VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 138

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goth Birthdar

„unberechnet
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR 22-24
Zeitung: Wiesbadener Zeitung
Adresser Wiesbaden
24 MAlS
Datr—
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Artbur Schnitzler.
(Zu seinem 60. Geburtstage.)
Artbur Schnitzler, der bekannte
Wiener Theaterschriftsteller, vollen¬
dete am 15. ds. Mts. sein 60. Le¬

bensjahr. Neben seinem „Anatol
eroberten sich seine Schauspiele
„Liebelei“, „Freiwild“ u. der Ein¬
akter „Der grüne Kakadu“ schnell
die Bühne.
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ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGESTR 22-24.
Zeltung: Allgemeines Handelsblatt
Adresse, Amsterdam
2320
Datum:
Schnitzler en het nieuwo Oostenriik.
—entte Weenen schrifft ons,
dat te Weenen de zestigste verjaurdng van
Arthur-Sehpitzler aanleiding is geweest tot de
opvoerig Fan ecnige zijner tooncelstukken. Het
„Burgtheater'' gat „Der Junge Medardus“', hety
Duitsche Volkstheater: „Professor Bernhardt
en de „Kammerspiele“' voerden „Reigen'' ten
gooncele. In liet „Konzerthaus“' was een uvond!
Peörganiscerd, wuar Richard Specht het woord
woerde. Deze liet nitkomen, hoezeer Schnitzler,
Hanhanger van cen physisch-mechanistische
wereidaanschouwing, ook naar zijn innerlijk
wezen ver staat van den nieuwen tijd, waarin
zuen neigt tot mystiek, schemerlicht, de gehei¬
Znen van de helderziendheid, van de telepathie
In van het onderbewuste. Waarbij hij dan zon¬
Der haar te beantwoorden de vraag opwierp, of
znen van den schrijver zou kunnen verwachten,
Mat hij zich ook met de problemen van,den
Rienwen tijd zou gaan bezighouden.
Evenals Edmund Wengraf dit deed in de
Neue Freie Presse'’ had Specht Schnitzler te#
oren gekarakteriscerd als den schrijver uit eon
vereld, die al geheel ten ouder is gegaan, van
hiet Oostenrijk van voorheen, met eon monar¬
Phie, die thans nict meer bestaat, ccn adel, die
zich schuw heeft terug getrokken, cen bour¬
gcoisie, die cen zwaren strijd voert tegen den
Stijgenden nood, voor zoover zij nict reeds ver¬
armd en vergaan is.
Der Kunstwart, Macen K
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Arthur Schnitzler
Zu seinem sechzigsten Gebürttag
uf einem Boden, der viele Rassen getragen, in Kampf miteinander
vereint, in wechselnden Schicksalen gehalten und gehegt hat, auf einem
4 Boden von jahrhundertalter Weihe und Kraft — sehr besonderer,
schwer fühlbarer Weihe und höchst seltsam wirkender Kraft — ist Schnitzler
in der Zeit der Überreife einer vielbewegten Epoche geboren und geworden.
Angehörig durch alle Jahre seines Lebens diesem Wiener Boden, dessen
grundtiefer Kenner er ist, angehörig einer Rasse zwischen den Rassen, bildet
er Wiener Welt ab, wie sie der organisch Wissende allein abbilden kann,
indes mit der Kunst und mit der Auswahl aus ihrem Bestande, die seine
persönlichen Merkmale sind. Müßig, ihm entgegenzuhalten, daß er nicht
„Wien schlechthin“ abbildete — Wien ist eine Welt, eine jener symbolischen
Stätten, die alles Menschliche, Sachliche, Organische repräsentieren, was
die Welt schlechthin ausmacht; Wien ist Westen und Osten, ist Norden
sund Süden, ist Geschichte und Gegenwart, ist Stadt und Land, ist
Kunstprodukt und Naturwesen, ist Willenszentrum und Erleidenszentrum,
ist Seele und Seelenlosigkeit, ist modern und alt, ist fluchwürdigster Tau¬
mel und edelste Besonnenheit, ist alles dies und tausendmal mehr in
einer einzigen, einmaligen Prägung. So wenig wie die Welt selbst wird
ein Dichter je Wien erschöpfen. Müßiger noch, Schnitzler entgegenzu¬
halten, daß seine Kunst dünn und blaß und ohne singend=klingende Fülle
ist. Es ist wahr, daß seine Werke nicht von Stifter, Bartsch oder Adolph
sind. Doch gegenüber solcher unfruchtbarer Kritik hat er das Recht zu
fordern, daß man zweierlei prüfe: ob sie reine Abbilder seiner Welt und
ob sie ehrliche Zeugnisse eines tiefen Strebens sind. Die Abbilder sind
ein, die Zeugnisse ehrlich — wer das nich fühlt, gehe streitlos an dem
Manne vorüber, dem wir andern verpflichtet und dankbar sind, ohne ihm
olinden Auges Weihrauch zu verbrennen.