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Soth and
Und im Schnitzlerichen Einakter 2 Paracelluse stehen
die Worte:
„Es fließen ineinander Traum und Wachen.
Wahrheit und Lüge Sicherheit ist nirgends.
Wir willen nichts vom andern, nichts von uns.
Wir lpielen immer; wer es weil, ilt klug.“
Damit ilt der philolophilche Grundgedanke Schnitzlers
ausgelprochen, das Leitmotiv leiner bedeutungsvolllten
Dichtungen. Ihnen gefellt lich noch das Grauen vor dem
Tode, als die letzte Steigerung unleres Gefühls der
Lebensunlicherheit. Folgerichtig ilt ihm die Illulion wert¬
voller als die Wahrheit, aber ihn und leine tragilchen
Menichen zwingt das eingeborene Welen, den Sturz aus
der Illulion zu erleben. Dieler Sturz erschüttert uns in
dem leilen Drama „Die Gefährting, wo der Gatte
nach dem Tode leiner Frau erkennt, daß lie einen
anderen und nie ihn geliebt hat. Im Einfamen Wege
kolten wir den herben Lebensreit hoffnungsloler Menichen
und das in einer Spätherbitltimmung, die unvergeßlich
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box 39/2
ist. Im „Schleier der Beatricex, Schnitzlers farben¬
schönlter Dichtung, erfahren wir in wechleinden Ekitafen,
wie das Leben uns lebt, nicht wir das Leben. Die wach¬
träumende Beatrice ilt ein Spielball ihrer Lebensgier und
Todesfurcht, und die Schritte, mit denen lie ins Leben
stürzt, führen lie zum Sterben. Im „Großen Wurstele
wird das Problem „Spiel oder Wirklichkeite falt pro¬
grammatisch aufgerollt. In den „Lebendigen Stundene
endlich deutet der Dichter, daß ein Leben nicht länger
leine Spur behalte, als die Erinnerung des letzten, der
mitlebte, währt. Der Künitler allein kann die Augen¬
blicke gelteigerten Daleins zur Dauer retten. Aber was
hat er lelblt davon? „Nachwelt gibt's nur für die Leben¬
digen. Was habe iche — lagt ein Sterbender — amit
denen zu schaffen, die miorgen noch auf der Welt lein
werden 7e
In der Fülle seiner Schaffenskraft mag Arthur Schnitzler
heute den Nachruhm vorausempfinden, der, wenn er
gereift ist, für keinen, der Iterben mußte, Sinn und Ge¬
winn bieten kann. Ein Kronenträger (im „Schleier der
Beatriceg) gelteht, daß alle weltliche Macht nur Vergäng¬
liches erringt, und daß, alle Taten in Gleichgültigkeit ver¬
linken. Filippo, der Dichter, aber werde bei den Nach¬
geborenen unfer Lächeln und unfere Tränen erwecken:
„Denn dieler war ein Bote, ausgelandt,
Dat Grüllen einer hingelchwundnen Welt
Lebendig jeder neuen zu bestellen
Und hinzuwandeln über allem Tod.“
ICNIGIICDIISIICGTI
Theatercafé von Leopold Schmidl
Ein Theatercafé ist felten ein Lokal, das neben oder
in der Nähe eines Theaters liegt, und das Geheimnis,
wodurch in der Großitadt ein Café zum Theatercafé
wird, ilt noch nicht ergründet. „Theaterleute - Caféc ist
zutreffender, weil nämlich alle Leute hier zu treffen lind,
die mit dem Theater und leinen Leuten Beziehungen
haben. Solcher Leute gibt es mehr, als zu einer gewillen¬
haften Charakteriltik eines Theatercafés notwendig lind.
Da ist die würdige Dame aus Neukölln, die eigentlich
bloß aus Pietät hierher kommt und mit der Ablicht, die
maßgebenden Perlönlichkeiten kennen zu lernen, die ihre
Tochter fördern könnten. Die Tochter selblt ilt nicht da;
aber leit einem Jahre willen lämtliche „Oberg und jeder
Gast, der das Unglück hat, neben der Dame Platz nehmen
zu müllen:
MMein Töchterchen ist ooch bei die Bühne.
Das Töchterchen litzt inzwilchen in Bochum bei Herne,
weil kein Berliner oder Wiener Agent mehr Luft hat, lich
für das kelle Neuköllner Mädl unnötig zu Strapazieren.
Sie bleibt ja doch nicht länger als acht Wochen im
Engagement, und die Mutter ilt vollkommen überzeugt,
daß nur die Intriguen ihrer Kolleginnen an dem Unglücke
ihrer Tochter schuld tragen.
Dann ilt eine hüblche Anzahl von Leuten da, die
gleichfalls Beziehungen zum Theater haben. Keine künlt¬
lerilchen und keine geschäftlichen, aber weibliche, und die
Dame aus Neukölln kann lich nicht genug darüber ent¬
relten, daß der Kunitlinn dieler Herren lo unbeltändig ist.
la liebe Frau, Theatermutter werden, ist nicht ichwer,
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Soth and
Und im Schnitzlerichen Einakter 2 Paracelluse stehen
die Worte:
„Es fließen ineinander Traum und Wachen.
