VII, Verschiedenes 3, 65ster Geburtstag, Seite 13

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A

Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Teleion: Norden 305)
Ausschnitt aus:
Neueste Nachrichten, Braunschweig
26. M A 11927
vorher bei dem „armen Mädchen“... Am nächsten
Tage wird er erschossen.. Sie steht ferne, wie er
Das war das süße Mädel.
begraben wird; weiß nichts. Jetzt erst erfährt sie,
. Und
daß er — wegen einer andern gestorben -
wankt nach Hause... Er war ihr noch einmal ge¬
(Zu Arthur Schnihzlers 65. Geburtstag.)
storben!“
Der Refrain eines Schlagerliedes um 1900
Die Operetten=Popularität seiner Figur wurde
summt noch einmal durch unsere Ohren; aus einer
Schnitzler später peinlich (wie etwa der Schubert
Operette von Heinrich Reinhardt (auch aus Pre߬
des Dreimaderlhaus“ dem Autor des „Schwam¬
burg, aber von anderer Linie), die eine neue, pein¬
merl“). Deshalb ließ er 1905 die Liesl im „Puppen¬
liche Aera der Gattung einleitete. Ihr Titel „Das
spieler mit Selbstironte ihr Entreelted deklamieren:
süße Mädel“ hatte literarischen Ursprung. Artur
„J bin halt no ledig,
Schnitzlers Typ, der lieben, leichtlebigen und selbst¬
Und in Wien spielt die G'schicht,
losen Freundin seiner Wiener Junggesellen war
So heißen s' mich süßes Mädel,
im letzten Dezennium populör geworden.
Ob i süß bin oder nicht.“
Zuerst ist diele in seinen Werken, besonders den
Dramen, oft wandelbare Figur in der „Liebelei“
Und mit Wehmut gedachte er 1919, nach dem
erschienen (1894 entstanden, 1895 aufgeführt).
wirtschaftlichen Umsturz, jenes Typus, der sein Ge¬
Schnitzlerhatte „Das Vorstadimäbel burgtheater¬
schöpf war wie die Pariser Grisette Murgers, als!
fählg“, wie Karl Kraus in seiner Sattre der „de¬
ihn Marcell Dunan („L'Autriche", Paris 1921,
mollerten Literatur“ schon sagte. Josef Körner hat
Wien 1922) befragte, was aus diesen liebenswür¬
in seinem Schnitzler=Buch (Amalthea=Verlag, Wien)
digen Töchtern seiner Phantasie geworden sei: „Die
späteren
die Tbristine der „Liebelei“ durch
einen sind verhungert, die andern tragen Seiden¬
Bücher verfolgt, das sentimentale „süße Mädel“,
O. F.D.
stürmpfe.“
das Adolf Bartels der „Wiener Maitressen##rt¬
(Mit besonderer Genehmigung des Verlages
Wte
#vielen Werken Schnitzlers
schaft“ zuzählt,
Ernst Rowoh't, Berlin, der „Literarischen Welf
vartiert wiedergesunden. Als Vorgängerinnen der
orden 3051
Rinette des „Märchen“ und die Marie im „Ster¬
alk Nachfolgerinnen (neben den Dirnchen ntnommen.)
ben“;
und Dirnen des „Reigen*) Ton! Weber im „Ver=fl.
usschnitt aus:
mächtnis“, die Beatrice im „Schleier“, Katharing
und besonders Marie in „Ruf des Lebens“ Anna
Berliner Tageblatt
Freie“,

Resner und weniger Amy im „Weg
Elisabeth im „Jungen Medardus“, Katharina im
„Doktor Gräsler“ aber auch Marie im „Negen
Lied“ und Elise im „Mörder“. Den ersten Erfolg
4 E.MafiEr
hatte jedenfalls Christine aus der Galerie der
„kleinen, jüßen, blonden Köpferl“ von denen e
im „Weg“ später hieß: „Solche Sachen dürfen nicht
lunger dauern als ein Jahr.“
Deshalb ist es vielleicht von Interesse den ersten
Einfall zum Schauspiel „Liebelei“ zu lesen, das ur¬
sprünglich als Volksstück in Bildern gedacht war.
Die Skizze wurde einmal faksimiliert (Schnitzler¬
Hest des Wiener „Merker“ 1. Mal 1912), aber der
schwer leserliche Text nicht in Lettern entziffert:
„Das arme Mädel. Das sag' ich dir gleich: viel
kann ich mich nicht mit dir abgeben .... sagt er ihr
Sie liebt ihn käthchenhaft, ab¬
gleich im Anfang.
sitzt im Parlett; sie auf der Galerie
göttisch.
Beim Kommen sieht sie ihn mit jener schönch
Dame sprechen — mit der er ein Verhältnis hat.]
Er hat wegen jener auch ein Duell. .. Den Abend
Arthur Schnitzler, der berühmte Wiener Dichter.
beging seinen Os. Geburtstag
Aflantie Pömt.