box 39/1
SethBirthdar
desemi. —..
Deutsches Abondblett, Prar
10 6. 1912
om:
Königl. deutsches Landestheater.
(Volkstümliche Vorstellung.)
Arthur Schnitzler-ZollusXI.
„Das weite Land.“
Tragikomödie in fünf Akten.
Dieser echt Schnitzler'sche, geistvoll-modernste
Essay über die Liebe hat schon bei seiner Urauffüh¬
rung im Oktober v. J. — von unserem Schauspiel¬
Ensemble sehr gut aufgeführt — eine außerordent¬
lich freundliche Aufname gefunden. Dasselbe war
auch bei der Reprise der Fall, die ganz in der ur¬
sprünglichen Besetzung gestern als volkstümliche
Vorstellung in Szene ging. Das Haus war — bei
dem schönen Sommer=Sonntage leicht begreiflich —
schwächer besucht, fand aber bei jedem Aktschluß
reichlich Gelegenheit, die wackeren Darsteller mit
Beifall und Hervorrufen auszuzeichnen. Auch dies¬
mal gefiel der dritte Akt mit seinem bunten Hotel¬
Treiben ganz besonders.
P. R.
Tarslianengabe omnt
schnitt aus:
Deutsches Abendblatt, Prag
15 6. 1912
m:
MMLAN
Theater und Kunst.
Neues deutsches Theater.
Arthu#-Schnitzler-Zyklus XII.
„Der einsame Weg.“
Schauspiel in 5 Akten. Zum ersten Male.
Eine interessante Variante des Themas vom
unehelichen Sohne, der den nachträglich um Liebe
werbenden Vater abweist — ihn seinen „einsamen
Weg“ — daher den Titel — liebeleer weiter gehen
läßt. Fulda verarbeitete dieses Thema zu einem
Einakter „Die Zeche": Schnitzler hat es zu
einem abendfüllenden Schauspiele erweitert und
kompliziert. Felix, der Sohn des Akademie-Direk¬
tors Wegrath, ist eigentlich die Frucht eines vorehe¬
lichen Verhältnisses der Frau Wegrath mit dem
Maler Julian Fichtner. Als ehelicher Sohn des
Akademie-Direktors liebevoll erzogen, hat er aber
keine Ahnung davon. Als aber Fichtner, gelegentlich
des Todes der Mutter Wegrath, sich dem Sohne
eröffnet und dessen Kindesliebe reklamiert, weist
ihn dieser entrüstet ab und schließt den Direktor
Wegrath, den Mann der ihn von Geburt an geliebt
und erzogen hat, mit den Worten „mein Vater“ in
seine Arme. Um diesen innersten Kern der Handlung
schlingt der Autor eine Menge helfender und erläu¬
ternder Episoden, wie den gewesenen Offizier Stefan
von Sala, der als Todeskandidat sich mit der
hysterischen Tochter Wegraths, Johanna, verlobt, sie
abr damit selbst in den Tod treibt. Eine sympa¬
thische Figur voll prickelnden Reizes ist die gewe¬
sene Schauspielerin Irene Herms, der der Autor in
seiner großen Szene mit Fichtner viel schöne, aber
auch manch herbe Wahrheiten über die Liebe in den
Mund legt. Der Dialog ist überhaupt — fein zise¬
liert — die überragende Stärke des Stückes. Im
Rahmen des Schnitzler-Zyklus als Première gege¬
ben, war es mit großer Sorgfalt einstudiert. Herr
Dr. Manning spielte den Direktor Wegrath mit
schlichter Wärme: Rosa Monati als dessen Frau
schloß sich ihm verständnisvoll an. Prächtig jugendfrisch
gestaltete Herr Tiller den jungen Felix Wegrath;
ebensogut gelang ihm aber auch das schmerzvoll
Peinliche in der Abwendung von Fichtner, sowie die
herzlich ausgearbeitete Schlußszene. Für den, von
seinen nie richtig eingeschätzten Empfindungen schwer
gedrückten Fichtner fand Herr Rittig einen ganz
passenden Ton müder Gelassenheit. Als Stephan
von Sala schöpfte Herr Huttig die etwas lässige
Eleganz dieses melancholisch ausklingenden Lebens¬
philosophen nicht ganz aus. Das nervöse Tempera¬
ment des Frl. Hackelberg war vortrefflich auf
die historische Ueber-Empfindlichkeit der feingezeich¬
neten Johanna eingestellt. Frl. Medelsky gab
die gewesene Schauspielerin Irene Herms; ihre
frische, lebensvolle Natürlichkeit und Munterkeit
huschte wie ein erwärmender und erfreuender Son¬
nenstrahl durch die Welt dieses ernsten, gedanken¬
tiefen Schauspiels. Wohltuend einfach und warm
war Herr Frieberg in der bescheidenen Rolle
des Arztes Dr. Reumann. Der szenischen Ausstat¬
tung war ganz besondere Sorgfalt gewidmet. Das
Zusammenspiel zog glatt vorbei, litt aber ganz
bedeutend durch eine, manche Szenen ganz ver¬
wischende Undeutlichkeit des gesprochenen Wortes.
Das sehr gut besuchte Haus nahm die Aufführung
mit respektvoller Aufmerksamkeit entgegen und be¬
reitete den Darstellern, sowie dem anwesenden
na Autor stürmische Beifallskundgebungen.
P. R.
C
Bom Prager Konservatorium. Die Aufnahms-1
e bedingungen sieh im Inseratenteil dieses Blattes.
Die Eltern werden auf die günstige Versorgung
ihrer Kinder durch das Studium der Blas¬
in strumente aufmerksam gemacht. In der
Instrumental- auch (Bläserabteilung) und Orgel¬
schule werden Schülerinnen ebenfalls aufge¬
SethBirthdar
desemi. —..
