VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 69

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6oth Birthday
## tüssen,
hält es Tschitscherin für seine Pflicht, persönlich zu er¬
vellstandig Reder- und aozugiter.
scheinen.
ihr hungen. In
Der bärtige, rothaarige Herr Professor wirft sich also
ung, sondern nur
Zu beziehen zum Nennwert von 100% durch
allabendlich in den Frack, und neben den Sowjetstern ver¬
fe Gleichgültigkeit.
alle Banken, Bankiers und Wechselstuben in
gißt er nicht, er erinnert sich seiner juristischen Diplomaten¬
Wien und den Bundesländern.
eisigbalten Fahrt
zogen.
dies ist ein Spiegel irdischer Vergeblichkeit, grausiger, gro߬
nicht genügen, dadurch werden sie tragisch oder komisch. Die
artiger und erschütternder als alle mittelalterlichen Toten¬
Umwelt hindert sie, oder sie sind zu weich, die Umwelt zu
ter.
tänze. Rirgends nämlich artet das Abbild der Schöpfung in
hindern. „Du hast das Liebesleben in mir gemordet“ läßt
eine bloß artistische Ziergärtnerei aus. Die kühnsten
beugt sich, lebhaft
Ibsen in seinem größten Schauspiel, „John Gabriel
Wendungen (wieder ein schöpferisch merkwürdiger, be¬
bei dramatischen
Borkman“, einé alternde Frau zum alternden Manne sagen.
wältigter Gegensatz!) wurzeln in durchaus robusten,
ichkeit, vergeht ein
Sie erhebt diesen letzten Vorwurf gegen einen andern,
griffigen Charakteren, und der gleiche Strom klaren, mensch¬
ingt, uns aus den
denn Ibsen geht als Ethiker zu Werk. Schnitzle: der
lichen Mitleides, der etwa die Szenen der „Liebelei“ wie
uhoten; man sucht
Medizinmann, horcht seinen Figuren, stumm hingegeben, die
eine Fracht stiller Volkslieder an uns vorübertrug, rauscht
zine Brille, begrüßt
Brust ab, in der die Motive wie im Märchen eng neben¬
auch noch dem letzten Gauner in der Montmartrekneipe
schon Unrecht tun
einander hausen; und mit der flimmrig= fieberigen Selbst¬
brüderlich um die Flicken.
gen sie vorerst nur
beobachtung, die den Großstadtmenschen impft, könnte jede
Wie nun aber sieht die Technik eines Mannes aus,
es, gedeckt, doch
dieser Figuren vor dem Spiegel von sich selber zeugen:
der sich vermißt, sein Publikum beständig umsteigen zu
erlich, ernst, doch
ich habe das Liebesleben in mir gemordet, ich bin an mir
lassen? Welches Mittel schützt da gegen „Seekrankheit“?
ch allgeltend, ge¬
vorübergeboren. Jeder ist einmal um das Höchste aus¬
Schnitzler geht technisch so zu Werke, daß er aus jeder Auf¬
zwingt uns mit
gewesen, keiner hat sich ganz erfüllt. So tanzen sie, bald
trittsnot eine Handlungstugend macht; er vermag das, ohne
ft dagewesene Mit¬
rührend, bald erheiternd, immer aber unter Muß, den Tanz
es zu wissen — und unter den vielen schwarzen und weißen
icht: die Gestalten
um das frühe Grab schwacher Menschen; und neben ihren
Tasten seiner Meisterklaviatur gibt diese vielleicht den merk¬
l, sie riechen nach
kleinen Schritten wuchtet der Schritt der Nemesis.
würdigsten, unnachahmbarsten Ton. Er erledigt das Gegen¬
beiläufigsten Wort
Höchsten Zauber erreicht dies Schnitzlersche Wider¬
sätzliche des inneren Vorganges durch das Gegensätzliche der
chsene, Unlösbare,
spruchsspiel, wo es sich dem philosophischen Ur gegensatz zu¬
äußeren Erfindung: das heißt, den Teufel mit dem Beelze¬
elt aus ihr heraus
wendet: dem Gegensatz zwischen Sein und Schein. Die
bub austreiben! So merkt mans nicht, und ist schon um¬
bll eingekapselt —
Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie verschwimmen
gestiegen. Kann ein Beispiel Physikalisches erläutern? In
de Kaleidoskop der
zu lassen, hat seit Laotse alle Dichter aller Völker verlockt.
dem Einakter „Die letzten Masken“ will ein sterbens¬
und behutsamen
Der Oesterreicher aber rückt dieses Grenzland in die Sphäre
kranker, armer Tagschreiber dem berühmten Mode¬
bestalter des Wider¬
den
des Theaters; hinter dem Vorhang, unter Masken und
vor dem Auslöschen noch
dichter Weihgast
entümlichste Drama¬
Musikanten, begeben, verstricken und lösen sich ihm die
Triumph eines Geheimnisses ins Gesicht schleudern:
it ihn in die Gipfel¬
kosmischen Rätsel. Im „Grünen Kakadu“ einer Groteske,
Dichters Frau hat sich, angeekelt von der inneren Leere ihres
deren Flügelweite ohne Blasphemie shakespearisch genannt
Mannes, zu ihm, dem armseligen Unbekannten, geflüchtet.
Form des Theaters.
werden darf, improvisieren schlechtbezahlte Schmieren¬
Aber dann, da der „Dichter" und Jugendfreund leibhaft vor
dmödie nicht gesucht,
komödianten zum Kitzel eines adeligen Publikums jeden
dem Kranken sitzt, verlegen, verdrückt, angstzitternd um den
shwankender, hinter¬
Abend Schauerszenen. Sie spielen noch — und sie spielen
schon abdunkelnden Ruhm, von allerlei Kleinkram des Tages
erreichisch musikali¬
schon Leben. Wie hier die Feuerlinie der frechen Scherze in
umschnakt schließt der Sterbende stumm die Lippen zu, und
nee zwischen Lachen
ungeahnte Wirklichkeit läuft, von dieser verschmäht und in
ohne ein Wort verraten zu haben, legt er sich, lächelnd halb
Widersinn kontra¬
den Schein zurückgeschleudert wird, abermals sich wegschnellt
und halb erlöst, mitsamt seinem Geheimnis in die große
in Schatten von Un¬
und zum Beweis der eigenen Existenz schließlich ein Ereignis
Totenkammer hin. Wie bereitet Schnitzler diese Wendung
jedes seiner Pro¬
wie die französische Revolution losbindet; wie am Ende alle
vor, womit steigert er das Ausbleiben des erwarteten Ge¬
kittwegs hingelagert,
zugleich Schauspieler und Publikum, zugleich Zwingende
schehens zu einem elementaren Blitz? Er gesellt dem kranken
vollen dieser Eide:
und Gezwungene sind und niemand mehr, auf der Bühne
Journalisten im Spitalzimmer einen lungenschwachen Bett¬
eine Gestalten haben
nicht und nicht im Parkett, mit Nüchternheit das Erlebnis
sind schon darum
vom Ergebnis, den Traum vom Tode zu sondern vermag: genossen, läßt diesen Genossen Provinzschauspieler sein,
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en diesem Verlangen
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