5oth and 55th Birthdar
Ausschnitt aus Och A
C
IN WI
vom:
kaübs Wiener Jeurbar Wirr
ENn
Feuilleton.
An Artur Schnißle
Zum fünfundfünfzigsten Geburtstag.
(15. Mai 1917.)
Von
Kurt Sounenfeld.
Dort, wo der Wienerwald wie eine Braut
Die Stadt umfängt,
Die Straße sich aus grüner Stille senkt
Zum Volksgewühl des Alltags, bunt und laut —
Dort hast du, Dichter, dir dein Haus gebaut.
Dein Haus ... Es stand schon längst in meinem Traum,
Eh' ich es sah,
Und auch der kleine Garten war schon da,
Und auch des Arbeitszimmers stiller Raum —
Ich fühle mich bei dir als Fremder kaum.
Dies alles hatt' ich schon so ost geseh'n,
Gefühlt, geahnt.
Die Sehnsucht hat sich einen Weg gebahnt
Zu ihres Lieblings heimlichsten Alleen ..
Ich wußt' es: einmal würd' ich vor dir steh'n.
— Ich bin bei dir — und manche Traumgestalt,
Die du erschufst,
Naht uns, da du sie im Gespräche rufst.
Wie oft hab' ich im einsam tiefen Wald
Mir diese Stunde treulich ausgemalt!
Die Stirn umschimmert wie ein Sommertag
Dein braunes Haar.
Dein Auge blickt ins Weltgewühl so klar.
Wie pocht Christinens Herz in heißem Schlag!
Ob sie wohl einst in deinen Armen lag?
Ob du wohl selber Anatol einst warst, —
Medardus Klähr?
Der Seele Wege gehen kreuz und quer,
Die du in deinen Werken offenbarst.
Ein Spiel? ... Für wen du wohl die Wahrheit sparst?
box 39/2
—.—
So hütet deines Wesens Zauberschrein
Der Wunder viel.
Wer wüßte: dies ist Wahrheit — dies ist Spiel?
Ergründet wer des Dichters Sthein und Sein?
In bunte Schleier hüllt er tief sich ein.
Aus deiner Rede glänzt ein Schimmer her ...
Der gleiche fast
Wie aus dem Werk, das du geschaffen hast.
Bei jedem Worte fühl' ich: Das ist er! .. .
Wie ist dein Leben reich und beuteschwer!