VII, Verschiedenes 3, 65ster Geburtstag, Seite 8

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ter Arlur Schnihler über „numbransche Lileratur.
Nun darf ja Dr. Ribbing zweifellos sagen: „Diese Bücher
Zur Erinnerung an die literarischen Anfänge Artur,
gefallen mir nicht“ — aber, um es ruhig in der zweiten Vor¬
Schnitzlers, der sich von 1886 bis 1892 als medizinischer
Fachschriftsteller betätigte, bringen wir im folgenden eine
lesung über sexuelle Hygiene und ihre ethischen Konsequenzen
Kritik zum Wiederabdruck, die er am 23. November 1890
auszusprechen, Zola, Strindberg 2c. produ##eren Machwerke, dazu
ate,
in der „Internationalen Klinischen Rundschau", deren
gehört eine Kühnheit, welche uns in dem künstlerischen Ver¬
verantwortlicher Redakteur Artur Schnitzler war, ver¬
ecken
ständnis des Verfassers keine genügende Begründung zu finden
öffentlicht hat und die am meisten unter jenen medizinischen
um
Schriften auf seinen eigentlichen Beruf hinweist. Es handelt
scheint. Im übrigen vergleiche man doch einmal die verschiedenen
ar die
sich um eine Besprechung des damals eben erschienenen
Autoren, die Ribbing in Beziehung bringt — man lese
Werkes „Die sexuelle Hygiene und ihre ethischen
dem
Boccaccio, Casanova, Faublas, Paul de Kock — und dann Zola,
Konsequenien“ von dem Schweden Seved Ribbing, über¬
fast
Strindberg, Krohg, Garborg — und man wird sehen, wie ver¬
setzt von Oskar Reyher, verlegt von Reimar Hobbing in
orden,
Leipzig. Artur Schnitzler feiert heute, am 15. Mai, seinen
schieden sich bei diesen beiden Schriftstellergruppen der Geschlechts¬
Worte
fünfundsechzigsten Geburtstag.
gedanke (wenn uns dieser Ausdruck verstattet ist) gestaltet.
den
In den Worten dieses Buches, das uns durch eine vor- Während bei den Erstgenannten eine naive Lüsternheit in
Wahl¬
heatern treffliche Uebersetzung vermittelt wird, spricht ein gewissenhafter künstlerischer Form austritt und ein süßer Leichtsinn frivol und
abenteuerlich waltet, treten uns die anderen mit einem düstern
Reste Arzt und ein vornehm empfindender Mensch zu uns. Und was er
Ernst entgegen, der selbst das Verlockende in ihren Schriften mit
uns erzählt — wenn es auch sicher nicht allzuviel Neues ist
odenen
trägt er uns interessant und streitbar vor. Er stellt nicht nur dar, einem schweren Schatten überdeckt. Man vergleiche doch einmal
haben
er polemisiert auch. Und solange er mit seiner Polemik, die der die Liebeständeleien, von denen uns Boccaccko, Paul de Kock und
eispiele
Frische gewiß nicht entbehrt, auf seinem ureigenen Gebiete bleibt, Faublas erzählen, mit den Verhältnissen zwischen Mann und Weib,
folgen wir ihm gern; leider aber streift dieser so hochgebildete Arzt wie sie uns in Zolas Assommoir“, Strindbergs „Verheirateten“,
Parkes
auch in ein anderes Gefilde hinüber, auf dem ihn seine Ruhe Arne Garborgs „Aus der Männerwelt“ dargestellt werden.
eltsame
Man lese doch einmal diese Werke und suche sich über die Welt¬
vollkommen zu verlassen scheint. Es ist beinahe wunderlich, wie
fernten
anschauung klar zu werden, die darin entwicelt wird. Für die
in diesem nicht nur gelehrten, sondern auch verständigen Kopfe
die in
albernen Jungen, welche den großartigen Pessimismus dieser Werke
von Zeit zu Zeit atavistische Vorurteile auftauchen, die ihm über
übersehen und sich durch die in denselben enthaltenen erotischen
manche moderne Ideen einen Nebelschleier breiten.

