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2. Cuttings
W
antworten, nicht angreifen, sondern bloß ver= Spit
der ungarischen Geschichte keine Bestätigung. Ludwig der Große erschien vor Fr und
teilgen; aber er kennt die Macht dieser weib¬ hier
Schon im grauen Altertum, als die Steuern Tochter klein. Allerdings nicht so wir zig und
Deu
lichen Wesen trotzdem genau, denn er sagt:
noch nicht erfunden waren und die quoten= armselig, wie der polnische Ladislaus, der sich
wart
„Jede Heldentat, die geschah oder unterlassen
mäßige Bedeckung des Heeresbudgets durch von der Witwe des Königs Matthias, der ener¬
Obst
wurde, ist einer Frau zuzuschreiben.“ Die Wahr¬
gischen Beatrir, jedes Joch aufhalsen ließ, nur
Raubzüge in den Nachbarländern bestritten und
freil
heit dieses Satzes zeigen allerdings auch Katona
nicht das der Ehe, und just dieses wäre der ehr¬
erstritten werden mußte, hüteten sich die alten
jene
in seinem Drama „Banus Bank“ und Madach
geizigen Wittib das wichtigste gewesen. Aber
Hunnen, dem Feinde allzuviel abzunehmen,
erste
in seiner „Tragödie des Menschen“. Von ollen
Ladislaus wollte durchaus kein M#elaus wer¬
denn vor allem mußte seine sogenannte wirt¬
zum
Lebewesen weist keines mehr Varietäten auf als
den, die Zacken an seiner Krone genügten ihm
schaftliche Leistungsfähigkeit für die Zukunft ge¬
hern
die Frau, und deshalb kann es nicht über¬
vollständig, und das mußte er schließlich büßen.
schont werden, und dann fürchteten sich schon
raschen, daß es auch in Ungarn eine Art, Her#
Die Frauen, die auf den Blättern in der unga¬
die Urahnen der heutigen Magyaren, die
Abart oder Spielart der süßen Mädel wei
rischen Geschichte erscheinen, sind gepanzert bis
„bessere Hälfte“ des nachbarlichen Besitzes heim¬
gibt. Freilich, so kandiert wie die Schwestern baisch
ans Herz hinan, sie haben Willen und Kraft,
zubringen. Zu jener Zeit, da die Vielweiberei
jenseits der Leitha sind sie nicht. Ein vorl#
und selbst die heilige Elisabeth verfügt über
fast überall Hausbrauch war, hatten die Be¬
ungarischer Lustspieldichter brachte sie auf als
einen erstaunlichen Eigensinn, so zwar, daß es
wohner Pannoniens schon mit einer einzigen
die Bühne und gab ihnen, in Erinnerung and
nur stilgemäß ist, wenn ihre Statuen, und be¬
Frau gerade genug. Sollten in jenen dunklen
an die kleinen, rassigen, wilden, feurigen eng=1„ein
sonders die Heiligenscheine, die ihr Köpfchen
Geschichtsperioden die Weiber bereits Rätsel
lischen Pferdchen, den nicht eben höflichen Kan
umrahmen, aus Eisen gegossen werden. Die
gewesen sein. dann unterliegt es wohl keinem
Namen „Juckermädel“. Wer in den Abend= dem
Zweifel mehr, daß schon damals jede Frau Venus von Murany, Maria Szechy, verteidig.e
stunden durch die Straßen Budapests flaniert, sam
mit ihren Mägden, die Waffen in der Faust, die
ihrem Mann mehr aufzulösen gab, als sein
den Korso in der Waitznergasse oder in der Um
Burg, und die Heldin von Munkacs, Ilona
Kombinationsvermögen zu ertragen vermochte.
Kossuthgasse beobachtet, der kann diese magyariung
Zrinyi (die Graf Geza Zichy erst in den letzten
Das schwache Geschlecht in der ungarischen Ge¬
schen süßen Mädel in Hülle und Fülle sehen, Oest
Stunden auf die Opernbühne brachte), leistete
schichte ist nämlich nicht immer das weibliche
wie sie mit ihren blitzenden und flammenden ands
mit ihren Hofdamen Wunder der Tapfer¬
gewesen. Die Gattin Gezas I., die schöne
schwarzen Angen das Licht der hell strahlendengen
keit, indem sie drei Jahre hindurch alle
Sarolta, kämpfte bereits für Sitte, Kultur und
Bogenlampen verdunkeln. Diese stolz einher=deut
Angriffe Caraffas zurückschlug. So zeigt
Christentum, und sie war es, die allen gottlosen
schreitenden Kleinen sind nicht zu Sklavinnen brau
die ungarische Geschichte da und dort ein kühnes
Höflingen sozusagen Mores lehrte. Der heilige
der Ehe, oder der Liebe, oder gar der Liebelei non
Frauenbataillon, wenn man nicht lieber von
heit
Stephan ließ sich ebenfalls von seiner frommen
geboren. Nicht sie wird der Mann lenken,
einem schneidigen Weiberregiment reden will.
