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60th Birthday
W. al. u.. — —
Sie mich fragen, wwas dur Kublands Zukunft
den Kenner der russischen Verhältnisse gar¬
s nach Petersburg vor¬
das Beste wäre, so wwüßte ich nicht zu sagen,
kläglich nach Deutsch.
ob es die Nationalversammlung sein soll oder
sofort wieder rückgängig gemacht werden
von Zeit zu Zeit bei
ein Zar oder etwas anderes. Wohl aber weiß
würden, sowie die Situation sich auch nur im
enheiten als Sinnbild
ich, daß aus russischem Schoße
geringsten Grade für Rußland gehessert haben
Endung unserer Zeit auf
selbst die künftige russische Staats¬
sollte. In solchem Falle würde zum kummu¬
tlichkeit zu erscheinen.
gewalt heraussprießen muß, umden
nistischen Liede sogleich auch die Begleitung
sönlich hochpatriotische
Schnitzler erschienen. Seriösere und reifere.—
Man hhat den Poeten mit Murger verglichen.
wie ohne Widerspruch zugestanden sei. Allein
eton.
Die Holländer, bei denen er eben hoch geehrt
keine ist aus einer solchen Begeisterung her¬.
zu Gaste weilt, nennen ihn den Wiener Mau¬
aus entstanden wie meine literarische Jugend¬
passant. Die Literaturhistoriker der einen Rich¬
sünde, keine war so ganz und gar auf den
chnitzler.
tung preisen ihn als Apostel der neuen Wie¬
Dichter eingestellt wie diese. Daher habe ich
ner Dichtkunst und Dramatik, jene des anderen
Wien ist nicht arm an
vielleicht heute, da Erfahrung und die damit
Lagers stoßen in das Horn der Parteipolitiker
ber man muß sich zu
verbundenen geistigen Defekte des Adoleszen¬
und der konfessionell Orietierten: also besten¬
hen Bekenntnisse be¬
ten Enthusiasmus und durch keinerlei Urteils¬
falls Feuilletonist für die „Neue Freie Presse“.
antität bei Weitem die
kraft oder Sachkenntnis getrübten Eifer ver¬
Aber Arthur Schnitzler ist eine mächtige
sind wiele, allzu viele
drängten, doch das Recht, gerade zum Kapitel
Individualität. Arthur Schnitzler geht in aller
Genies, verkannte und
Arthur Schnittzler ein paar Worte zu sprechen.
Zurückgezogenheit mit seiner Zeit. Und wer
ur wenige Talente und
Ob Schnitzler gehalten oder erfüllt hat, wis
den „jungen Medardus“ wer den „Professor
und gelandete.
er versprach? Wozu sich mit dieser müssigen
Berhardi“ geschrieben hat, ist weit, weit mehr
Schnitzler wird
Frage abquälen? Unendlich genußreiche Stun¬
als der entzückend flatterhafte Anatol, der von
Der Wiener Arthur
den hat er uns geschenkt, an unsere Seele,
Blume zu Blume schwebt, um ein ins Wieneri¬
Jahreialt. Natürlich sind
unser Gemüt versteht er zu rühren, sie erklin¬
sche verpflanzter Don Juan, seinen Liebestraum
len und die rassepoliti¬
gen zu lassen, tief schürft er in der Psycholo¬
als einziges Lebensziel und als einzigen Lebens¬
er Fährte: für sie heißt
gie der Menschen, und der Frau, namentlich
inhalt zu träumen.