Szenen „zur Sünde verlocken“ lassen — für diese haben freilich
Wir würden von den drei Vorlesungen besonderen Wert
er
Zola und Strindberg nicht geschrieben. Aber hätten sie um dieser
der ersten und letzten zuerkennen; Physiologie, Pathologie und
Sozialgeschichte beherrscht der Verfasser in vollkommener Weise, „Leser“ willen — die wohl noch andere bequemere Arten der
heaters
und wir finden in diesen Kapiteln viele gesunde Ideen. Dagegen Verlockung finden mochten — das künstlerische Ganze ihrer
Wie wenig sich Herr
Produktionen verzerren sollen?
nittag
bietet die zweite Vorlesung eine Fülle von Angriffspunkten dar.
druckten
Es ist da nicht mehr der Gelehrte Ribbing, welchen wir ver= Ribbing übrigens über die Grenzen einer erlaubten
nehmen, sondern ein kritischer Dilettant, der von seiner sozial= Kritik Rechenschaft gegegen hat — ganz abgesehen von der
eine ganze Richtigkeit oder Unrichtigkeit seines persönlichen Standpunktes —,
vermißt,
hygienischen Höhe aus sich
zeigt die Bemerkung betreffend Ola Hansson, einen hochbegabten
Literaturrichtung zu bekämpfen, von deren wahrem Sinn er nur
jungen Schriststeller, über dessen Helden er nach Zitierung ein¬
8 zum
ganz dunkle Vorstellungen zu besitzen scheint. Im übrigen würden
zelner Stellen aus den „Sensitiva amorosa“ folgendes sagt:
wir ihm ja das zugute halten, wenn er sich entschlösse, uns eine
„Ich stelle es den Eltern und anderen Pflegern der Jugend
en
ausführliche Analyse zu geben, mit welcher er seine Ideen be¬
anheim, ob ein solches Individuum noch das Recht hat, sich
gründet. Aber Herr Dr. Seved Ribbing hat, und wenn er sich
selbst auf den allerstrengsten moralischen Standpunkt stellt — den unter der anderen Gesellschaft frei zu bewegen, oder ob es nicht
unserer Ansicht nach ein sehender und denkender Arzt überhaupt sich selbst und der Allgemeinheit zum Frommen, in einer Pflege¬
und Besserungsanstalt interniert werden sollte.“
nicht einnehmen kann —, er hat, sagen wir, nicht des Recht, in
Ich kann hier nicht alle Stellen Ola Hanssons anführen,
gt ein ein paar flüchtigen, einem doch jedenfalls gemischten Lesepublikum
auf welche sich Dr. Ribbing bezieht — ich bringe nur die letzte,
irs in hingeworfenen Worten über Männer wie Zola. Sirindberg.
welche lautet: „Ich habe vielerlei — meist billig zu erkaufenden
Garborg, Maupassant, Ola Hansson abzuurteilen. Man sollte doch
Umgang mit dem anderen Geschlecht gehabt, in ein paar
einmal damit fertig sein, an ernstgemeinte Bücher mit der Frage
Fällen auch aus reiner Neigung; allemal aber waren das Ziel
heranzutreten, ob durch ihre Lektüre irgendein dummer Junge
und der Schluß dasselbe: wenn ich erreicht, was ich wollte, war
„verdorben“ werden könnte. Zweifellos — und kein Mensch wird
die Geschichte aus — ein Gelüste, ein brutaler Akt, Erschlaffung,
Figur
für diese eine Lanze brechen wollen — gibt es laszive Schriften,
einem
gewöhnlich eine Empfindung von Ekel, im besten Falle eine leise,
die nur um der Laszivität willen geschrieben sind, so wie es un¬
schwermütige Erinnerung — vollà tout.“
züchtige Bilder gibt, die nur um ihrer Lüsternheit willen in den
Es werden vielleicht manche ein Gefühl des innigsten
Ich
Handel gebracht werden. Mag man all diese Dinge konfiszieren.
