box 39/1
1. 5oth Birthday
Be
ler liebenswürdig, freundlich, unterhaltend: im danken, die sich in Worte umgebildet haben, “
Ein Dramatiker Jung-Wien's.
aber es ist auch die Wahrheit! Und das schätzen
wahrhaften Sinne des Wortes „ein guter Kerl“.
wir an Schnitzler ganz besonders, daß er immer
Seine Kameraden hängen an ihm; unbeneidet
Zum 50. Geburtstage Arthur Schnitzlers.
der Wahrheit nachstrebt, und sie nie und nir¬
und unangefochten geht er seinen Weg, dessen
Von Dr. L. Kaper.
gends, etwa des Publikums halber aufs Spiel
Ziele er immer fest im Auge behält. So reift
setzt oder gar aufgibt.
0
er zu immer größerer künstlerischer Selbstän¬
1862 — 15. Mai — 1912.
Arthur Schnitzler ist das ganze Leben ein
digkeit.
(Nachdruck verboten.)
schalkiges Theater. Im Eingang zu einem sei¬
ner besten Stücke heißt es z. B.:
Reiche Kulturelemente arbeiten gegenwärtig
Also spielen wir Theater,
wieder einmal in Wien an der Hebung des
Spielen unsre eignen Stücke,
deutschen Volkstums. Alle Künste und Wissen¬
Frühgereift und zart und traurig,
schaften sind bestrebt, ihr Bestes zu leisten. Vor
Die Komödie unsrer Seele,
allem die Dichtkunst. Eine neue geistige Strö¬
AS
Unsres Fühlen Heut und Gestern,
mung war in ganz Dentschland zu Beginn der
Böser Dinge hübsche Formel,
achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ent¬
Glatte Worte, bunte Bilder,
standen. Immer breiter wälzte sie ihre Wel¬
Halbes, heimliches Empfinden,
len durchs Land dahin. Und überall machten
W0
Agonien, Episoden
sich Ansätze zu neuem Wachsen und Werden be¬
merkbar. Was für Norddeutschland Gerhardt
Aehnliche Stellen, wenn auch nicht dganz so
Hauptmann bedeutet, das war für Süddeutsch¬
unverblümt, finden sich oft in Schnitzlerschen
land Arthur Schnitzler, dem die folgenden, sein
Dichtungen. Eine gewisse Durchsichtigkeit, die
Wesen würdigenden Zeilen gewidmet sein sollen.
einen ernsten Hintergrund ahnen läßt, ist selbst
Schchflihtig
seinen heitersten Schöpfungen eigen. Er mas¬
Arthur Schnitzler wurde heute vor einem
7
kiert sich gern; er gebraucht aber die Maske im¬
halben Jahrhundert, am 15. Mai 1862, zu Wien
F FPIR KIIHIR•
mer nur darum, um seinen Zuschauern und Zu¬
als Sohn eines namhaften Arztes geboren. Sei¬
hörern gründlich die Wahrheit sagen zu können.
ne Jugendjahre umgaben ihn mit dem Esprit
Arthur Schnitzler,
Wo er Gelegenheit hierzu finbet, läßt er sie nie
der gebildeten Familie. Auch der junge Schnitz¬
der hervorragendste Dichter Jung=Oesterreichs.
ungenützt vorüber gehen, denn er will nicht nur
ler studierte Medizin. Schon frühzeitig zeichne¬
künstlerisch, sondern auch kulturell wirken.
te ihn eine starke Phantasie, ein Hang zu litera¬
Nicht alle Dichtungen, die Arthur Schnitzler
rischen Ambitionen aus. Im Jahre 1885 wurde
Ein Literaturhistoriker hat Schnitzler als den
geschaffen, sind einander gleichwertig. Man¬
er Arzt. Das Praktizieren lag nicht so ganz in
„gemütlichen, leichtlebigen Wiener“ charakteri¬
ches ist darunter, was mehr für das Theater
seiner Natur, doch brachte es ihn den Menschen
siert. Er kann ihn sich nicht „ohne Zigarette
geschrieben ist als für das Publikum. Zu ge¬
wiher. Es ging leidlich vorwärts. Aber schon
und ohne Hände, die in den Hosentaschen stecken.
wissen Zeiten seines Lebens macht eben jeder
garnicht vorstellen“. Seine Dichtart charakteri¬
Em folgenden Jahre machte sich der Poet durch
Künstler Konzessionen. Der eine auf diesem,
einen Band Gedichte einen Namen.
siert er als „leichtsinnig, verliebt, blasiert, tän¬
der andere auf jenem Gebiet. Ob solcher Fehl¬
delnd, ein wiegender Walzer, der bald wie ein
schritte darf man nicht ungerecht werden und
Nun wurde man in literarischen Kreisen auf
Choral, bald wie ein Trauermarsch klingt, aber
nicht den Ueberblick über das Ganze verlieren.