Gemahlin Gisela leiten, und diesem Beispiel
sondern sie werden ihn mit ihren kleinen Händen Mag
Und auch in der ungarischen Literatur sind
folgte der arme König Bela, dem seine böse
führen, wohin sie wollen. Denn je kleiner diekeit
die zarten willenlosen Frauen und Mädchen
endc
Frau Helene die Weisheit des Dichterwortes
Hand, desto kräftiger scheint sie den Herren der
nicht beliebt. Der große Dichter Arany hat in
glüch
beibrachte: „Du glaubst zu schieben, doch du
Schöpfung gegenüber zu sein. Das deutsche süße
seiner Piroska, die lieber an der Seite eines
tau
wirst geschoben.“ Kein Wunder: er war blind,
Mädel ist schwach, ängstlich und leichtgläubig,
gehaßten Gatten hinsiecht, als ihren schwer ver¬
sie jedoch weder vor= noch nachsichtig. An¬
das ungarische süße Mädel jedoch kräftig, dreist
letzten Stolz zu vergessen und zu vergeben, ein
dreas II. besaß wohl drei Frauen, doch die Ge¬
und mißtranisch: die eine hat ein Herz für
magyarisches Mädchenbild gezeichnet, wie es
schichte glich diesen Uebergriff wieder aus, denn
alle, nur nicht für sich, die andere vor allem
besser und treffender im ungarischen Schrift¬
Andreas der Letzte hatte bloß eine Frau, aber
für sich und dann erst für die übrigen. Diese
tum kaum zu finden ist. Auch die Frauen, die
diese besaß vier Gatten, von den übrigen Ehe¬
Petöfi besingt, sind nicht weich und ängstlich, ist eine langstielige, duftige Rose, ganz ohne
irrungen Johannas von Neapel ganz zu schwei¬
sondern selbstbewußt und oft recht hart. Jokai! Dornen (das Produkt der modernen Garten¬
gen. In der Visegrader Burg des ritterlichen
Karl Robert herrschten die Frauen, denn sein meint wohl, daß ein Mädchen nicht sehen darf, kunst), jene ein wild wachsendes Heideröslein
Hof war geradezu ein Minnehof, und selbit sondern bloß blicken, nicht fragen, sondern bloß mit wenig Woblaeruch und recht vielen scharfen
Kn
K
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antworten, nicht angreifen, sondern bloß ver= Spit
der ungarischen Geschichte keine Bestätigung. Ludwig der Große erschien vor Fr und
teilgen; aber er kennt die Macht dieser weib¬ hier
Schon im grauen Altertum, als die Steuern Tochter klein. Allerdings nicht so wir zig und
Deu
lichen Wesen trotzdem genau, denn er sagt:
noch nicht erfunden waren und die quoten= armselig, wie der polnische Ladislaus, der sich
wart
„Jede Heldentat, die geschah oder unterlassen
mäßige Bedeckung des Heeresbudgets durch von der Witwe des Königs Matthias, der ener¬
Obst
wurde, ist einer Frau zuzuschreiben.“ Die Wahr¬
gischen Beatrir, jedes Joch aufhalsen ließ, nur
Raubzüge in den Nachbarländern bestritten und
freil
heit dieses Satzes zeigen allerdings auch Katona
nicht das der Ehe, und just dieses wäre der ehr¬
erstritten werden mußte, hüteten sich die alten
jene
in seinem Drama „Banus Bank“ und Madach
geizigen Wittib das wichtigste gewesen. Aber
Hunnen, dem Feinde allzuviel abzunehmen,
erste
in seiner „Tragödie des Menschen“. Von ollen
Ladislaus wollte durchaus kein M#elaus wer¬
denn vor allem mußte seine sogenannte wirt¬
zum
Lebewesen weist keines mehr Varietäten auf als
den, die Zacken an seiner Krone genügten ihm
schaftliche Leistungsfähigkeit für die Zukunft ge¬
hern
die Frau, und deshalb kann es nicht über¬
vollständig, und das mußte er schließlich büßen.
