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50th Birthdar
Wenden! Rückselte beachten!
Wenden!
—Telephon 12.801
JUBSLHTER
I. österr. behördl. konzession. Unternehmen für Zeitungs-Ausscheitte
WIEN I, CONCORDIAPLATZ 4
Vertretungen:
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, Sau Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Die Wage, Wien
vom:
B
Friedrich Rosenthal.
120
Die Fünfzigjährigen.
Ein Zufall? Gewiß! Kein belangvoller oder irgendwie für
unsere Literatur und ihre weitere Entwicklung wichtiger. Wir
feiern ja nicht Gerhart Hauptmann, der uns schen so Großes
geschenkt hat und von dem wir noch alles Erdenkliche erwarten
wollen, weil zufällig auch Skowronnek in diesem Jahre fünfzig
seines Lebens hinter sich gebracht hat. Jeder Einzene möge für
sich und von allen Seiten betrachtet sein, bedankt für das Ver¬
gangene, hoffend gemahnt für das Zukünftige. Hiersollen sie alle
beisammen stehen, die ein artiger Einfall der Ntur in einem
Jahre zur Welt gebracht, sollen geordnet werden, wie sie nach
ihrer literarischen Herkunft und ihren Leistungen eta zusammen¬
gehören und wir wollen uns freuen, daß wir sie inser nennen.
Nicht jedem als besondere Erscheinun; und nich jedem ihrer
Werke gelten diese Zeilen — das nögen und ferden andere
besorgen
— aber auch darüber, wie sich sogar in einem Zufall
etwas Gesetzmäßiges und Schicksalhaftes spiegelt, wie aus ge¬
trennten Keimen Bäume emporwachsen, deren Kezen sich über¬
decken und verknüpfen, wird einiges zu sagen n. Si¬
haben ja dieselbe Zeit an sich verspürt, sind mt all den Er¬—
eignissen, Leistungen und Erschütterungen dieser Zeit groß und
bejahrt geworden und haben irgendwie auf diese Fille von Fragen
geantwortet und sich damit abgefunden.
1073
Und dann ist wichtig — weil sie ja Dichter sind — daß sie
als Männer die große Revolution der deutschen Literatur um
1890 miterlebt haben und darin verstrickt waren.
Man hat nicht mit Unrecht gefragt, warum wir Jüngere
und nur wir haben ja einen besonderen Grund, der Fünfzig¬
jährigen zu gedenken — diese schon so ernsthaft und würdevoll
feiern, eine Bilanz ihres Lebens ziehen, gewissermaßen einen
Rechnungsabschluß ihrer bisherigen Leistungen und Persönlichkeit.
Fünfzig Jahre seien ja nichts, das Leben gehe eben weiter und
wer mit achtzig sterben kann, braucht ja nicht mit fünfzig begraben
zu werden. Und dann hat man gesagt, daß die vorige Generation
ihre großen Männer erst mit siebzig feierte und daß diese es sich
auch dann noch verbeten hätten.
Ja, in diesen 25 Jahren, seit dem Heranwachsen der letzten
Generation, ist die Menschheit recht alt geworden. Nicht in ihren
Jahren, die lassen sich nachzählen, aber in ihrem Gefühl. Denn
wir haben seitdem unbegreiflich und traurig schnell leben gelernt.
Das haben der Rausch und das Fieber gemacht, in die uns die
Umwälzung der Technik hineingerissen. Das hat der ungeheuere
Verbrauch geistiger und seelischer Energien gemacht, der mit den
körperlichen gleichen Schritt halten wollte. Und das hat unseres
Lebens Bedinguagen und seine Art menschlich, künstlerisch und
gesellschaftlich bis auf den Grund gewandelt. In 25 Jahren erlebt
heute einer, was sein glücklicherer Vorfahre kaum in hundert
konnte. Und heute erst ist das Goethe=Wort wahr, daß unsere
Zeit nichts reif werden läßt, daß man im nächsten Augenblicke
den vorhergehenden verspeist. Wer zumal im Wirbel der Großstadt
aufwächst und lebt, muß diese Erfahrung täglich machen. Die
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, Sau Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Die Wage, Wien
vom:
B
Friedrich Rosenthal.
