VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 63

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sich da („Heimliche Liebe“ heißt der öde Schmarren) als Profoß Allgegenwärtigkeit ist an Schnitzler, die sehr viel Größere
Schnit Zler im italienischen Kriege und entdeckt durch Zufall, daß der Re=unter den lebenden Dichtern für uns nicht besitzen: wir be¬
gimentstambour ein Weib ist, das sich aus glühender Liebe dem obachteten eine Dame mit Paketen, die Weihnachtseinkäufe
emäer gab es einen Bild- Hauptmann nachgeschlichen hat. Er will nun dem Vorgesetzten machte, wir fuhren mit der Eisenbahn durch sonnefließende
t, irgendeiner Laune sol- den Tatbestand aufklären, kann aber, teils weil beide nicht Vorstädte, wir sahen über einen grünen Gartenzaun Georginen¬
büsche nicken, und wir fühlten schon Schnitzler.
allein im Zimmer sind teils vor eigenem Erstaunen, nicht
ot und tierischen Abfällen
In einem Sonett, das er dieser Tage an ihn richtete, rief
recht mit der Sprache heraus und macht deshalb vor seiner
dere gemacht hatten, nicht
Eulenberg aus, Schnitzler sei fast das „Einzige, wodurch wir
eigenen Brust verzweifelt konvexe Bewegungen, die andeuten
Eirbeit dieses Mannes den
draußen Wien noch kennten“. Das ist schon richtig; denn
gte er, „einer wie großen sollen: „Der Kerl dort ist kein Mann, er hat einen Busen!!“
Schnitzler ist wirklich der einzige unter den Könner., der in
zu machen, daß diese Fi¬ Das — niemand wird es ernstlich in Abrede stellen wollen —
Wien geblieben ist. Die Hofmannsthal, Beer=Hofmann, Wasser.
Diese Geschichte ist sich ist eine Schweinerei. Jetzt aber beobachtet nur, wie Girardi
mann, sie sind körperlich, postalisch, polizeilich in Wien ge¬
es bringt! Als ob ein Panzerturm von Keuschheit um sie her
Alexander Girardi an¬
blieben; geistig aber haben sie nichts gemeinsam mit einer
plötzlich aus der Erde wüchse, bewegen sich seine Hände. Keine
so weise wäre wie jener
Stadt, in der sie kein Publikum haben, die nicht einmal ihre
Zote formt sich, sondern höchste Humanität: Gott hat den Mann
jetzt, anläßlich des wiener
Bücher verlegt und die es ihnen übel nimmt, daß sie keine
so geschaffen wie er die Frau nicht geschaffen hat; verehren wir
sich über und über zu
Texte für Fall und Lehär schreiben — sie leben in einem ide¬
ihn auch darum; ihn, der die Ulme anders gemacht hat wie die
rch vollendete Kunst, die
ellen Weimar. Und gar Karl Kraus? Er ist so wenig Wiener,
Eiche. Also Religion. Also für das Herz gerettet, was unter
wie es im Jahre 1805 Napoleon war. Würde er nicht,
den Gürtel treffen sollte: höchste Humanität!
Gestalt von Shakespeare
wenn er die Macht hätte, Kahlen= und Leopoldsberg mit Bat¬
Höchste Humanität: aus der kitschigen Operettensentimen¬
eines reinsten karrari¬
terien besetzen lassen und das Tal in einer Sintflut von Kar¬
talität, daß sich ein Mann mit einem Kanarienvogel unter¬
wahr werdet ihr, die
tätschen ertränken? Aber Schnitzler, Schnitzler ist in Wien
hält, macht Girardi das grundlegende Zwiegespräch zwischen
nmeißelnd, einem Mix¬
geblieben und hat gleich Girardi die unscheinbare und schlechte
eck begegnen. Eng und Mensch und Tier über die Lasten des Daseins. (Wie er schon
Materie aufgelesen und zur Sonne gehoben. Er hat voll¬
vor Jahren seine berühmteste Leistung, das „Fiakerlied“, vor
tchoulifläschchens ist dank
bracht, wozu Peter Altenbergs Kraft nicht häufig genug aus¬
ähnlich ungeheure Hintergründe gestellt hatte. Das Kutschieren
WWelt schon geworden und
reichte: das Talmi aus eigener Kraft in Gold zu verwandeln.
