VII, Verschiedenes 3, 60ster Geburtstag, Seite 216

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Lotn Birthday

klugen Wieh
ständlich, daß dieser Poet gerade in der Dar¬
gleichgül.ig ist, für was er sich begeistert, und
Oronaro ##
stellung des Todes die feinste Hand zeigt.
der, wenn ich nicht irre, auch der Schöpfer des
A Arthur Schnitzler. 1####
lichkeit nich
Immer wird man sich an der Feinheit seiner
unglückseligen Modewortes „Expressio¬
stellung vo
Gedanken, an der Stimmungsmal rei, an der
Zu seinem 69. Geburtstag am 15. Mal.
nismus“ ist, steht uns und der jungen
ob die klei
Seelenanalyse und an seiner virtnosen Fähig¬
Generation wenigstens in dem näher, was sie
Akthur Schnitzlers Anfänge fallen un¬
scheidende
keit erfreuen, den Dialog zu führen, aus heite¬
will. Es ist hier ja schon oft dargelegt wor¬
gefähr zusammen mit den Anfängen Gerhart
doch nicht
rer Nachdenklichkeit heraus die Tragik zu strei¬
den, daß zwischen Kunst=Willen und Kunstver¬
Hauptmanns, dessen 60. Geburtstag evenfalls
sich von ih
fen, um dann mit einem wehmütig lächelnden
mögen bei unseren Jüngsten ein Abgrund
in dieses Jahr fällt. Schnitzlers literarisches
die Wahrh
Fragezeichen zu schließen, hinter dem eine ganz
klajt, daß ihr Programm sehr viel größer ist
Schaffen setzt also ein, als man, d. h. das kri¬
es nur gas
gar nicht künstlerische Sentimentalität
und
Aber sie wollen
als dessen Erfüllung.
tische junge Deutschland der neunziger Jahre,
nur wenig
lauert. Schnitzler macht Konversatlon — sogar
etwas
und Schnitzler will — ganz bewußt
im Naluralismus eine neue hoffnungsvolle
matiker
in seinen historischen Dramen. Daher ist seine
nichts.
Periode deutscher Dichtung begrüßte. Doch ge¬
sein une
Sprache auch ohne Eigenwuchs und Glanz.
Schnitzler ist der frühgereifte zarte und
rade eine Gekalt wie die Schnitzleis zeigt uns,
unerträg
„Ich fühle, wie viel mir verloren ginge,
traurige, wie der ihm in vielem verwandte
wie weng auf literarische Schlagworte zu geben
Zeit er
wenn ich mich eines Tages stark fände, sagt
dritte Wiener, Hugo von Hofmannsthal. ihn
ist. Daß es nicht auf die Befolgung kritischer
gerade
Anatol der Held seines ersten Buches einer
genannt hat. Bei Schnitzler wächst das Drama
Grundsätze ankommt, sondern auf das künstleri¬
zustell
wir
Sammlung von amüsanten Dialogen, die
nicht aus der kämpferischen Ei stellung der Men¬
sche Gestaltungsvermögen. Wie häusig ist es in
Schni
vor einiger Zeit auch im „Schauspielhaus“ sahen.
schen hervor, nicht aus seelischer Tragik, son¬
der Geschichte unserer Literatur geschehen, daß
Dem
Das ist ein Selbsthekenntnis des Dichters, und
dern aus der Stimmung, aus der müden, wei¬
Werke, und vornelmlich Bühnen werke, Er¬
seiner
im Grunde sind alle seine männlichen Gestalten:
chen, melancholischen, überreifen Stimmung des
folg hatten, weil sie den kritischen Forderungen
Nov
Anatol. Im Zeitalier der Empfindsamkeit, aus
ka#serlichen Wien. Insofern könnte mai Sch itz'er
richtungseben er Aesthetiker entsprachen und Mi߬
die
dem der junge Gocthe hervorgewachsen ist, gab
vielleicht einen Naturaiisten nennen, als er,
erfolg, weil sie ihnen widersprachen. Wie bald
„An
es keinen größeren Vorwurf für den Schaffen¬
weit ab von dem Wunsche, die Menschheit zu
hat dann die svötere Mi welt oder die Nach¬
Weg
den, als wenn man ihn einen Virtuosen nannte.
bessern nid zu erwecken, nur objektiv, sein will,
welt das Urteil korrigiert und oft sorar in das
Leb
Virtposentum war gleichbedeutend mit Fran¬
registrierend, nicht Tatsachen, sondern Stimmun¬
Gegen'eil verkehrt. Schnitzler ist vom Naturalis¬
er si
zosentum, und das wollte man abschütteln.
gen. Ihm kommt es an auf die Darstellung
mus eirentlich ganz frei gebliehen. Er hat ge¬
zucken
Schnlhler ist solch ein Virtnose desen Können
seinster Sümmungen, auf das Einfangen fast
wiß, wie alle Dichter der damaligen Zeit. Ibsen
mäd
man nicht unterschätzen soll. im Gegenteil! et¬
nicht wahrnehmbarer Nuancen. Mit resionier¬
seinen Tribut gezollt. Aber er ist, vielleicht
frage
was davon möchte man unsern stammelnden
tem. fer steplischem Lächeln siht Scheitzler d'm
mehr als irgend ein anderer der Epoche selb¬
sagen
Stirmern von Herzen gönnen, aber auch ihm,
Treiben seiner „Helden“ zu, den ebenso stepti¬
ständige Persönlichkeit, eben Artbur Schuitler
und selbst
dem heute Sechziajährtgen etwas von ihrer Be¬
schen, ebenso müden, ebenso ironischen, ebenso
geblieben. Steht er daher uns, die wir den
Werk wi
geisterungsfäbigkeit, von ihrer Hingabe an die
eleganten und gebildeten Veriretern der Wiener
Nauraliimus glöcklich überwunden haben, in
das relioiö
Idee des Menschen und des Menschentums, von
„goldenen Jugend“, diesen Lebemännern ohne
demselben Mabe nabe wie dessen Worlführer
zu sehr
ihrer Bereitwilligkeit, sich seelisch zu verschwen¬
Leidenschaft und voll koketter Schwermet.
pielleicht — fer“?
Kunstwerk
den, und von ihrer Sehnsucht, diese angeblich
Schnitler hat den „Auf des Lehens“ in Wahr¬
Diese Fra#e ist nur bedingt zu bejahen.
So kon
beste aller Welten zu einem Glarten des Friedens
heit nur selten vernommen, es ist ihm nur ein
Einer, der viel mit Schritzler zusammen ge¬
leicht D an
umzuschaffen. Dennoch: etwas von der Empfind¬
„Zwischensviel“ das die Zeit von der Geburt
nennt wird, Lerm##nn Mahr, der ewig
Wechselvolle, der Enthusiast, dem es ziemlich 1 bis zum Sterben ausfüllt. Es ist fast selbsiver=I samkeit des 18. Jahrhunderts steckt auch in dem I hat. Die 9