VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 91

SothBirthdar
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Menschen meiner nächsten Nachbarschaft (Wienerleute mit einem Getue
und Gehabe, wovon der vom Ernst durchwachsene Nord= und Mittel¬
deutsche die Uebelkeit bekommt) auf die Innenfläche meiner Hand nahm
und untersuchte auf Hirn und Unterleib . . . ich, bin ich meiner ganz
gewiß? Bin ich nicht vielleicht auch gedrängt, einen herrlich gelebten
Augenblick zu Jahren, zu einem Leben voll Herrlichkeit erweitern zu
wollen? Zwar bin ich ein Spieler mit Menschenseelen, doch da ich
spiele, wird mit mir selbst gespielt.
Dies sonderte erkennend und gestaltete die zeit= und ewig¬
keitsgewanderte, dann wiedergeborene und in Arthur Schnitzler vor
nun fünfzig Jahren niedergekommene Seele des Paracelsus. Vielen,
denen seine Durchforschung seelischer Geschlechtsbezirke, allen Ein¬
wänden zutrotz, göttlich dünkt, fühlen sich als Gläubiger dieses Mei¬
sters mit apollinischer Hand, freuen sich des halbhundertjährigen Da¬
seinsgenossen und bringen ihm heutigentags tiesempfundenen Dank.
Sonate von Maximilian Brantl
ulderin, im dichten Leid
1 wie ein müdes Kind Verirrte,
ganz von buntem Lärm Umschwirrte,
bist du nah und bist du weit.
Hörst du mich? Was sinnst du so?
„Immer nur das drückend Eine:
Er begann im Strahlenscheine,
doch des Tags ward ich nicht froh ...“
Sagt dir niemand, daß ich bin?
Siehst du mich? Ich sitze neben.
Kosend strömt dein armes Leben,
gnadenvoll durch meines hin. ..
Ob es eine Stunde gibt,
eine nur, die uns verbände?
Sieh, ich küsse deine Hände
stumm und kühl, wie der der liebt ...
Alles weißt du. Nun befiehl!
Nur ein Hauch — ich bin entschwunden.
Wie du willst — und diese Stunden
gelten als ein töricht Spiel. .
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