ler Jude Arthur Schnitz-
der Wiener Frau, wird er zum Propheten. Das
In aller gebührenden Bescheidenheit und
alt. Und die Feier die¬
Wienerische ist es, was den deutlichsten
mit rückhaltloser Anerkennung meiner dama¬
Lebenszeit eines Bedeu¬
Grundzug seines Dichterwesens darstellt, und
ligen Jünglingsfreiheit darf ich für mich das
einem ebenso gleichgül¬
dieses Wienerische scheint gegenwärtig ausge¬
Verdienst in Anspruch nehmen, die erste kri¬
des Geburtsfestes eines
schaltet, da die Menschen und Situationen ver¬
tische Studie über Arthur Schnitzler veröffent¬
schwunden sind, die für einen Anatol, einen
licht zu haben. Als Neunzehnjähriger besuchte
at lange und arg unter
Max, eine Mizzi, einen Fritz etc. gegeben wa¬
ich den Dichter hochklopfenden Herzens, um
nJudentume zu leiden
ren, in denen das Wien Schnitzlers lebte, liebte
von ihm biographische Daten für das Werk¬
dem „Leutnant Gust!“
und sündigte.
chen zu erbitten. Er empfing mich in seiner Bi¬
ite wie eine Reminiszenz
Das Wienerische dieser Art ist verblaßt,
bliothek und gab mir ein Mittel für meinen
hunderten an, heute, da
verscheucht, den Schatten der Vergangenheit
toll schmerzenden Backenzahn. Die Biographie
n Tausendfaches derber
überliefert. Aber Arthur Schniczlers gewaltige
jedoch, die verweigerte er mir. Er mochte
er Militärkaste aufge¬
Eigenart überlebt und überdauert dieses Wie¬
es in jenen Tagen noch weniger, daß man mit
die Phantasie des No¬
nerische, das ihm schließlich und endlich nur
ihm viel Aufhebens mache. Und dabei blieb
eidenst zu rütteln wagte.
Boden und Folie für hauptsächliches Schaffen
es. Als ich ihm dann das fertig gedruckte Büch¬
r Schnitzler der hervor¬
gewesen. Deshalb ist es so unbillig, wie dies
lein übersandte, dankte er mir äußerst liebens¬
den, obwohl es mit den
erst kürzlich geschah, den Dichter nur vom
würdig.
des k. k. Assistenzarztes
Seither sind mehrere Studien über Arthur Standpunkte dieser Vorlagen und Arbeitsstoffe
G R
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60th Birthday
W. al. u.. — —
Sie mich fragen, wwas dur Kublands Zukunft
den Kenner der russischen Verhältnisse gar¬
s nach Petersburg vor¬
das Beste wäre, so wwüßte ich nicht zu sagen,
kläglich nach Deutsch.
ob es die Nationalversammlung sein soll oder
sofort wieder rückgängig gemacht werden
von Zeit zu Zeit bei
ein Zar oder etwas anderes. Wohl aber weiß
würden, sowie die Situation sich auch nur im
enheiten als Sinnbild
ich, daß aus russischem Schoße
geringsten Grade für Rußland gehessert haben
Endung unserer Zeit auf
selbst die künftige russische Staats¬
sollte. In solchem Falle würde zum kummu¬
tlichkeit zu erscheinen.
gewalt heraussprießen muß, umden
nistischen Liede sogleich auch die Begleitung
sönlich hochpatriotische
Schnitzler erschienen. Seriösere und reifere.—
Man hhat den Poeten mit Murger verglichen.
wie ohne Widerspruch zugestanden sei. Allein
eton.
Die Holländer, bei denen er eben hoch geehrt
keine ist aus einer solchen Begeisterung her¬.
zu Gaste weilt, nennen ihn den Wiener Mau¬
aus entstanden wie meine literarische Jugend¬
passant. Die Literaturhistoriker der einen Rich¬
sünde, keine war so ganz und gar auf den
chnitzler.
tung preisen ihn als Apostel der neuen Wie¬
Dichter eingestellt wie diese. Daher habe ich
ner Dichtkunst und Dramatik, jene des anderen
Wien ist nicht arm an
vielleicht heute, da Erfahrung und die damit
Lagers stoßen in das Horn der Parteipolitiker
ber man muß sich zu
verbundenen geistigen Defekte des Adoleszen¬
und der konfessionell Orietierten: also besten¬
hen Bekenntnisse be¬
ten Enthusiasmus und durch keinerlei Urteils¬
falls Feuilletonist für die „Neue Freie Presse“.
antität bei Weitem die
kraft oder Sachkenntnis getrübten Eifer ver¬
Aber Arthur Schnitzler ist eine mächtige
sind wiele, allzu viele
drängten, doch das Recht, gerade zum Kapitel
Individualität. Arthur Schnitzler geht in aller
Genies, verkannte und
Arthur Schnittzler ein paar Worte zu sprechen.
