfreut: Welch ein Dichter! . . . Das Ergebniß ist
Ein Feuergeist wie Kainz hat den Abenteurer inschärfsten Contrast gestellt; man weiß off
für diesen ehrenvoll, aber doch zu persönlich. Man möchte
Berlin gerettet. In Wien hat einzig Frau Hohenfels eder Caricatur. Was längst hätte komn
im Theater doch lieber rufen: Welch ein Stück! Daß eine
schöne, edle, reine Sprache und echte dramatische Wirkung als Vittoria dem Dichter geholfen. Die Aufführung war zu spät und was später hätte geschehen
gegen das Werk gerichtet, Herr Hartmann weibisch, sogleich. Diese Gegensätze und Widerspri
sich durchaus nicht ausschließen, zeigt Grillparzer selbst, der
süßlich, unverständlich, hilflos, ohne Halt; Herr Frank die dankenswerthe Aufgabe einer ästh
uns mit Goethe und Shakespeare in diesen Tagen aus¬
nicht einmal einer gewöhnlichen Ohnmacht mächtig; im Uebrigen führung gewesen. Die Worte Sonnen
drücklich als „Nachbar“ Hofmannsthal's vorgestellt wurde.
Ein Schauspielhaus ist kein Versehaus. Ich glaube, ein Ensemble, welches zerwirft und spaltet. Die jetzige seiner innersten Natur; aber einer
man ist's der Kunst und auch dem jungen Dichter selbst Direction ist nicht fähig, aus Theilen ein Ganzes zu bilden. Salböl seiner Rede nicht maßlos zu ver
schuldig, das zu sagen. Hätte er in jungen Jahren mit Es steht Jeder für sich da, sie führen Alle isolirte Reden, Künstler und Meister gewiß gefolgt.
hat sich wahrscheinlich begnügt, Nachts
ungefügen Worten uns fortgerissen über harte Knüppel= als wäre Jeder selbst Regisseur, selbst Director, selbst Dichter.
schreiben: Sonnenthal heute ausgezeich
dämme, so stünde seine dichterische Zukunft uns klarer vor Dem Burgtheater ist ein Zusammenspiel, wie es das Volks¬
und allzu breit. Das Burgtheater gen
der Seele. Es ist gefährlich, so glatt und weise, mit Um=theater heute bietet, unerreichbar; es wird Alles auseinander¬
getrieben. Die vornehme kritische Vergangenheit des Directors Kritiken, welche Director Schlenther
gehung natürlichen Fühlens zu beginnen. Hofmannsthal's
wunderschöne Verse fließen wie an kalten Marmorwänden Schlenther ließe vermuthen, daß auch er dieses empfindet. hineinsingt. Es hat wohl nie einen beau
nieder. Vielleicht steht wirklich unsere Zeit auf dem Kopfe, Er hat aber nicht den Muth oder nicht die Kraft, wohl gar läiter gegeben, als Dr. Schlenther, di
Freien Bühne spricht, in seiner Wirksat
vielleicht ringt sich Hugo von Hofmannsthal, einer unserer nicht den Willen, auf die Einzelnen zu wirken und das Ganze
Inschallah des Ortentalen nicht hinau
Begabtesten, wie die Großen alle durch Temperament zur zusammenzuhalten. Es ist als ob ihn die Vossische zur stillen
seiner Sorglosigkeit dürfte Fräulein 9
Schönheit gelangten, von der Schönheit zum Temperament Beobachtung des Burgtheaters nach Wien entsendet hätte.
Director Schlenther hat dieses bilds
durch. Vielleicht läßt sich stille Gluth, Feuer, Temperament Mit Gastspielen, wie jüngst Else Lehmann als Hanne Schäl,
Burckhard's Händen empfangen; es sch
in unserer Zeit wie eine Sprache erlernen und erlesen... Hugo degradirt Herr Schlenther das Burgtheater vollends zu einer
i Hofmannsthal als Dichter achtet auf zu viele Dinge, Art Filiale des „Deutschen Theaters“ in Berlin. Auf demwerden um sich frei und leicht zu ent#
In beobachten zu können wie etwa Arthur Schnitzler, das allergefährlichsten Wege geht so Schlenther den Idealen eines zeigte sich Frl. Medelsky aber stark verw
vollen Hauses nach. Er hat den Besitzstand seit Burckhard sich mit Gesichtsverzerrungen, mit ung
ungleich kräftigere, natürlichere, mehr wurzelechte Talent.