als Gottesdienst, das Verwobensein mit dem Pferde als ein
ammertal: wer zum Bei¬
Auch ihm war es, in einer koketten und spielerischen Jugend,
einer Frau reuelos glück= Schicksalsgeheiß, dies Auf=dem=Bocke=Sitzen ganz und gar um
ibt „dja, ßo a Weiberl is des Lebens und nicht um der Eitelkeit willen, das war's, ihr nicht immer ernst darum. Aber längst ist Schnitzler nicht mehr
der Dichter des süßen Mädels. Eine Durchgottung ist hinzu¬
im Verkehr mit der Archi= Leute, was euch Tränen erpreßte; und nicht etwa die Glori¬
getreten, eine begierdelose und schöne Ruhe, ein weiseres Ins¬
fizierung speziell wienerischen Fuhrwesens war daran schuld.)
hen Wiens in den Straßen
Auge=Fassen der Dinge. Die wissen nichts von ihm, die nicht
Jenes Zwiegespräch nit dem Kanarienvogel wird von Girardi
ndarf „Eiserner, eiserner
freudig bekennen, daß der heutige Schnitzler hundertmal be¬
rhöltnis an!“ Schon er= nicht schlechter gespielt als Homer die Begegnung des
deutender sei als der vor zwanzig Jahren.
und gerade
und Fiakern, Mizzi und Odysseus mit dem Hunde geschrieben hat:
Was mir der Schnitzler von heute ist, wie fasse ich es ein?
hier erwächst für jeden Liebhaber des Schauspiels die Frage:
nquälender bevölkert, Welt¬
Ein Gleichnis muß herbei das mir einst von ihm träumte.
warum muß sich dieser Künstler überhaupt an so Unwürdiges
nen hoch erhoben, stürzen
In einer der sonderbaren Transpositionen, die Träume vielem
verschwenden? Wenn seine Natur ins Klassische sich schon nicht
Gott aber, der weder das
zu geben pflegen, sah ich Schnitzler einmal als Sache: er war
fügen wollte, warum begibt er sich nicht in den Dienst des
nte, hat ein Einsehen und
ein englisches Landhaus im Wienerwald. Drinnen wurde in
Mannes, der als einziger gleich ihm, ein Wiener bleibend
r durchaus nicht, wie man
weiß getäfeltem Raume von kühlen und freundlichen Diene¬
das wiener Wesen geadelt und an Gott zurückgegeben hat?
Wieners ist, sondern dessen
rinnen der Tisch gedeckt, eine weiße, sehr vornehme Kaße
Warum bringt er uns nicht die Menschen Arthur Schnitzlers?
die Kultur, ans Große
schnellte die Treppe herauf, dann wurde alles still, nur ein
Arthur Schnitzler: wenn in den letzten Tagen unsere Ge¬
irardis zu Wien: daß er
Klavier erklang im leisen Zugwind. Es kam eine Schubert¬
danken vom Parlamentskonflikt, vom dänischen Thronwechsel,
Gott zurückgibt. Siehe,
weise zur Tür herein, sie lächelte durch das Fenster wieder
vom Türkenkrieg gleichwie in eine plötzlich aufgetane Heimat
beiligbringergleichnis wäre,
hinaus; an vielen Fliederbüschen vorbei die Lindenallee ent¬
zu diesem stille leuchtenden Namen immer wieder zurückirrten
mal Uebertreibung ist es.
— da fühlten wir auf einmal, wie rettungslos von je die Taten lang zur Donau tauchend zerfloß sie am abendroten Himmel.
Materie dieser Mann seine!
Heinrich Eduard Jacob.
nehmen hat! Er befindet dieses nun Fünfzigjährigen unser Herz umstellt hatten. Eine