Schnitzler aufmerksamn. Bald erscheinen Novel¬
doch immer in den Walzertakt zurückfällt“. Der¬
letten und Dialoge, hauptsächlich in der von Bei Schnitzler liegt hierfür wenigstens absolut
artiges findet sich viel in den Dichtungen
Paul Goldmann herausgegebenen Zeitsch st kein zwingender Grund vor; das hat er mehr
Schnitzlers, und immer wieder fesseln gerabe
denn einmal in geradezu glänzender Weise be¬
„An der schönen blauen Donau“. Verehrer der
derartige Stellen den Leser unbewußt von
wiesen. Das darf weder Kritiker noch Leser,
Schnitzlerschen Muse, die sich leicht und graziös
neuem. Schnitzler ist durch und durch Realist.
noch Zuschauer außer acht lassen. Das gilt so¬
zu geben verstand, hatten sich bald gefunden.
Vom wirklichen Leben nimmt er in seiner Kunst
Seinen ersten, größeren literarischen Erfolg wohl für seine Dramen, als auch für seine Ge¬
nur das fort, was gegen den Stil sein würde.
dichte, seine ausgezeichneten Novellen und seine
erringe-Shuitler aber erst im Jahre 1892 mit
Und auch das int er in einer leichten, unauf¬
spannenden Romaue.
seinem „Anatol“, jenem Zyttus, der sich an Pa¬
fälligen, schonenden Art und Weise. Man muß
riser Originale in der äußeren Aufmachung an¬
Schnitzler ist nicht nur ein guter Seelen¬
bei ihm viel erraten. Er liebt die Wortspiele.
maler, sondern auch ein feiner Frauenkenner.
lehnt, sonst aber von echtem, warmem Wiener
Und er liebt das Vieldeutige philosophischer
Blut durchpulst ist. Und dieser Erfolg bleibt
Das hat er mehr denn einmal sowohl im Ro¬
Aphorismen.
man als auch im Drama trefflich gezeigt. In
unserem Dichter ständig und unentwegt treu.
Man muß sich in Arthur Schnitzlers Dicht¬
seinem „Anatol“ kennzeichnet Schnitzler die
Schnitzler ist im Leben das, was man einen
kunst hineinlesen. Wer Hebbel kennt, wer Ib¬
Wiener Frau — namentlich die junge, unverhei¬
Elegant nennt. Nicht der geschniegelte Lebe¬
sen hat auf sich wirken lassen, wer Maeterlinck
ratete — also: „Sentimentale Heiterkeit ....
mann, sondern mehr der Genußmensch, der be¬
gelesen hat, wird am ehesten empfänglich für die
lächelnde, schalkhafte Wehmnt .... das ist so
wußt Wert auf Aeußerlichkeiten legt, die das
Worte und Werte unseres Dichters sein. Er
Ein kleines, süßes, blondes
ihr Wesen ...
Dasein angenehm und schön machen. Sein
geht den heiklen Lebenssituationen nicht aus
nein, es ist
so
Köpferl, weißt du
Auge blickt verträumt und schalkhaft zugleich.
dem Wege, aber er schildert sie dezent, ohne sie
zu schwer zu schildern! Es wird einem warm
Aus seinem ganzen Wesen atmet der Künstler.
Wenn ich ihr ein des prickeluden Reizes zu entkleiden, der ihnen
und zufrieden bei ihr
Dazu eignet ihm als Wiener Literaten jene
Veilchenbukett bringe, steht ihr eine Träne im anhaftet. Wo Schnitzler dies tut, hat er etwas
Kaffeehausatmosphäre, die untrennbar vom Bo¬
hémien der schönen Donaustadt ist. Dabei ist Augenwinkel.“ Das sind abgerissene Sätze, Ge= Großes, Kräftiges, geradezu Prophetisches; sei¬
25
S.
Feenre
S
W
S
W
25
S
—
1 2
AR
BLIE FS·
aun
272
0
S
—
9212
500
S
62
1
7305
25
S
4
e n
S
S
MRN
Nen K
AANAIAAGSC S S U U
TRSN
SEEETE
A erren ern e en u
812
S T
SE
S uangaae Mnee Se
nre
Seerttezehn
Srrchisen
2
D DTm ece.
