VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 118

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starken Barock=Kontraste, die hier zu einer Valeurs; eine silbergraue, von schweren Farbe
Schnitzlex.
schmerzlich stillen Harmonic verschmelzen. Aber
matt durchleuchtete Herbststimmung ist über da
nicht nur dies eine Motiv, sondern seine ganze
Ganze gebreitet, und die Tragik des Alters, d
Inseinem 60. Geburtstag.
Lebenshaltung ist typisch österreichisch. Es
hier angeschlagen wird und bei Schnitzler imme
Von
jenes Gehenlassen, das im Pestlied des „lieben
wiederkehrt, ist die eigentliche Tragik de
Augustin“ erklingt: „'s ist mir alles eins,“ es
impressionistischen Menschen, der stets di
Dr. Paul Landan.
ist das Genießen des Augenblicks, das nicht nach
Stunde genossen hat und sich nun einsam siel
Arthuz Scnißzler wurde 60. Der Dichter der
dem Morgen fragt, wie es schon Abraham
mit den Schemen seiner Erinnerung. Die Wir
a Santa Clara an seinen Wienern tadelte. Schnitz¬
müden üiberzeifen Jugend, der so früh die
rungen und Wandlungen der Seele, die „ei
Tragik des Alterns, den „einsamen Weg“ ins
ler ist ein geradezu fanatischer Verfechter des
weites Land“ ist beschäftigen Schnitzler haup
Leere us Richts geschildert, hat all die Emp¬
sächlich, der als Arzt ein scharfer Beobachter
Glaubens daß der Mensch nichts tun kann gegen
und sich mit Psychologie nicht nur als Künstle
sein Schicksal, daß er unfrei ist, eine Puppe in
findungen uud Erlebnisse des absinkenden
der Hand eines unsichtbaren Drahtziehers. Es
Leber##vorweg genommen, so daß er uns heut
sondern auch als Gelehrter beschäftigt hat. I
ist dies lustig=traurige Puppenspiel des Lebens,
im grauen Haar nicht viel älter erscheint als in
einem eigenen Buch ist von Theodor Reik al
die Beziehung unseres Dichters zu der Psych
das die Wiener Volksstücke mit unbewußter
fernen blühenden Tagen. Schnitzlers letzte
Ironie darstellten, das bei ihm aber mit einem
Werke hatten etwas Zeitloses, Unpersönliches.
analyse Freuds hingewiesen worden, der sei
Der unbestrittene Führer der „Wiener Schule",
engster Wiener Landsmann ist und mit dem
sich auch in seinen wissenschaftlichen Arbeite
Mrier elte Ahehelt ir
dieser Klassiker des Impressionismus steht heute,
Leben: „Es fließen ineinander Traum und
über Hypnose und Suggestion berührt. Schnit
in den Tagen des „sterbenden Wien“, des sieg¬
ler ist in seinen Dichtungen von verhältui
Wachen, Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist
haften Expressionismus, fremd in einer ihm
nirgends. Wir wissen nichts von andern, nichts
mäßig einfachen Gefühlen, auf denen sich sei
fremden Welt. Er spielt noch die alten Melv¬
bekanntes Drama „Liebelei“ aufbaute, zu imme
von uns, wir spielen alle, wer es weiß, ist klug,“
dien, die melancholischen Klänge eines raschen
heißt es in seinem tiefsinnigen „Paracelsus“.
komplizierteren seelischen Beziehungen un
Lebensgenusses, einer bitteren Seligkeit, aber
Rätseln fortgeschritten, er dringt tief in die We
„Das Leben — ein Traum,“ dies Grillparzer¬
sie tönen etwas leer, leise, wie fernverweht.
Motiv wird von Schnitzler in vielfachen Wand¬
des Unbewußten, der verdrängten Gefühle un
Schnitzler ist an seinem 60. Geburtstag schon
lungen und Spiegelungen ausgenommen, ebenso
gestaltet echt Freudsche Probleme, wie in de
historisch geworden und als den Vertreter einer
wie die Verschmeltung von Liebe und Tod aus
Novelle „Frau Veate und ihr Sohn“. Aber
abgeschlossenen Epoche, als den Meister eines
wichtig diese tief bohrende und zergliedernd
„Des Meeres und der Liebe Wellen“. Kunst
vollendeten Stils dürfen wir ihn würdigen.
