VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 48

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1. 50th Birthdar
M#r vor¬
reonen
übersteigt, wenn ihr Geschäftsbetrieb
rückt sind. Hüten wir uns, in den gleichen Fehler zue
Hamburg=Amerika=Linie berufen.
korrentverkehr und Scheckverkehr erstr
Die Reisedispositionen des Kaisers. Nach den bis¬
verfallen und jetzt wieder Tamtam zu schlagen. Wir
machungen nur innerhalb des Gara
herigen Festsetzungen werden sich die Reiseverfügungen und
betonten schon, daß die Schwierigkeiten in den Dingen
Kreisen desselben erscheinen, und ih
der Aufenthalt des Kaisers für die Folgezeit bis zum Herbst
liegen, und auch der schlaueste Unterhändler wird die
und die Gewährung von Darlehen fü
im großen und ganzen wie folgt gestalten: Der Kaiser trifft
Engländer nicht bekehren, wenn nicht durch Entgegen¬
sich auf den Stadt= und Landkreis, in
kommen auf beiden Seiten eine Grundlage für die von Straßburg und Metz aus am 16. d. M. in Wies¬
belegen ist, oder die angrenzenden
baden zur Teilnahme an den Festspielen ein. Der dort bis
gegenseitige Verständigung gefunden wird.
Aber immerhin: er bleibt Repräsen
Vielleicht ließe sich der Tonfall, der Rhythmus, die Melo¬
Welt, Bruder janes Mädchens, das ü
die, in der all das auf weiche, wienerische Art gesagt ist, —
Jszu Arkur Schnißlers
weg, gelockt von dem „Ruf des Leber
vielleicht ließe sich auch über die Dichtung Schnitzlers der
nantsarme springt, Bruder jenes L#

Titel schreiben, der uns von Grillparzer her geläufig ist:
50. Geburtstag.
Duell von morgen heute den Ang
K
Leben und Traum; denn ein unbändiges Leben=Wollen ist in
#
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treibt, und jenes armen Schwindsüch
28 Von Dr. Hans Wantoch (Wien).
allen Gestalten Schnitzlers, eine schwelgerische Daseinsfreude
hinsiecht, während sein Mädel, diese
Ein Stück Wien ist in seine Werke versponnen. There¬
und ein kennerisches Genießen des Seins, wie es in den
Magdalena, neu dem Leben entgege
Rebengeländen rings um die Stadt der Phäaken erblüht und
sianische Zärtlichkeiten ftngen in seinem Blut, und von der
ist es „Der Ruf des Lebens“, den S
Darstellung des modern Lebens weicht er immer mehr im
daheim ist. Schon in dem wundervollen einen Akt der „Leben¬
es wird gewöhnlich ein Sterben. R
„Medardus“, im „Ruf des Lebens“ in jene still verrinnenden
digen Stunden“, da spricht es diese Vormärzgestalt des Anton
schen, denen das Leben am teuersten
Zeiten zurück, in denen sich der Begriff österreichisch und der
Haushofer gegen den Sohn, dem der Tod der Mutter zum Ge¬
vom Tod? Es ist, als würde er
Begriff wienerisch durch Schubert=Weisen und Grillparzer¬
dicht wird, aus: „Was ist denn deine ganze Schreiberei,
damit schreiben. Und sehr mutig sin
Dichtungen am besten erfüllt hat, in denen das harte, feste
und wenn du das größte Genie bist: was ist sie denn gegen
im „Freiwild“ nicht, wo der eine
und kantige Dasein in Versonnenheit, in Traum und Märchen
so eine Stunde, so eine lebendige Stunde, in der deine Mutter
über den Haufen knallt, im „Jung
vergleitet. Denn es sind immer Märchen gewesen, was
hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu uns geredet hat,
der Held kein Täter ist, sondern ei
Schnitzler geschrieben hat. Auch dort, wo er den Vibrationen
oder auch geschwiegen — aber da ist sie gewesen — da! Und
Auch Grillp
Leutnant Gustl
der allergegenwärtigsten Seele nachgespürt hat, im „Zwischen¬
sic hat gelebt, gelebt!“ Und Schnitzler hat in diesem Kleinod
Helden. Rustan deklamiert: „Und
spiel“ etwa, da drang er so tief und so innig ins heimliche
seiner Kunst ein wenig gegen sich selber polemisiert, hat mit
und der Ruhm ein leeres Spiel: 1
Fühlen, daß es ihm langsam und sacht ins Ungewisse, ins
der souveränen Allüre der Ganz=Großen sich selber in die
Schatten, was er nimmt, es
Unwahrscheinliche und Märchenhafte verflimmerte. Ein
Feder und über den Papierrand geschaut und hat in diesem
Naturen werden anders denken, abe
Märchen vom Lieben und vom Sterben ist sein ganzes Werk.
und Schnitzler ist Wien, und was G
Einakter zum ersten Male jene leise, Heinische Selbstironie
eines soignierten
„Anatol“ war sein erstes Buch, das Buch
tung gesetzt hat, dies ließe sich auch
gewonnen, die als Kontrapunkt in den meisten seiner späteren
Flaneurs, eines homme à femme, und „Sterben“, diese
setzen: „Wenn du vom Kahlenberg
Werke mitschwingt und in dem letzten, dem „Weiten Land“,
melancholische Nachdenklichkeit, sein zweites. Er hat wunder¬
Hier ist er geboren und aufgewe
eine prickelnde Hontrastierung zwischen weithin hallender Be¬
voll tiefe Dinge über die Liebe gesagt und erstaunlich lässige,
Bruder eines Professors der Medizin
zeichnung und engorüstigem Inhalt gibt. Auch da ist wieder¬
frappierend vornehme, gleichsam manikurte über den Tod,
selber einmal von sich gesagt, er hät
um — freilich in den ungeistigsten, animalischen Formen —
und er hat, ganz früh schon, im „Anatol“ bereits, jene For¬
liche Kenntnis nie sein „Sterben“
solch ein Stück Wille zum Leben gestaltet, in dem Fabrikanten
mulierung gefunden, in der uns das Märchen zeitlich näher
Masken“ dichten können. Wo die
Hofreiter (dünkt er Euch nicht der minder liebenswürdige,
gerückt, moderner und — wenn man so sagen darf
und die sanften Hügelketten des Kah
weil öliere Bruder Anatols zu sein; denn einen Flaneur mit
realistischer erscheint: den Somnambulismus, die Telepathie,
in die Fenster schauen, dort ist sei
40 oder 45 Jahren, einen Mann jenseits der Schaffensmitte,
die Suggestion, deren rätselhaftes Wesen die Geliebte des
strickendes Aroma Altwiener Patriz#
der immer nur den Schürzenschleifen und Automobilschleiern
Herrn von Sala auf seinem „Einsamen Weg“ erfüllt und
nachläuft, den können wir fünf Akte hindurch nicht ertragen). Makartbouquet und Perserteppich, a
die ganz in samtene Dunkelheit gehüllten letzten Novellen.
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