1. 5oth Birthday
Be
ler liebenswürdig, freundlich, unterhaltend: im danken, die sich in Worte umgebildet haben, “
Ein Dramatiker Jung-Wien's.
aber es ist auch die Wahrheit! Und das schätzen
wahrhaften Sinne des Wortes „ein guter Kerl“.
wir an Schnitzler ganz besonders, daß er immer
Seine Kameraden hängen an ihm; unbeneidet
Zum 50. Geburtstage Arthur Schnitzlers.
der Wahrheit nachstrebt, und sie nie und nir¬
und unangefochten geht er seinen Weg, dessen
Von Dr. L. Kaper.
gends, etwa des Publikums halber aufs Spiel
Ziele er immer fest im Auge behält. So reift
setzt oder gar aufgibt.
0
er zu immer größerer künstlerischer Selbstän¬
1862 — 15. Mai — 1912.
Arthur Schnitzler ist das ganze Leben ein
digkeit.
(Nachdruck verboten.)
schalkiges Theater. Im Eingang zu einem sei¬
ner besten Stücke heißt es z. B.:
Reiche Kulturelemente arbeiten gegenwärtig
Also spielen wir Theater,
wieder einmal in Wien an der Hebung des
Spielen unsre eignen Stücke,
deutschen Volkstums. Alle Künste und Wissen¬
Frühgereift und zart und traurig,
schaften sind bestrebt, ihr Bestes zu leisten. Vor
Die Komödie unsrer Seele,
allem die Dichtkunst. Eine neue geistige Strö¬
AS
Unsres Fühlen Heut und Gestern,
mung war in ganz Dentschland zu Beginn der
Böser Dinge hübsche Formel,
achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ent¬
Glatte Worte, bunte Bilder,
standen. Immer breiter wälzte sie ihre Wel¬
Halbes, heimliches Empfinden,
len durchs Land dahin. Und überall machten
W0
Agonien, Episoden
sich Ansätze zu neuem Wachsen und Werden be¬
merkbar. Was für Norddeutschland Gerhardt
Aehnliche Stellen, wenn auch nicht dganz so
Hauptmann bedeutet, das war für Süddeutsch¬
unverblümt, finden sich oft in Schnitzlerschen
land Arthur Schnitzler, dem die folgenden, sein
Dichtungen. Eine gewisse Durchsichtigkeit, die
Wesen würdigenden Zeilen gewidmet sein sollen.
einen ernsten Hintergrund ahnen läßt, ist selbst
Schchflihtig
seinen heitersten Schöpfungen eigen. Er mas¬
Arthur Schnitzler wurde heute vor einem
7
kiert sich gern; er gebraucht aber die Maske im¬
halben Jahrhundert, am 15. Mai 1862, zu Wien
F FPIR KIIHIR•
mer nur darum, um seinen Zuschauern und Zu¬
als Sohn eines namhaften Arztes geboren. Sei¬
hörern gründlich die Wahrheit sagen zu können.
ne Jugendjahre umgaben ihn mit dem Esprit
Arthur Schnitzler,
Wo er Gelegenheit hierzu finbet, läßt er sie nie
der gebildeten Familie. Auch der junge Schnitz¬
der hervorragendste Dichter Jung=Oesterreichs.
ungenützt vorüber gehen, denn er will nicht nur
ler studierte Medizin. Schon frühzeitig zeichne¬
künstlerisch, sondern auch kulturell wirken.
te ihn eine starke Phantasie, ein Hang zu litera¬
Nicht alle Dichtungen, die Arthur Schnitzler
rischen Ambitionen aus. Im Jahre 1885 wurde
Ein Literaturhistoriker hat Schnitzler als den
geschaffen, sind einander gleichwertig. Man¬
er Arzt. Das Praktizieren lag nicht so ganz in
„gemütlichen, leichtlebigen Wiener“ charakteri¬
ches ist darunter, was mehr für das Theater
seiner Natur, doch brachte es ihn den Menschen
siert. Er kann ihn sich nicht „ohne Zigarette
geschrieben ist als für das Publikum. Zu ge¬
wiher. Es ging leidlich vorwärts. Aber schon
und ohne Hände, die in den Hosentaschen stecken.
wissen Zeiten seines Lebens macht eben jeder
garnicht vorstellen“. Seine Dichtart charakteri¬
Em folgenden Jahre machte sich der Poet durch
Künstler Konzessionen. Der eine auf diesem,
einen Band Gedichte einen Namen.
siert er als „leichtsinnig, verliebt, blasiert, tän¬
der andere auf jenem Gebiet. Ob solcher Fehl¬
delnd, ein wiegender Walzer, der bald wie ein
schritte darf man nicht ungerecht werden und
Nun wurde man in literarischen Kreisen auf
Choral, bald wie ein Trauermarsch klingt, aber
nicht den Ueberblick über das Ganze verlieren.