und Natur gehen ineinander über, und das
Analyse für seine Kunst ist, so darf man sei
Die Wiener Dichtung wird stets in der
Leben in der Phantasic ist oft wirklicher als das
Werk doch nicht, wie es Reik getan hat, einseiti
Literaturgeschichte des letzten Vierteljahr¬
an der Freudschen Methode messen, sonder
reale Leben. Daher seine Verehrung, ja Über¬
hunderts eine bedeutende Stelle einehmen, sie
muß betrachten, was er aus diesem reiche
schätzung des Künstlers, sein Asthetentum, da¬
ist ja nicht nur mit den Schlagworten vom
her aber auch die Inbrunst, mit der das For¬
psychologischen Material lebendig gestaltet ha
„Wiener Walzer“ und „süßen Mädels“ zu er¬
male gegeben ist. In der Feinheit und Grazie
Man hat Schnitzler oft vorgeworsen, da
schöpfen, sondern sie hat dem trüben und sach¬
seines Stils folgt Schnitzler ebenfalls den besten
seine Welt und seine Stoffe zu eng begren
lichen norddeutschen Naturalismus erst Anmut
heimischen Mustern, und manches aus seiner
seien. Tatsächlich sind es nur ganz wenig
verliehen, Weichheit, Feinheit, Musik. Und der
letzten Prosa gemahnt an Stifters Erzähler¬
Motive, Figuren und Situationen, die sich be
bezeichnende Künstler dieser „Wiener Schule“
funst.
ihm in feinen Variationen stets wiederholer
schlechthin ist Schnitzler, nicht etwa Hofmanns¬
Aus seinem Wienertum heraus wurde der
Da ist die Stellung des Mannes zwischen zwe
thal, der vierl internationaler ist und mit seinem
Frauen, dem „süßen Madel“ und der verheirate
sabethaften Formtalent die verschiedenartigsten
Dichter zu dem bezeichnendsten Vertreter des
ten Dame, da ist das „dreieckige“ Verhältnis i
Stile neu zu beleben weiß. In Schnitzler findet
Impressionismus. Da er nur die Empfindung
der Ehe, da sind die beiden Freunde, die beide
uralte Wiener Tradition ihre letzte Verfeine¬
des Augenblicks anerkennt, sich allein an den
Gegner da ist der Liebe kurze Seligkeit un
Lebens, an den
es
flüchtigen Abglanz
rung, ihren vollen Ausklang. Viel mehr als
lange Qual, ist die Hoffnung auf das Kind un
Mummenschanz verhuschender Schatten klam¬
das Vorbild der Franzosen, wie Donnay und
das Grauen vor dem Alter, ist Duell und Tot
mert, so wußte er in das Momentane den stärk¬
Lavedan, oder Ibsens, sollte man diese heimischen
Schnitzler schlägt diese Leitmotive schon in seine
sten Inhalt zu legen. Seine beiden ersten be¬
Einflüsse betonen. Sein Hauptmotiv, die
der Einakterzyklus
ersten Dichtungen an, hat sie in „Anatol“ un
deutenderen Arbeiten,
schaurig=schöne Verschwisterung von Liebes¬
„Liebelei“ reich und dichterisch entwickelt.
„Anatol“ und die Novelle „Sterben“, drängen
genuß und Todesnähe, ist der eigentliche Stim¬
„Reigen“, dieser heut so berüchtigten Szenen
bereits in einzelne Augenblicke ganze Welten!
mungsfaktor des Barock, das nicht nur in der
folge, hat der erotische Pessimismus des junge
des Erlebens. Das impressionistische Drama
Kunst Fischer von Erlachs, sondern auch im
Dichters feinen stärksten Ausdruck gefunden, e
hat kein höheres Kunstwerk aufzuweisen als
österreichischen Jesuitendrama seine Höhe er¬
ist ein melancholischer „Totentanz der Liebe
Schnitzlers „Einsamen Weg“, in dem man auch
reichte und die stets wiederkehrende Situation
dessen Motto das Wort Meister Eckhards sein
bei Schnitzler, der Rausch der Liebe im Angesicht; wohl sein bestes Wert sehen darf. Hier ent¬
des Todes, ist nur ein müder Nachhall jener! faltet sich eine Kunst der Halbtöne, der seinen! könnte: „Die Wollust der Kreaturen ist per