Deutsches Abondblett, Prar
10 6. 1912
om:
Königl. deutsches Landestheater.
(Volkstümliche Vorstellung.)
Arthur Schnitzler-ZollusXI.
„Das weite Land.“
Tragikomödie in fünf Akten.
Dieser echt Schnitzler'sche, geistvoll-modernste
Essay über die Liebe hat schon bei seiner Urauffüh¬
rung im Oktober v. J. — von unserem Schauspiel¬
Ensemble sehr gut aufgeführt — eine außerordent¬
lich freundliche Aufname gefunden. Dasselbe war
auch bei der Reprise der Fall, die ganz in der ur¬
sprünglichen Besetzung gestern als volkstümliche
Vorstellung in Szene ging. Das Haus war — bei
dem schönen Sommer=Sonntage leicht begreiflich —
schwächer besucht, fand aber bei jedem Aktschluß
reichlich Gelegenheit, die wackeren Darsteller mit
Beifall und Hervorrufen auszuzeichnen. Auch dies¬
mal gefiel der dritte Akt mit seinem bunten Hotel¬
Treiben ganz besonders.
P. R.
Tarslianengabe omnt
schnitt aus:
Deutsches Abendblatt, Prag
15 6. 1912
m:
MMLAN
Theater und Kunst.
Neues deutsches Theater.
Arthu#-Schnitzler-Zyklus XII.
„Der einsame Weg.“
Schauspiel in 5 Akten. Zum ersten Male.
Eine interessante Variante des Themas vom
unehelichen Sohne, der den nachträglich um Liebe
werbenden Vater abweist — ihn seinen „einsamen
Weg“ — daher den Titel — liebeleer weiter gehen
läßt. Fulda verarbeitete dieses Thema zu einem
Einakter „Die Zeche": Schnitzler hat es zu
einem abendfüllenden Schauspiele erweitert und
kompliziert. Felix, der Sohn des Akademie-Direk¬
tors Wegrath, ist eigentlich die Frucht eines vorehe¬
lichen Verhältnisses der Frau Wegrath mit dem
Maler Julian Fichtner. Als ehelicher Sohn des
Akademie-Direktors liebevoll erzogen, hat er aber
keine Ahnung davon. Als aber Fichtner, gelegentlich
des Todes der Mutter Wegrath, sich dem Sohne
eröffnet und dessen Kindesliebe reklamiert, weist
ihn dieser entrüstet ab und schließt den Direktor
Wegrath, den Mann der ihn von Geburt an geliebt
und erzogen hat, mit den Worten „mein Vater“ in
seine Arme. Um diesen innersten Kern der Handlung
schlingt der Autor eine Menge helfender und erläu¬
ternder Episoden, wie den gewesenen Offizier Stefan
von Sala, der als Todeskandidat sich mit der
hysterischen Tochter Wegraths, Johanna, verlobt, sie
abr damit selbst in den Tod treibt. Eine sympa¬
thische Figur voll prickelnden Reizes ist die gewe¬
sene Schauspielerin Irene Herms, der der Autor in
seiner großen Szene mit Fichtner viel schöne, aber
auch manch herbe Wahrheiten über die Liebe in den
Mund legt. Der Dialog ist überhaupt — fein zise¬
liert — die überragende Stärke des Stückes. Im
Rahmen des Schnitzler-Zyklus als Première gege¬
ben, war es mit großer Sorgfalt einstudiert. Herr
Dr. Manning spielte den Direktor Wegrath mit
schlichter Wärme: Rosa Monati als dessen Frau
schloß sich ihm verständnisvoll an. Prächtig jugendfrisch
gestaltete Herr Tiller den jungen Felix Wegrath;
ebensogut gelang ihm aber auch das schmerzvoll
Peinliche in der Abwendung von Fichtner, sowie die
herzlich ausgearbeitete Schlußszene. Für den, von
seinen nie richtig eingeschätzten Empfindungen schwer
gedrückten Fichtner fand Herr Rittig einen ganz
passenden Ton müder Gelassenheit. Als Stephan
von Sala schöpfte Herr Huttig die etwas lässige
Eleganz dieses melancholisch ausklingenden Lebens¬
philosophen nicht ganz aus. Das nervöse Tempera¬
ment des Frl. Hackelberg war vortrefflich auf
die historische Ueber-Empfindlichkeit der feingezeich¬
neten Johanna eingestellt. Frl. Medelsky gab
die gewesene Schauspielerin Irene Herms; ihre
frische, lebensvolle Natürlichkeit und Munterkeit
huschte wie ein erwärmender und erfreuender Son¬
nenstrahl durch die Welt dieses ernsten, gedanken¬
tiefen Schauspiels. Wohltuend einfach und warm
war Herr Frieberg in der bescheidenen Rolle
des Arztes Dr. Reumann. Der szenischen Ausstat¬
tung war ganz besondere Sorgfalt gewidmet. Das
Zusammenspiel zog glatt vorbei, litt aber ganz
bedeutend durch eine, manche Szenen ganz ver¬
wischende Undeutlichkeit des gesprochenen Wortes.
Das sehr gut besuchte Haus nahm die Aufführung
mit respektvoller Aufmerksamkeit entgegen und be¬
reitete den Darstellern, sowie dem anwesenden
na Autor stürmische Beifallskundgebungen.
P. R.
C
Bom Prager Konservatorium. Die Aufnahms-1
e bedingungen sieh im Inseratenteil dieses Blattes.
Die Eltern werden auf die günstige Versorgung
ihrer Kinder durch das Studium der Blas¬
in strumente aufmerksam gemacht. In der
Instrumental- auch (Bläserabteilung) und Orgel¬
schule werden Schülerinnen ebenfalls aufge¬