Bedauerns für den Helden, den Ola Hansson sprechen läßt,
Man täte recht, wie man Ueberflüssiges und künstlerisch Niedriges
empfinden, aber mit dem Wunsch, diesen Helden in einer Pflege¬
schtspiel¬
damit vertilgte. Aber es muß energisch dagegen Stellung genommen
und Besserungsanstalt zu internieren, wird Herr Dr. Ribbing
werden, daß ein Arzt sich herausnimmt, vom „sexualhygienischen
wohl vereinzelt dastehen.
Standpunkt“ aus bedeutende Männer, die das Beste wollen und
Nun was wir bisher angeführt, sind die Dinge aus
bereits Großes geleistet haben, in einer unerhörten Weise anzu¬
Ribbings Buch, die man nicht einfach bemängeln, sondern
Rest greifen.
in den
Man mißverstehe uns nicht: es mag selbst zugegeben werden, bezüglich derer man den Autor sogar mit Lebhaftigkeit in gewisse
Grenzen zurückweisen kann. Aber es sind noch einige Bemerkungen
daß in den Werken der eben genannten Autoren manche für die
Schönheit des Werkes entbehrliche Stellen vorkommen, die auf innerhalb dieser Grenzen nachzutragen, strittige Punkte zu
stel¬
sexuellen oder sexuell anregenden Schilderungen verweilen. Wir beleuchten, bezüglich derer man sich schwerlich den kühlen Nord¬
landsträumen Ribbings wird anschließen können, wenn sie
bedauern, daß wohl dem größten Teil unserer Leser Strindberg
soplakat:
und Garborg bis auf die Namen fremd sein dürften; sie müßten auch durchaus edlen Anschauungen und vielleicht auch tief¬
sonst mit uns staunen, wenn sie bei Dr. Ribbing zu lesen be= durchdachten Erfahrungen entsprechen.
So dürfte wohl die Frage der Abstinenz im Hinblick auf
kämen: „So schädlich auch die Einwirkung der Vorgenannten war
Sturm (Boccaccio, Casanova, Faublas, Paul de Kock), halte ich die unsere Zivilisationsverhältnisse mit zuviel Strenge aufgesaßt sein.
Auch teilen wir die Meinung nicht, welche der Verfasser gegen¬
Letzteren (Zola, Strindberg, Krohg, Garborg) doch für
ntziffern:
über den durch Abstinenz entstehenden Krankheiten einnimmt. Daß
sehr an und für sich,
nicht
0
noch gefährlicher,
diese Krankheiten verhältnismäßig seltener sind als die durch ge¬
als vielmehr deshalb, weil ihre Anhänger sich eines großen Teils
schlechtlichen Verkehr, das liegt wohl darin, daß die im geschlechts¬
der literarischen Kritik in der periodischen Presse bemächtigt haben
reifen Alter abstinenten jungen Leute bedeutend seltener vorkommen.
hübschen
und nun derartige Machwerke und die darin enthaltene Welt¬
als solche, welche dem sexuellen Verkehr huldigen. Ueber den
anschauung als etwas Vortreffliches und Nachahmungswertes aus¬
moralischen Inhalt der Frage müßte man freilich Bände schreiben
posaunen. Etwas ähnliches las man über erstgenannte Autoren
nun ist dies freilich schon geschehen — und er hat sich stets
in meiner Jugend niemals, im Gegenteil machte es sich damals
die Zeitungspresse zur Aufgabe, bei passender Gelegenheit ihr als nutzlos erwiesen. Ueber den Widerspruch in den Gesetzen,
ngen.
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Rei#nnes reit darüber ausiutrechen