VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 154

box 39/1
SothBirthday
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungeausechnitte.
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 211
(Liest die meisten Zeltungen und ist das
bestorganisierteste Bureau Deutschlands.)
Zetung
Ort: —
Datum:
5.Ma
Arthur Schnitzler=Zyflus.
Schnitzlers 50 Geburtstag wird heute von
einer Reihe großer deutscher Bühnen gefeiert wer¬
den. So bringt das Burgtheater „Das weite Land“
das Wiener Votkstheater „Liebelei und „Der grüne
Kakadn, das Dresdener Hoftheater hat „Liebelei“
inen einstudiert; das Berliner Schiller=Theater
führt „Paraselsus“, „Die Gefährtin“ und „Der
grüne Kakads“sauf. — Bei uns wird die Feier durch
die zyklische Aüfführung von Schnitzlers Werken be¬
gangen, die heute mit der Premiere des Schauspiels
„Das Marchen“ beginnt. Die Heldin des
Stückes ist eine junge Schauspielerin, die schon im
Beginn ihres mädchenhaften Aufblühens der Ver¬
führung — wohl auch ihrer eigenen Sinne — zum
Opfer gefallen ist. In der Zeit, da sie sich der Höhe
ihrer schauspielerischen Erfolge nähert und die volle
Herrschaft über sich selbst und die Erkenntnis wahren
Gefühles erlangt hat, lernt sie einen Mann, Fedor
Denner, kennen, von dem sie hofft, daß er ihr gegen¬
über an der These festhalten wird, die er selbst auf¬
gestellt hat: daß kein Mann einem Mädchen einen
Vorwurf daraus machen kann, daß sie nicht auf ihn
gewartet hat. Denner erweist sich doch schließlich als
zu schwach, um den Kampf gegen das Vorurteil der
Gesellschaft zu führen. Seine Liebe unterliegt und
Fanny Theren geht von ihm, um in der Kunst Be¬
friedigung zu finden, befreit von der Täuschung, der
sie sich in dem Glauben hingab, daß das Märchen
von den Gefallenen wirklich nur noch als Märchen
gelte.
Die heutige Vorstellung findet als 178. Abv.
II. Serie im Neuen Theater statt. Der zweite
Abend des Schnitzler=Zyklus wird morgen Donners¬
tag im Landestheater als 44. volkstümliche Vor¬
stellung zu ermäßigten Preisen gegeben. Zur Auf¬
führung gelangen die fünf Einakter aus dem Anatol:
1. „Weihnachtseinkäufe“, 2. „Episode“
3. „Abschiedssouper“, 4. „Die Frage an
das Schicksal“, 5. „Anatols Hochzeits¬
morgen“. Den Anatol spielt Anton Tiller, den
Max Alfred Huttig. In den weiblichen Hauptrollen
sind die Damen Helling, Glasel, Medelsky, Kauf¬
mann und Steinheil beschäftigt.
schnitt aus:
rager Tachlatt
1SMAL19T
4
— Arigur Schnitzler=Iyklus.
Schnitzlers 50. Geburtstag wird heute von
einer Reihe großer deutscher Bühnen gefeiert wer¬
7
den. So bringt das Burgtheater „Das weite Land“,
das Wiener Volkstheater „Liebelei“ und „Der grüne
Kakadu“ das Dresdener Hoftheater hat „Liebelei“
ineu einstudiert, das Berliner Schiller=Theater
führt „Paracelsus“ „Die Gefährtin“ und „Der
grune Kakadu“ auf. — Bei uns wird die Feier durch
die zyklische Aufführung von Schnitzlers Werken be¬
gangen, die heute mit der Premiere des Schauspiels
„Das Märchen“ beginnt. Die Heldin des
Stückes ist eine junge Schauspielerin, die schon im
Beginn ihres mädchenhaften Aufblühens der Ver¬
11
führung — wohl auch ihrer eigenen Siune — zum
Opfer gefallen ist. In der Zeit, da sie sich der Höhe
ihrer schauspielerischen Erfolge nähert und die volle
Herrschaft über sich selbst und die Erkenntnis wahren
Gefühles erlangt hat, lernt sie einen Mann, Fedor
Denner, kennen, von dem sie hofft, daß er ihr gegen¬
über an der These festhalten wird, die er selbst auf¬
gestellt hat: daß kein Mann einem Mädchen einen
Vorwurf daraus machen kann, daß sie nicht auf ihn
gewartet hat. Denner erweist sich doch schließlich als
zu schwach, um den Kampf gegen das Vorurteil der
Gesellschaft zu führen. Seine Liebe unterliegt und
Fanny Theren geht von ihm, um in der Kunst Be¬
friedigung zu finden, befreit von der Täuschung, der
sie sich in dem Glauben hingab, daß das Märchen
von den Gefallenen wirklich nur noch als Märchen
gelte.
Die heutige Vorstellung findet als 178. Abv.
III. Serie im Neuen Theater statt. Der zweite
Abend des Schnitzler=Zyklus wird morgen Donners.
tag im Landestheater als 44. volkstumliche Vor¬
stellung zu ermäßigten Preisen gegeben. Zur Auf¬
führung gelangen die fünf Einakter aus dem Anatol:
„Weihnachtseinkäufe“, 2. „Episode“
3. „Abschiedssouper“, 4. „Die Frage an
[das Schicksal", 5. „Anatols Hochzeits¬
morgen“. Den Anatol spielt Anton Tiller, den,
Max Alfred Huttig. In den weiblichen Hauptrollen
sind die Damen Helling, Glasel, Medelsky, Käut¬
mann und Steinheil beschäftigt.