VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 192


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den Kenner der russischen Verhältnisse gar¬
schoß Riga, um dann lbis nach: Petersburg vor¬
nicht zweifelhaft sein, daß alle solchen Vorrechte
zudringen, und zog sich kläglich nach Deutsch.
sofort wieder rückgängig gemacht werden
land zurück, um dort von Zeit zu Zeit bei
würden, sowie die Situation sich auch nur im
monarchistischen Gelegenheiten als Sinnbild
geringsten Grade für Rußland gehessert haben
der grenzenlosen Verblendung unserer Zeit auf
sollte. In solchem Falle würde zum kummu¬
der Bühne der Oeffentlichkeit zu erscheinen.
nistischen Liede sogleich auch die Begleilung
Endlich machte der persönlich hochpatriotische
Man hat den Poeten mit Murger verglichen.
Die Holländer, bei denen er eben hoch geehrt
Feuilleton.
zu Gaste weilt, nennen ihn den Wiener Mau¬
passant. Die Literaturhistoriker der einen Rich¬
tung preisen ihn als Apostel der neuen Wie¬
Arthur Schnitzler.
ner Dichtkunst und Dramatik, jene des anderen
Das zeitgenössische Wien ist nicht arm an
Lagers stoßen in das Horn der Parteipolitiker
literarischen Köpfen. Aber man muß sich zu
und der konfessionell Orietierten: also besten¬
dem immerhin peinlichen Bekenntnisse be¬
falls Feuilletonist für die „Neue Freie Presse“.
quemen, daß die Quantität bei Weitem die
Aber Arthur Schnitzler ist eine mächtige
Qualität übertrifft. Es sind wiele, allzu viele
Individualität. Arthur Schnitzler geht in aller
Talentchen und kleine Genies, verkannte und
Zurückgezogenheit mit seiner Zeit. Und wer
noch ringende, allein nur wenige Talente und
den „jungen Medardus“ wer den „Professor
große Geister, erkannte und gelandete.
Berhardi“ geschrieben hat, ist weit, weit mehr
Der Dichter Arthur Schnitzler wird
als der entzückend flatterhafte Anatol, der von
sechzig Jahre alt. Der Wiener Arthur
Blume zu Blume schwebt, um ein ins Wieneri¬
Schnitzler wird sechzig Jahretalt. Natürlich sind
sche verpflanzter Don Juan, seinen Liebestraum
sofort die konfessionellen und die rassepoliti¬
als einziges Lebensziel und als einzigen Lebens¬
schen Spürhunde auf der Fährte: für sie heißt
inhalt zu träumen.
es dann eben einfach: der Jude Arthur Schnitz¬
In aller gebührenden Bescheidenheit und
ler wird sechzig Jahre alt. Und die Feier die¬
mit rückhaltloser Anerkennung meiner dama¬
ses Marksteines in der Lebenszeit eines Bedeu¬
ligen Jünglingsfreiheit darf ich für mich das
tenden wird ihnen zu einem ebenso gleichgül¬
Verdienst in Anspruch nehmen, die erste kri¬
tigen Anlasse wie jene des Geburtsfestes eines
tische Studie über Arthur Schnitzler veröffent¬
licht zu haben. Als Neunzehnjähriger besuchte
Bezirksrabbiners.
Arthur Schnitzler hat lange und arg unter
ich den Dichter hochklopfenden Herzens, um
der Zugehörigkeit zum Judentume zu leiden
von ihm biographische Daten für das Werk¬
gehabt. Was ihm mit dem „Leutnant Gust!“
chen zu erbitten. Er empfing mich in seiner Bi¬
passierte, mutet uns heute wie eine Reminiszenz
bliothek und gab mir ein Mittel für meinen
aus vergangenen Jahrhunderten an, heute, da
toll schmerzenden Backenzahn. Die Biographie
die Wirklichkeit um ein Tausendfaches derber
jedoch, die verweigerte er mir. Er mochte
mit den Privilegien der Militärkaste aufge¬
es in jenen Tagen noch weniger daß man mit
räumt hat, als damals die Phantasie des No¬
ihm viel Aufhebens mache. Und dabei blieb
vellisten an ihnen bescheidenst zu rütteln wagte.
es. Als ich ihm dann das fertig gedruckte Büch¬
Und zugleich ist Arthur Schnitzler der hervor¬
lein übersandte, dankte er mir äußerst liebens¬
ragende Dichter geworden, obwohl es mit den
würdig.
goldenen Distinktionen des k. k. Assistenzarztes
Seither sind mehrere Studien über Arthur
aus gewesen.
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Sie mich fragen, was
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ob es die Nationalvers
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Dichter eingestellt!
vielleicht heute, da
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kraft oder Sachken
drängten, doch das
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er versprach? Wozu
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Standpunkte dieser