120
Die Fünfzigjährigen.
Ein Zufall? Gewiß! Kein belangvoller oder irgendwie für
unsere Literatur und ihre weitere Entwicklung wichtiger. Wir
feiern ja nicht Gerhart Hauptmann, der uns schen so Großes
geschenkt hat und von dem wir noch alles Erdenkliche erwarten
wollen, weil zufällig auch Skowronnek in diesem Jahre fünfzig
seines Lebens hinter sich gebracht hat. Jeder Einzene möge für
sich und von allen Seiten betrachtet sein, bedankt für das Ver¬
gangene, hoffend gemahnt für das Zukünftige. Hiersollen sie alle
beisammen stehen, die ein artiger Einfall der Ntur in einem
Jahre zur Welt gebracht, sollen geordnet werden, wie sie nach
ihrer literarischen Herkunft und ihren Leistungen eta zusammen¬
gehören und wir wollen uns freuen, daß wir sie inser nennen.
Nicht jedem als besondere Erscheinun; und nich jedem ihrer
Werke gelten diese Zeilen — das nögen und ferden andere
besorgen
— aber auch darüber, wie sich sogar in einem Zufall
etwas Gesetzmäßiges und Schicksalhaftes spiegelt, wie aus ge¬
trennten Keimen Bäume emporwachsen, deren Kezen sich über¬
decken und verknüpfen, wird einiges zu sagen n. Si¬
haben ja dieselbe Zeit an sich verspürt, sind mt all den Er¬—
eignissen, Leistungen und Erschütterungen dieser Zeit groß und
bejahrt geworden und haben irgendwie auf diese Fille von Fragen
geantwortet und sich damit abgefunden.
1073
Und dann ist wichtig — weil sie ja Dichter sind — daß sie
als Männer die große Revolution der deutschen Literatur um
1890 miterlebt haben und darin verstrickt waren.
Man hat nicht mit Unrecht gefragt, warum wir Jüngere
und nur wir haben ja einen besonderen Grund, der Fünfzig¬
jährigen zu gedenken — diese schon so ernsthaft und würdevoll
feiern, eine Bilanz ihres Lebens ziehen, gewissermaßen einen
Rechnungsabschluß ihrer bisherigen Leistungen und Persönlichkeit.
Fünfzig Jahre seien ja nichts, das Leben gehe eben weiter und
wer mit achtzig sterben kann, braucht ja nicht mit fünfzig begraben
zu werden. Und dann hat man gesagt, daß die vorige Generation
ihre großen Männer erst mit siebzig feierte und daß diese es sich
auch dann noch verbeten hätten.
Ja, in diesen 25 Jahren, seit dem Heranwachsen der letzten
Generation, ist die Menschheit recht alt geworden. Nicht in ihren
Jahren, die lassen sich nachzählen, aber in ihrem Gefühl. Denn
wir haben seitdem unbegreiflich und traurig schnell leben gelernt.
Das haben der Rausch und das Fieber gemacht, in die uns die
Umwälzung der Technik hineingerissen. Das hat der ungeheuere
Verbrauch geistiger und seelischer Energien gemacht, der mit den
körperlichen gleichen Schritt halten wollte. Und das hat unseres
Lebens Bedinguagen und seine Art menschlich, künstlerisch und
gesellschaftlich bis auf den Grund gewandelt. In 25 Jahren erlebt
heute einer, was sein glücklicherer Vorfahre kaum in hundert
konnte. Und heute erst ist das Goethe=Wort wahr, daß unsere
Zeit nichts reif werden läßt, daß man im nächsten Augenblicke
den vorhergehenden verspeist. Wer zumal im Wirbel der Großstadt
aufwächst und lebt, muß diese Erfahrung täglich machen. Die