Hofmannsthal's Figuren muß man hören, Schnitzler's nur verringert, keine einzige namhafte Kraft gewonnen. Man den Sinn der Rolle gewaltsam zur Trag
Gestalten kann man sehen; auch mit dem inneren Auge denke! Das Wiener Burgtheater oder eigentlich Herr dann wieder und krallte sich katzenartig
leibhaftig sehen. Hofmannsthal hat seine Dichtungen auf Schlenther zitiert, wenn Herr Devrient verreist, derselbe daß sie ganz unverständlich wurde.
den dramatischen Boden verpflanzt, Schnitzler's Dichtungen! Devrient, welcher als Assad in der „Hochzeit der Sobelde“ hatte sie ihre Laufbahn begonnen! Heu#
sind aus diesem gewachsen. Ein Schnitzler'scher Dialog ist mit starrer Miene, ohne die geringste Antheilnahme, ohne auf Wegen der Unnatur; umsomehr ##
nie Selbstzweck oder gar Verszweck; er muthet so natürlich eine Ahnung dessen, was er zu leisten hätte, die Anderen um Organ, ihr ganzes Wesen ist. Talente
an, als könnten diese Leute mit diesem Fühlen und an sich herum spielen läßt. Durfte der Director gestatten, daß Sache einer Bequemlichkeitsnatur, aber
dieser Stelle nicht anders als gerade diese Rede führen. so die gefährlichste Situation, das Zusammentreffen Assad's erhalten und zu pflegen, wäre gewiß
Er holt die Reden aus den Menschen, Hofmannsthal und der Sobelde, im zweiten Act völlig preisgegeben werde? und geringste Forderung, welche die 1
geprüften Burgtheaters zu erfüllen hät
Die „Hochzeit der Sobelde“ häuft dichterische Dinge
belegt diese mit Reden. In Schnitzler's Natürlichkeit —
ohne den scharfen Beigeschmack des Naturalismus — liegt von außerordentlicher, blendender Schönheit an. Aber der
vollendete, meisterliche Kunst. Nun redet bei Hofmannsthal gute Kaufmann ist allzu gut; die wahre Sobelde ist allzu
die Sobelde, der reiche Kaufmann oder Assad wohl Anderes wahr; der schlechte Assad ist allzu schlecht; der reiche
2. Cuttings
Zwecke genügt ein Stückchen Casanova mit einem Schluß=sais etwa Vutoria, der Abenteurer oder Venier, Anderes, Schalnassar allzu reich und der arme S
witz. Sind wir am Schlusse, so sagen wir verblüfft und aber nicht anders. Es ist bei Allen Hofmannsthal's „gebildete! Es ist Alles mit kühler Berechnung bie
lichkeit übertrieben, auf die Spitze get
Sprache“, die für ihn dichtet und für sie denkt.
doch erfreut: Welch ein Dichter! . . . Das Ergebniß ist
Ein Feuergeist wie Kainz hat den Abenteurer inschärfsten Contrast gestellt; man weiß off
für diesen ehrenvoll, aber doch zu persönlich. Man möchte
Berlin gerettet. In Wien hat einzig Frau Hohenfels eder Caricatur. Was längst hätte komn
im Theater doch lieber rufen: Welch ein Stück! Daß eine
schöne, edle, reine Sprache und echte dramatische Wirkung als Vittoria dem Dichter geholfen. Die Aufführung war zu spät und was später hätte geschehen
gegen das Werk gerichtet, Herr Hartmann weibisch, sogleich. Diese Gegensätze und Widerspri
sich durchaus nicht ausschließen, zeigt Grillparzer selbst, der
süßlich, unverständlich, hilflos, ohne Halt; Herr Frank die dankenswerthe Aufgabe einer ästh
uns mit Goethe und Shakespeare in diesen Tagen aus¬
nicht einmal einer gewöhnlichen Ohnmacht mächtig; im Uebrigen führung gewesen. Die Worte Sonnen
drücklich als „Nachbar“ Hofmannsthal's vorgestellt wurde.
Ein Schauspielhaus ist kein Versehaus. Ich glaube, ein Ensemble, welches zerwirft und spaltet. Die jetzige seiner innersten Natur; aber einer
man ist's der Kunst und auch dem jungen Dichter selbst Direction ist nicht fähig, aus Theilen ein Ganzes zu bilden. Salböl seiner Rede nicht maßlos zu ver
schuldig, das zu sagen. Hätte er in jungen Jahren mit Es steht Jeder für sich da, sie führen Alle isolirte Reden, Künstler und Meister gewiß gefolgt.
hat sich wahrscheinlich begnügt, Nachts
ungefügen Worten uns fortgerissen über harte Knüppel= als wäre Jeder selbst Regisseur, selbst Director, selbst Dichter.
