VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 203

1. 50th Birthdag box 39/1

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Der Dichter wird am 15. Mai wirklich
wahrhaftig 50 Jahre alt und ist doch noch immer
jüngsten einer. Er hat zu so vielem reiches Talen
bloß zum Altmeister gar keins. Dafür gebrich
ihm vor allem an Gravität, an feierlicher Würd
versteifter Grandezza. Ehe er zur Poesie abschwe
studierte er Medizin und machte, väterlichem W
folgsam, sogar das Doktorat. Schiller war Medi
— Lenau — Schönherr. In Schnitzlers Werken
de: Mediziner unschwer zu erkennen. Zwei H
motive ziehen sich immer hindurch: das
und das
Sterben und Tod
Puppenspiel, Marionette, Hampelmann an
tanzend, von fremdem Willen bewegt. Der Zusam
hang von zart Seelischem und roh Mechanischem,
Unfreibeit des frei sich wähnenden Individuun
„das alles mag medizinisches Studium angeregt
zzum phantastischen Weiterausspinnen vorbereitet,
Werg auf die Spindel gelegt haben. Die Sub
und Genauigkeit der Beobachtung, die linde,
zärtliche Hand des milden Arztes, die erst stre
bevor sie schneidet, mag auch der Dichter Sch
dem Arzte danken. Sein „Anatol“ schuf ihm
Namen und Ruhm. Die französisch=wienerische 2
dieser geistbelebten Skizzen ist noch heute unüber
so viel nachgeahmt sie auch wurde. Hier taucht
das süße Mädel zuerst auf, das S
entdeckt, vielleicht sogar auch ein bischen erf
hat. Die elegante lebe= und weltmännische Fri
dieser zierlichen Miniatüren entzückte allgemein.
Dichter hatte es sich selbst recht schwer gemach
auf dieser rasch erstiegenen Höhe zu halten.
„Liebelei" führte er den einmal angeschlagene
weiter fort, aber er vertiefte und bereicher
mit echter men
Thema, durchdrang
Empfindung. Der Pulsschlag besten, wahrsten
tums geht durch das Stück. Im „Grünen K
entfaliete Schnitzler in knappstem Rahmen t#
Kraft, sarkastischen Witz. „Der Schleier der B
wird sich noch erst durchzusetzen haben. Mar
eben abwarten. „Das Vermächtnis", „Fre
„Das Märchen“, „Zwischenspiel“, ein blendend
akterzyklus „Marionetten“ ein anderer:
und
dann weiter bis zum „Medardus“
„Einsamen Weg“ brachten Erfolg um
in herrlichstem Aufstieg. Daneben ging eine ru
erzählende Tätigkeit: Novellen und Romane ent
in reichster Fülle „Frau Berta Garlan“ und „L
Gustl“ seien hier nur als Hauptpunkte herausg
Schitzlers Produktion weisi wohl Schwächere
nichts Schwaches auf. Er ist und bleibt in alle
Per bringt, einer unserer Besten und Ersten, a
das österreichische, das gesamte deutsche Sch
mit vollem Rechte stolz sein kann. Sein nob
seine empfindungsreine Zartheit und Verinne
seine tiefe Seelenkenntnis, seine milde, üb
Ironie, sei#e satirische Kraft — all das mach
einer anziehenden und durchaus sympathischen
Er hat noch lange nicht den letzten Gipfel er
und wird seinen zahllosen Freunden und V
gewiß nochtlic Gaben seines schöpferische
bieten.