Wahrheit und Lüge Sicherheit ist nirgends.
Wir willen nichts vom andern, nichts von uns.
Wir lpielen immer; wer es weil, ilt klug.“
Damit ilt der philolophilche Grundgedanke Schnitzlers
ausgelprochen, das Leitmotiv leiner bedeutungsvolllten
Dichtungen. Ihnen gefellt lich noch das Grauen vor dem
Tode, als die letzte Steigerung unleres Gefühls der
Lebensunlicherheit. Folgerichtig ilt ihm die Illulion wert¬
voller als die Wahrheit, aber ihn und leine tragilchen
Menichen zwingt das eingeborene Welen, den Sturz aus
der Illulion zu erleben. Dieler Sturz erschüttert uns in
dem leilen Drama „Die Gefährting, wo der Gatte
nach dem Tode leiner Frau erkennt, daß lie einen
anderen und nie ihn geliebt hat. Im Einfamen Wege
kolten wir den herben Lebensreit hoffnungsloler Menichen
und das in einer Spätherbitltimmung, die unvergeßlich
910
box 39/2
ist. Im „Schleier der Beatricex, Schnitzlers farben¬
schönlter Dichtung, erfahren wir in wechleinden Ekitafen,
wie das Leben uns lebt, nicht wir das Leben. Die wach¬
träumende Beatrice ilt ein Spielball ihrer Lebensgier und
Todesfurcht, und die Schritte, mit denen lie ins Leben
stürzt, führen lie zum Sterben. Im „Großen Wurstele
wird das Problem „Spiel oder Wirklichkeite falt pro¬
grammatisch aufgerollt. In den „Lebendigen Stundene
endlich deutet der Dichter, daß ein Leben nicht länger
leine Spur behalte, als die Erinnerung des letzten, der
mitlebte, währt. Der Künitler allein kann die Augen¬
blicke gelteigerten Daleins zur Dauer retten. Aber was
hat er lelblt davon? „Nachwelt gibt's nur für die Leben¬
digen. Was habe iche — lagt ein Sterbender — amit
denen zu schaffen, die miorgen noch auf der Welt lein
werden 7e
In der Fülle seiner Schaffenskraft mag Arthur Schnitzler
heute den Nachruhm vorausempfinden, der, wenn er
gereift ist, für keinen, der Iterben mußte, Sinn und Ge¬
winn bieten kann. Ein Kronenträger (im „Schleier der
Beatriceg) gelteht, daß alle weltliche Macht nur Vergäng¬
liches erringt, und daß, alle Taten in Gleichgültigkeit ver¬
linken. Filippo, der Dichter, aber werde bei den Nach¬
geborenen unfer Lächeln und unfere Tränen erwecken:
„Denn dieler war ein Bote, ausgelandt,
Dat Grüllen einer hingelchwundnen Welt
Lebendig jeder neuen zu bestellen
Und hinzuwandeln über allem Tod.“
ICNIGIICDIISIICGTI
Theatercafé von Leopold Schmidl
Ein Theatercafé ist felten ein Lokal, das neben oder
in der Nähe eines Theaters liegt, und das Geheimnis,
wodurch in der Großitadt ein Café zum Theatercafé
wird, ilt noch nicht ergründet. „Theaterleute - Caféc ist
zutreffender, weil nämlich alle Leute hier zu treffen lind,
die mit dem Theater und leinen Leuten Beziehungen
haben. Solcher Leute gibt es mehr, als zu einer gewillen¬
haften Charakteriltik eines Theatercafés notwendig lind.
Da ist die würdige Dame aus Neukölln, die eigentlich
bloß aus Pietät hierher kommt und mit der Ablicht, die
maßgebenden Perlönlichkeiten kennen zu lernen, die ihre
Tochter fördern könnten. Die Tochter selblt ilt nicht da;
aber leit einem Jahre willen lämtliche „Oberg und jeder
Gast, der das Unglück hat, neben der Dame Platz nehmen
zu müllen:
MMein Töchterchen ist ooch bei die Bühne.
Das Töchterchen litzt inzwilchen in Bochum bei Herne,
weil kein Berliner oder Wiener Agent mehr Luft hat, lich
für das kelle Neuköllner Mädl unnötig zu Strapazieren.
Sie bleibt ja doch nicht länger als acht Wochen im
Engagement, und die Mutter ilt vollkommen überzeugt,
daß nur die Intriguen ihrer Kolleginnen an dem Unglücke
ihrer Tochter schuld tragen.
Dann ilt eine hüblche Anzahl von Leuten da, die
gleichfalls Beziehungen zum Theater haben. Keine künlt¬
lerilchen und keine geschäftlichen, aber weibliche, und die
Dame aus Neukölln kann lich nicht genug darüber ent¬
relten, daß der Kunitlinn dieler Herren lo unbeltändig ist.
la liebe Frau, Theatermutter werden, ist nicht ichwer,