Schnitzler aufmerksamn. Bald erscheinen Novel¬
doch immer in den Walzertakt zurückfällt“. Der¬
letten und Dialoge, hauptsächlich in der von Bei Schnitzler liegt hierfür wenigstens absolut
artiges findet sich viel in den Dichtungen
Paul Goldmann herausgegebenen Zeitsch st kein zwingender Grund vor; das hat er mehr
Schnitzlers, und immer wieder fesseln gerabe
denn einmal in geradezu glänzender Weise be¬
„An der schönen blauen Donau“. Verehrer der
derartige Stellen den Leser unbewußt von
wiesen. Das darf weder Kritiker noch Leser,
Schnitzlerschen Muse, die sich leicht und graziös
neuem. Schnitzler ist durch und durch Realist.
noch Zuschauer außer acht lassen. Das gilt so¬
zu geben verstand, hatten sich bald gefunden.
Vom wirklichen Leben nimmt er in seiner Kunst
Seinen ersten, größeren literarischen Erfolg wohl für seine Dramen, als auch für seine Ge¬
nur das fort, was gegen den Stil sein würde.
dichte, seine ausgezeichneten Novellen und seine
erringe-Shuitler aber erst im Jahre 1892 mit
Und auch das int er in einer leichten, unauf¬
spannenden Romaue.
seinem „Anatol“, jenem Zyttus, der sich an Pa¬
fälligen, schonenden Art und Weise. Man muß
riser Originale in der äußeren Aufmachung an¬
Schnitzler ist nicht nur ein guter Seelen¬
bei ihm viel erraten. Er liebt die Wortspiele.
maler, sondern auch ein feiner Frauenkenner.
lehnt, sonst aber von echtem, warmem Wiener
Und er liebt das Vieldeutige philosophischer
Blut durchpulst ist. Und dieser Erfolg bleibt
Das hat er mehr denn einmal sowohl im Ro¬
Aphorismen.
man als auch im Drama trefflich gezeigt. In
unserem Dichter ständig und unentwegt treu.
Man muß sich in Arthur Schnitzlers Dicht¬
seinem „Anatol“ kennzeichnet Schnitzler die
Schnitzler ist im Leben das, was man einen
kunst hineinlesen. Wer Hebbel kennt, wer Ib¬
Wiener Frau — namentlich die junge, unverhei¬
Elegant nennt. Nicht der geschniegelte Lebe¬
sen hat auf sich wirken lassen, wer Maeterlinck
ratete — also: „Sentimentale Heiterkeit ....
mann, sondern mehr der Genußmensch, der be¬
gelesen hat, wird am ehesten empfänglich für die
lächelnde, schalkhafte Wehmnt .... das ist so
wußt Wert auf Aeußerlichkeiten legt, die das
Worte und Werte unseres Dichters sein. Er
Ein kleines, süßes, blondes
ihr Wesen ...
Dasein angenehm und schön machen. Sein
geht den heiklen Lebenssituationen nicht aus
nein, es ist
so
Köpferl, weißt du
Auge blickt verträumt und schalkhaft zugleich.
dem Wege, aber er schildert sie dezent, ohne sie
zu schwer zu schildern! Es wird einem warm
Aus seinem ganzen Wesen atmet der Künstler.
Wenn ich ihr ein des prickeluden Reizes zu entkleiden, der ihnen
und zufrieden bei ihr
Dazu eignet ihm als Wiener Literaten jene
Veilchenbukett bringe, steht ihr eine Träne im anhaftet. Wo Schnitzler dies tut, hat er etwas
Kaffeehausatmosphäre, die untrennbar vom Bo¬
hémien der schönen Donaustadt ist. Dabei ist Augenwinkel.“ Das sind abgerissene Sätze, Ge= Großes, Kräftiges, geradezu Prophetisches; sei¬
25
S.
Feenre
S
W
S
W
25
S
—
1 2
AR
BLIE FS·
aun
272
0
S
—
9212
500
S
62
1
7305
25
S
4
e n
S
S
MRN
Nen K
AANAIAAGSC S S U U
TRSN
SEEETE
A erren ern e en u
812
S T
SE
S uangaae Mnee Se
nre
Seerttezehn
Srrchisen
2
D DTm ece.