VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 14

1
L
—.——
box 39/2
oth and 55th Birthdav
Es sieht ihm, dort wo es am modernsten ist, immer ähnlicher. Georges
de Porto-Riche wird zum Flaubert des französischen Theaters. Arthur
Schnitzler ist, eben in seinen Stücken, ein vorgeschrittener Romancier. Die
Handlung hat leisere Umrisse bekommen, die Kulissen öffnen sich in
die Welt. Der Verfasser des Weiten Landes hat es in Wahrheit vermocht,
die Bretter derart zu erweitern, daß wir über sie hinaus die so weit
gewordene, ungewisse und beziehungsreiche Welt unserer Dinge spüren. Er
hat eine vieldeutige, schwierige Seelenwelt, die nur im Buch und nur für
Wenige leben zu können schien, den Vielen im Theater zu erschließen
gewußt. Seine Popularität ist eine der wertvollsten Erscheinungen dieser Tage.
Mehr und unmittelbarer als die meisten von uns, hat er sich verdient
gemacht um den Fortschritt der Menschenherzen.
DANK. VON THOMAS MANN.
laben der Dichtkunst rufen ein lebhafteres Bedürfnis der Dank¬
sagung hervor als solche der anderen Künste. Es wird nicht
leicht geschehen, daß eine Frau oder ein junger Mann nach dem
Anhören einer Symphonie oder Oper, nach der Betrachtung eines
Gemäldes oder Bildwerkes dem Autor für das Empfangene, Genossene
ausdrücklich handschriftlich zu danken sich gedrungen fühlt. Dem Poeten,
Theaterdichter, Romancier gegenüber ist dies allgemeine Publikumsübung und
nicht ohne Grund und Recht. Denn die schöne Literatur ist ja die eigent¬
lich artikulierte Kunst, welche zu artikulierter Rückäußerung und Zu¬
stimmung bestimmter auffordert, als die verhüllte Sprache der Töne
oder die stumme Erscheinung des Bildes. Unmittelbar redet sie zum Menschen
vom Menschlichen und ermutigt so zu menschlicher Hinwendung an den
Autor. Und wenn es freilich immer etwas Schiefes, Anmaßliches und
halbwegs Komisches um den persönlichen Dank für eine Wohltat ist, die
dem Einzelnen persönlich ja gar nicht zugedacht war, so möchte der Dichter
eine spontane und zutunliche Handlung, die er dem kleinen Mädchen, dem
empfänglichen Jüngling in der Provinz freundlich zugute hält, dem Kunst¬
genossen nicht verwehren. Denn von aller Menschenart besonders für den
Künstler gilt das Wort, daß wir nur insofern zu achten sind, als wir zu
schätzen wissen.
So heiße ich die Gelegenheit — und eine wie feierlich-festliche Gelegen¬
heit! — dem Dichter Arthur Schnitzler Dank zu sagen für viele Bewegung,
Belehrung, Unterhaltung, Erschütterung, die sein großes Talent auch mir
gewährt hat, ihn meiner wahren Schätzung zu versichern, von Herzen
willkommen. Ich war ein junger, tastender Anfänger, als sein Name schon
glänzte, und ich habe die freudig verehrende Haltung ihm gegenüber nie
344

6
rung
erlebe
dem vornehmen Men
zu können, daß er d
bar ist. So ist Hoffn
und in Österreich a
umzugehen lernen, de
risch“ und „schnitz
Wien hat keine Unt
es hat aber auch Jah
Städte noch im Acken
Arthur Schnitzler,
zu schätzen, wenn