schont werden, und dann fürchteten sich schon
raschen, daß es auch in Ungarn eine Art, Her#
Die Frauen, die auf den Blättern in der unga¬
die Urahnen der heutigen Magyaren, die
Abart oder Spielart der süßen Mädel wei
rischen Geschichte erscheinen, sind gepanzert bis
„bessere Hälfte“ des nachbarlichen Besitzes heim¬
gibt. Freilich, so kandiert wie die Schwestern baisch
ans Herz hinan, sie haben Willen und Kraft,
zubringen. Zu jener Zeit, da die Vielweiberei
jenseits der Leitha sind sie nicht. Ein vorl#
und selbst die heilige Elisabeth verfügt über
fast überall Hausbrauch war, hatten die Be¬
ungarischer Lustspieldichter brachte sie auf als
einen erstaunlichen Eigensinn, so zwar, daß es
wohner Pannoniens schon mit einer einzigen
die Bühne und gab ihnen, in Erinnerung and
nur stilgemäß ist, wenn ihre Statuen, und be¬
Frau gerade genug. Sollten in jenen dunklen
an die kleinen, rassigen, wilden, feurigen eng=1„ein
sonders die Heiligenscheine, die ihr Köpfchen
Geschichtsperioden die Weiber bereits Rätsel
lischen Pferdchen, den nicht eben höflichen Kan
umrahmen, aus Eisen gegossen werden. Die
gewesen sein. dann unterliegt es wohl keinem
Namen „Juckermädel“. Wer in den Abend= dem
Zweifel mehr, daß schon damals jede Frau Venus von Murany, Maria Szechy, verteidig.e
stunden durch die Straßen Budapests flaniert, sam
mit ihren Mägden, die Waffen in der Faust, die
ihrem Mann mehr aufzulösen gab, als sein
den Korso in der Waitznergasse oder in der Um
Burg, und die Heldin von Munkacs, Ilona
Kombinationsvermögen zu ertragen vermochte.
Kossuthgasse beobachtet, der kann diese magyariung
Zrinyi (die Graf Geza Zichy erst in den letzten
Das schwache Geschlecht in der ungarischen Ge¬
schen süßen Mädel in Hülle und Fülle sehen, Oest
Stunden auf die Opernbühne brachte), leistete
schichte ist nämlich nicht immer das weibliche
wie sie mit ihren blitzenden und flammenden ands
mit ihren Hofdamen Wunder der Tapfer¬
gewesen. Die Gattin Gezas I., die schöne
schwarzen Angen das Licht der hell strahlendengen
keit, indem sie drei Jahre hindurch alle
Sarolta, kämpfte bereits für Sitte, Kultur und
Bogenlampen verdunkeln. Diese stolz einher=deut
Angriffe Caraffas zurückschlug. So zeigt
Christentum, und sie war es, die allen gottlosen
schreitenden Kleinen sind nicht zu Sklavinnen brau
die ungarische Geschichte da und dort ein kühnes
Höflingen sozusagen Mores lehrte. Der heilige
der Ehe, oder der Liebe, oder gar der Liebelei non
Frauenbataillon, wenn man nicht lieber von
heit
Stephan ließ sich ebenfalls von seiner frommen
geboren. Nicht sie wird der Mann lenken,
einem schneidigen Weiberregiment reden will.
Gemahlin Gisela leiten, und diesem Beispiel
sondern sie werden ihn mit ihren kleinen Händen Mag
Und auch in der ungarischen Literatur sind
folgte der arme König Bela, dem seine böse
führen, wohin sie wollen. Denn je kleiner diekeit
die zarten willenlosen Frauen und Mädchen
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Frau Helene die Weisheit des Dichterwortes
Hand, desto kräftiger scheint sie den Herren der
nicht beliebt. Der große Dichter Arany hat in
glüch
beibrachte: „Du glaubst zu schieben, doch du
Schöpfung gegenüber zu sein. Das deutsche süße
seiner Piroska, die lieber an der Seite eines
tau
wirst geschoben.“ Kein Wunder: er war blind,
Mädel ist schwach, ängstlich und leichtgläubig,
gehaßten Gatten hinsiecht, als ihren schwer ver¬
sie jedoch weder vor= noch nachsichtig. An¬
das ungarische süße Mädel jedoch kräftig, dreist
letzten Stolz zu vergessen und zu vergeben, ein
dreas II. besaß wohl drei Frauen, doch die Ge¬
und mißtranisch: die eine hat ein Herz für
magyarisches Mädchenbild gezeichnet, wie es
schichte glich diesen Uebergriff wieder aus, denn
alle, nur nicht für sich, die andere vor allem
besser und treffender im ungarischen Schrift¬
Andreas der Letzte hatte bloß eine Frau, aber
für sich und dann erst für die übrigen. Diese
tum kaum zu finden ist. Auch die Frauen, die
diese besaß vier Gatten, von den übrigen Ehe¬
Petöfi besingt, sind nicht weich und ängstlich, ist eine langstielige, duftige Rose, ganz ohne
irrungen Johannas von Neapel ganz zu schwei¬
sondern selbstbewußt und oft recht hart. Jokai! Dornen (das Produkt der modernen Garten¬
gen. In der Visegrader Burg des ritterlichen
Karl Robert herrschten die Frauen, denn sein meint wohl, daß ein Mädchen nicht sehen darf, kunst), jene ein wild wachsendes Heideröslein
Hof war geradezu ein Minnehof, und selbit sondern bloß blicken, nicht fragen, sondern bloß mit wenig Woblaeruch und recht vielen scharfen
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