schreiben: Sonnenthal heute ausgezeich
dämme, so stünde seine dichterische Zukunft uns klarer vor Dem Burgtheater ist ein Zusammenspiel, wie es das Volks¬
und allzu breit. Das Burgtheater gen
der Seele. Es ist gefährlich, so glatt und weise, mit Um=theater heute bietet, unerreichbar; es wird Alles auseinander¬
getrieben. Die vornehme kritische Vergangenheit des Directors Kritiken, welche Director Schlenther
gehung natürlichen Fühlens zu beginnen. Hofmannsthal's
wunderschöne Verse fließen wie an kalten Marmorwänden Schlenther ließe vermuthen, daß auch er dieses empfindet. hineinsingt. Es hat wohl nie einen beau
nieder. Vielleicht steht wirklich unsere Zeit auf dem Kopfe, Er hat aber nicht den Muth oder nicht die Kraft, wohl gar läiter gegeben, als Dr. Schlenther, di
Freien Bühne spricht, in seiner Wirksat
vielleicht ringt sich Hugo von Hofmannsthal, einer unserer nicht den Willen, auf die Einzelnen zu wirken und das Ganze
Inschallah des Ortentalen nicht hinau
Begabtesten, wie die Großen alle durch Temperament zur zusammenzuhalten. Es ist als ob ihn die Vossische zur stillen
seiner Sorglosigkeit dürfte Fräulein 9
Schönheit gelangten, von der Schönheit zum Temperament Beobachtung des Burgtheaters nach Wien entsendet hätte.
Director Schlenther hat dieses bilds
durch. Vielleicht läßt sich stille Gluth, Feuer, Temperament Mit Gastspielen, wie jüngst Else Lehmann als Hanne Schäl,
Burckhard's Händen empfangen; es sch
in unserer Zeit wie eine Sprache erlernen und erlesen... Hugo degradirt Herr Schlenther das Burgtheater vollends zu einer
i Hofmannsthal als Dichter achtet auf zu viele Dinge, Art Filiale des „Deutschen Theaters“ in Berlin. Auf demwerden um sich frei und leicht zu ent#
In beobachten zu können wie etwa Arthur Schnitzler, das allergefährlichsten Wege geht so Schlenther den Idealen eines zeigte sich Frl. Medelsky aber stark verw
vollen Hauses nach. Er hat den Besitzstand seit Burckhard sich mit Gesichtsverzerrungen, mit ung
ungleich kräftigere, natürlichere, mehr wurzelechte Talent.
Hofmannsthal's Figuren muß man hören, Schnitzler's nur verringert, keine einzige namhafte Kraft gewonnen. Man den Sinn der Rolle gewaltsam zur Trag
Gestalten kann man sehen; auch mit dem inneren Auge denke! Das Wiener Burgtheater oder eigentlich Herr dann wieder und krallte sich katzenartig
leibhaftig sehen. Hofmannsthal hat seine Dichtungen auf Schlenther zitiert, wenn Herr Devrient verreist, derselbe daß sie ganz unverständlich wurde.
den dramatischen Boden verpflanzt, Schnitzler's Dichtungen! Devrient, welcher als Assad in der „Hochzeit der Sobelde“ hatte sie ihre Laufbahn begonnen! Heu#
sind aus diesem gewachsen. Ein Schnitzler'scher Dialog ist mit starrer Miene, ohne die geringste Antheilnahme, ohne auf Wegen der Unnatur; umsomehr ##
nie Selbstzweck oder gar Verszweck; er muthet so natürlich eine Ahnung dessen, was er zu leisten hätte, die Anderen um Organ, ihr ganzes Wesen ist. Talente
an, als könnten diese Leute mit diesem Fühlen und an sich herum spielen läßt. Durfte der Director gestatten, daß Sache einer Bequemlichkeitsnatur, aber
dieser Stelle nicht anders als gerade diese Rede führen. so die gefährlichste Situation, das Zusammentreffen Assad's erhalten und zu pflegen, wäre gewiß
Er holt die Reden aus den Menschen, Hofmannsthal und der Sobelde, im zweiten Act völlig preisgegeben werde? und geringste Forderung, welche die 1
geprüften Burgtheaters zu erfüllen hät
Die „Hochzeit der Sobelde“ häuft dichterische Dinge
belegt diese mit Reden. In Schnitzler's Natürlichkeit —
ohne den scharfen Beigeschmack des Naturalismus — liegt von außerordentlicher, blendender Schönheit an. Aber der
vollendete, meisterliche Kunst. Nun redet bei Hofmannsthal gute Kaufmann ist allzu gut; die wahre Sobelde ist allzu
die Sobelde, der reiche Kaufmann oder Assad wohl Anderes wahr; der schlechte Assad ist allzu schlecht; der reiche