VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 94

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50th Birthdar

Srioni Insel-Zeitung
Im:
Srioni

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ARTHUR SCHNITZTER.
Der berühmte Dichter weilte in der Ahfprurenen
Woche in Brioni.
Ausschnitt aus:
wiener Hausfrauen Zeitung, Wien,

180
Kleine Theaterplaudereien.
Wien, 15. Mai 1912.
Der Wiener Dichter ArthuSchuißler feierte dieser Tage seinen
50. Geburtstag, und man kann wohl behaupten, Fung=Wien“ mit
ihm ebenfalls das Bestehen eines halben Jahrhunderts hätte feiern
können. Denn das, was man heute noch als das literarische junge Wien
bezeichnet, ist mit Schnitzler zusammen aufgewachsen und es besteht wohl
kein Zweifel, daß hauptsächlich er es war, welcher dieser neuen Be¬
wegung die Seele eingehaucht und dieselbe zu ihrer nun schon wieder
abflauenden Größe geführt hat. Schnitzler ist aber nach wie vor die
starke dichterisch wirksame Gestalt geblieben, ein bedeutender Drama¬
tiker und hervorragender Erzähler, der, so weit die deutsche Zunge
reicht, allgemeine Anerkennung gefunden hat. So ist es denn wahrlich
kein Wunder, daß nicht nur die ganze deutsche Presse den 50. Geburts¬
tag dieses Dichters feierte, sondern auch unsere Bühnen seine Werke auf¬
führten, um ihn hiedurch zu ehren. Das Burgtheater brachte aus diesem
Anlaß „Das weite Land“, im Deutschen Volkstheater ist „Liebelei“ und
„Der grüne Kakadu“ neu inszeniert aufgeführt worden, das Josef¬
städter Theater spielte das Schauspiel „Das Vermächtnis“ und das hier
gastierende Berliner Lessing=Theater wird infolge der Erkrankung
—5
hultt aus:
Hülieristsche
Wien
jgMül1et2
Vom Theater.
Artur Schnitzler wird
anläßlich seines 50. Geburts¬
tages mit Recht gefeiert, denn
er vereinigt wie kein zweiter
Oesterreicher Grazie und
Geschmack mit ernstem.
Streben und strengster Selhst¬
kritik.
Ausschnitt aus: WIENER CARICATUREN
19 AA1 1912
vom:
*
IIn Wien hat eine große Versammlung
von Frauen getagt und die Forderung nach
politischen Rechten erhoben. Und nicht bloß
Frauen demonstrierten da, sondern auch
Mädchen, darunter blutjunge.
Es gibt also keine süßen Mädel mehr,
die bloß der Liebe und Liebelei leben -
die Wienerin ist politisch geworden.
UInd gerade heuer wird der Entdecker
Herrn Monnards wohl nicht am Gedenktage, jedoch jedenfalls einige
Tage später die Komödie „Zwischenspiel“ aufführen. So wird die
Schnitzlerfeier so ausfallen, wie es diesem Dichter gebührt und seine
zahlreichen Freunde werden mit Vergnügen seinen Schöpfungen lauschen
können und — sich gleichzeitig darauf freuen, was die Muse Schnitzlers
uns noch bescheren wird.
Sonst ist aus den letzten Tagen der Wiener Theatergeschichte
recht wenig zu melden. Der zu Anfang dieser Woche plötzlich herein¬
gebrochene Hochsommer hat eine Verödung der Theater bewirkt, die,
selbst am Sonntag vor leerem oder stark auswattiertem Hause ihre
Vorstellungen veranstalteten. Nur die Gastspiele des Berliner Lessing¬
Theaters und Albert Bassermanns vermochten wenigstens etwas An¬
ziehungskraft auszuüben und trotz der warmen Abende die Leute statt
ins Freie ins Theater zu locken. Die Berliner brachten eine wohlabge¬
rundete Aufführung von „Friodensfest“ in welchem wieder die natura¬
listische, voll ausgeprägte Kunst Reichers, mächtig zur Geltung gelangte,
Bassermann setzte sein Gastspiel als Traumulus und dann als Othello
fort und die Eindrücke, welche das Publikum bei ihm empfing, waren
so starke, daß erst nach minutenlangem Schweigen der Beifall einsetzte,
um dann natürlich orkanartig loszubrechen. Die Gestalten, die der
Künstler schuf, werden allen jenen, die sein Spiel zu bewundern Gelegen¬
heit hatten, unvergeßlich bleiben und mit Bedauern sieht man dem Ende
dieses Gastspieles entgegen.
Das Deutsche Volkstheater hat in abgerundeter Vorstellung
Schillers „Braut von Messina“ dem Spielplan einverleibt und bereitet
zur Feier von Nestroys 50. Todesgedenktag „Der gebildete Hausknecht“
„Die schlimmen Buben in der Schule" und „Zwölf Mädchen in Uniform“.
vor. In der Hofoper wird Siegfried Wagners „Banadictrich“ zur ersten
Aufführung gelangen, (worüber des Feiertages halber erst nächste Woche
berichtet werden kann) und wird das Werk unter versönlicher Leitung
des Komponisten in Szene gehen. Von den Privatbühnen wird über¬
haupt nicht mehr viel zu berichten sein, denn selbst die Operetten wollen?
nicht recht ziehen, wenn das Thermemeter 34 Grad im Schatten zeigtls
it.