VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 24

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goth Birthday
heater-Woch
7
Breslauer
Illustrierte Wochenschrift
Seninn
Weider
Herber ArbauHeft Nr. 18
2. Jahrgang Passei & Danigel Breslau, den 13. Mai 1922
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Mni.
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Titelbild: Elli Mirkow, die erste Soubrette des Stadttheaters als Adele in der „Fledermaus“.
Arthur Schnitzler.
Zu seinem 60. Geburtstag am 13. Mai.
Von Dr. Friebrich Wallisch.
ein Bild spielte in der Tanzstunde, kurzum, es war ein
Eln der Hasenauer Straße, draußen in Hietzing, steigt
ganz anderes Stück. Erst nach mehreren Umarbeitungen
∆ von dem Rajenteppich, der den Fahrweg begleitet, das
hat es die gegenwärtige Gestalt bekommen. Mit dem
dichte Blattwerk der Schlingpflanzen bis zu den Kronen
„Weiten Land“ ist es mir ähnlich ergangen. Das Stück
der Alleebäume auf. So fährt man zwischen zwei Mauern
war auch anfangs eine lose Serie von Bildern. Aber da
aus lebendigem Grün hindurch, wenn man zu Arthur
ist so etwas wie ein künstlerisches Gewissen in mir erwacht.
Schnitzlers Wohnhaus in der Sternwartestraße gelangen
Ich dachte mir: Wenn ich ein Stück schreibe, muß es auch
will.
eine einwandfreie Form haben und darf nicht so bleiben,
In einem stillen Garten liegt das Haus. Vom Balkon
wie es mir im ersten Entwurf aus der Feder geflossen ist.
sieht man auf die Kirchen und Dächer der fernen, lärmen¬
Ich zog es in Akte zusammen und sah, daß das ganz gut
den Stadt.
ging: denn es ist kein Zufall, daß die Bühnenwerke die
Und Schnitzler spricht. Alltägliches scheinbar, und doch
streuge Form der Akte besitzen. Das hat eine tiefe Be¬
liegt in jedem Gedanken der Widerschein einer vornehmen
Fründung, eine Berechtigung, die man nicht ohne weiteres
Kultur, einer durchleuchteten Geistigkeit:
verneinen darf.“....
„Die ganze Welt ist Stoff für den Dichter. Es han¬
Erst jetzt, zu Schnitzlers 60. Geburtstag, ist die erste
delt sich eigentlich nur darum, das Ungeeignete auszu¬
umfangreiche literarhistorische Studie über sein Schaffen
schalten.“
veröffentlicht worden. Josef Körner geht in seinem im
„Reinliche Trennung des Broterwerbs von der Kunst
Amalthes=Verlag erschienenen Buche „Arthur Schnitzlers
wäre das Ideal.“
Gestalten und Probleme“ einen aussichtsreichen neuen Weg.
Oder Persönliches: „Ich finde, daß sich der ärztliche
Er legt mit dem Werkzeug der Psychoanalyse einen Quer¬
Beruf sehr gut mit dem schriftstellerischen verträgt. Ich
schnitt durch das Lebenswerk des Dichters. Gerade bei
selbst habe meine Praxis als Arzt nur ganz
Arthur Schnitzler ist diese Methode vielversprechend. Einige
allmählich abgestoßen. Es gab noch lange Zeit einige
wenige Gestaiten und Motive beherrschen alle seine Schöp¬
Familien, die mich immer noch als Arzt haben wollten.
sungen: Der oberflächlich genießende Lebemann, das süße
Ich war vierzig Jahre alt, als ich die Praxis gänzlich
Mädel, die dämonische Frau, anderseits das geistige Wien
aufgab.“
der Jahrhundertwende oder allgemein menschliche Probleme
Oder über das Schicksal seiner Werke: „Mein erstes
wie etwa die Trostlosigkeit des Suchens nach Wahrheit.
Stück, das über die Bühne ging, war das „Märchen“. Es
Obgleich Körners Schnitzler=Buch eine treffliche, tief¬
erlebte nur zwei Aufführungen. Und wissen Sie, was mir
gründige Arbeit ist, vermisse ich darin denn doch das Letzte,
N. N. (er nennt den Namen eines Operettenlibrettisten
den wahren und einzigen Schlüssel zum vollen Verständ¬
sagte? „Wenn das Stück von mir wäre, hätte es eine
Serig erlebt.“ Er ist ein besserer Geschäftsmann. Er
— Wundervolle
hätte besser verstanden, sich in Szene zu setzen. Das meinte
er mit dieser Aeußerung.“
LAMPENSCHIRME
„Mein „Anatol' ist im Jahre 1892 erschienen. Der
Einzel-Abgabe —
Zyklus als ganzes ist zum ersten Mal — 1910 aufgeführt
worden, also fast zwanzig Jahre später!“
Zu FABRIKPREISEN
„Mancher Schriftsteller diktiert in die Schreibmaschine
drauf los, und damit ist seine Arbeit getan. Dann liest
LAMPENSCHIRMFABRIK
ers einmal durch oder auch nicht. Sehr oft hat man den
Eindruck, daß ers nicht durchgelesen hat. Ich kann nicht
so arbeiten. Meine „Liebelei“ beispielsweise hat die ver¬
GROWALD & C9
schiedensten Wandlungen durchgemacht. Zuerst war sie ein
Friedrichstraße Nr. 21 o Telefon Ohle Nr. 217
Volksstück. Es gab keine Akte, sondern eine Folge meh¬
rerer Bilder. Die dämonische Frau kam auf die Bühne, 1