Zurückgezogenheit mit seiner Zeit. Und wer
ur wenige Talente und
Ob Schnitzler gehalten oder erfüllt hat, wis
den „jungen Medardus“ wer den „Professor
und gelandete.
er versprach? Wozu sich mit dieser müssigen
Berhardi“ geschrieben hat, ist weit, weit mehr
Schnitzler wird
Frage abquälen? Unendlich genußreiche Stun¬
als der entzückend flatterhafte Anatol, der von
Der Wiener Arthur
den hat er uns geschenkt, an unsere Seele,
Blume zu Blume schwebt, um ein ins Wieneri¬
Jahreialt. Natürlich sind
unser Gemüt versteht er zu rühren, sie erklin¬
sche verpflanzter Don Juan, seinen Liebestraum
len und die rassepoliti¬
gen zu lassen, tief schürft er in der Psycholo¬
als einziges Lebensziel und als einzigen Lebens¬
er Fährte: für sie heißt
gie der Menschen, und der Frau, namentlich
inhalt zu träumen.
ler Jude Arthur Schnitz-
der Wiener Frau, wird er zum Propheten. Das
In aller gebührenden Bescheidenheit und
alt. Und die Feier die¬
Wienerische ist es, was den deutlichsten
mit rückhaltloser Anerkennung meiner dama¬
Lebenszeit eines Bedeu¬
Grundzug seines Dichterwesens darstellt, und
ligen Jünglingsfreiheit darf ich für mich das
einem ebenso gleichgül¬
dieses Wienerische scheint gegenwärtig ausge¬
Verdienst in Anspruch nehmen, die erste kri¬
des Geburtsfestes eines
schaltet, da die Menschen und Situationen ver¬
tische Studie über Arthur Schnitzler veröffent¬
schwunden sind, die für einen Anatol, einen
licht zu haben. Als Neunzehnjähriger besuchte
at lange und arg unter
Max, eine Mizzi, einen Fritz etc. gegeben wa¬
ich den Dichter hochklopfenden Herzens, um
nJudentume zu leiden
ren, in denen das Wien Schnitzlers lebte, liebte
von ihm biographische Daten für das Werk¬
dem „Leutnant Gust!“
und sündigte.
chen zu erbitten. Er empfing mich in seiner Bi¬
ite wie eine Reminiszenz
Das Wienerische dieser Art ist verblaßt,
bliothek und gab mir ein Mittel für meinen
hunderten an, heute, da
verscheucht, den Schatten der Vergangenheit
toll schmerzenden Backenzahn. Die Biographie
n Tausendfaches derber
überliefert. Aber Arthur Schniczlers gewaltige
jedoch, die verweigerte er mir. Er mochte
er Militärkaste aufge¬
Eigenart überlebt und überdauert dieses Wie¬
es in jenen Tagen noch weniger, daß man mit
die Phantasie des No¬
nerische, das ihm schließlich und endlich nur
ihm viel Aufhebens mache. Und dabei blieb
eidenst zu rütteln wagte.
Boden und Folie für hauptsächliches Schaffen
es. Als ich ihm dann das fertig gedruckte Büch¬
r Schnitzler der hervor¬
gewesen. Deshalb ist es so unbillig, wie dies
lein übersandte, dankte er mir äußerst liebens¬
den, obwohl es mit den
erst kürzlich geschah, den Dichter nur vom
würdig.
des k. k. Assistenzarztes
Seither sind mehrere Studien über Arthur Standpunkte dieser Vorlagen und Arbeitsstoffe
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