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box 39/4
65th Birthday
Zeitungs-Informationsdienst
Nerng.
für aktuelle und wissenschaftliche Fragen
Redaktion:
BERLIN SW. 68,
Apr BiamoiamMilanhsrimsiemmslmelms.
Minsentoneren 1.30
Ritterstraße 52
Abonnements nach
Die Correspondenz ist
besonderer Verein¬
als Manuskript ge¬
Metropol Verlags-Gesellschaft
barung.
druckt.
Fernsprecher:
Erfüllungsort: Berlin
E. Matthes & Hinzler
Postscheckkonto:
Dönhoff 2878
n0
Ritter-Straße 52 —
Berlin 39936
1 BERLIN SW. 68
Berlin, den 11. Mai 1927.
Artur Schnitzier 65 Jahre alt
Gedenkblatt zum 15. Mai
pen Serenn ar den aun und ull ger uich ven aine die vur vuit din vir den dn din en wrn din dund dun dund und und dee ve en bend ihm de uc gen den ge uin n de den Meen de um Mi W E
Es ist ein tragisches Schicksal, dass auch die IJungen' alt verden, Nür von der
älteren Generation sind immer noch gewöhnt, Schnitzler und seinen Kreis zu der jjungen
Wiener Schule“ zu rechnen und sind heute doch recht erstaunt, zu hören, dass Schnitzler
65 Jahre alt geworden ist, also doch wirklich die erste Jugend abgestreift hatt
Die Wiener und unter ihnen besonders Scimnitzler bilden in der-Literatur eine ganz
besondere Klasse für sich, Mediziner von Beruf, wie schon sein Vater, wandte er sich früh¬
zeitig der Literatur zu. Es var die grosse Zeit der literarischen Revolution der 80er
und 90er Jahre, die Zeit des 1jüngsten Deutschland“, als Schnitzler in Wien zuerst von
Schlenther die Bühne nit seinen dramatischen enenen 'Anatoln geöffnet wurde; zur selben
Zeit etwa wie Gerhart Hauptmann in Berlin durch Brahm entdeckt #urde
Man hat für den Kreis um Schitzler um die Jahrhundertvende den Ausdruck #fin de
siecle“ geprägt und ihm damit das Schild einer gewissen Dekadence angehängt. Man hat
gerade Schnitzler viel gelästert vegen der unbektimnerten, ja man möchte sagen naiven
Erotik seiner Schrift. Nas aber z.B. Vedekind mit beissender Satyre und Hohn heraus¬
sprudelt, das sagt Schnitzler mit einer solchen echt wienerischen Grazie und Liebens¬
würdigkeit, dass man keineswegs das Gefühl des Anstössigen hat, Ja selbst der vielge¬
schmähte VReigen“ , der allerdings fir die Bihne absolut ungeeignet ist, (Leider ist er
ja eine Zeitlang in Deutschland aufgeführt worden und zuar mist von Leuten, die auf die
niederen Instinkte der Denschen rechnetenldieser Reigen ist mit soviel geistreichen Spott,
mit einer solchen echt vienerischen Leichtblütigkeit geschrieben, dass er trotz der ge¬
vagtesten Szenen beim Lesen keinesvegs verletzend virkt. Eine Lektüre für Kinder ist er
allerdings nicht. — Als echter Viener schöpft Schnitzler nirgends wärklich-tief,
wo er Probleme stellt, gleitet er mist mit seiner glücklichen Phäakennatur darüber hin.
Das schvermitige Grübeln des Norddeutschen ist nicht sein Fall.
Aber gerade darum lieben vir Schnitzler; denn er, der sich überall so völlig na¬
türlich gibt, ist doch immer noch ein VJunger“ geblieben trotz seiner 65 Jahre. M.P.
m.Scheimat Kempner *
en
menrerenerene
Mitten aus seinem unermidlichen Schaffen ist wieder einer unserer bedeutendsten
Virtschaftler dahingegangen. Als Jurist und Anvalt begann er seine Tätigkeit und steilte
sein grosses Missen und Können ausschliesslich in den Dienst von Handel und Industrie,
Er galt als eine der grössten Kapazitäten auf dem Gebicte des Akticnrechts,und niemand
verstand es so gut vie er , Generalversamnlungen zu leiten.
Das Kalisyndikat verdankt ihm grössten Teils sein Bestehen und so manche Aktien¬
gesellschaft hat er in den Zeiten der schversten Mirtschaftskrise durch seinen nie ver¬
sagenden Rat vor dem Zus amnenbruch bevahrt.
Gerade jetzt befand er sich auf der Rickreise aus den Vereinigten Staaten, vo er
Studien über anerikanische Wirtschaftsverhältnisse gemacht hatte, um diese Erfahrungen
unserer heimischen notleidenden Volkswirtschaft zu Nutze machen zu können.
Leider sollte es hierzu nicht mehr komen. Auf der Heimeisc erlag Geheinrat
Kempner im Hotel VZuropäischer Hof“ in Amsterdam einem Herrschlag.
Sein Tod reisst einc grosse Lücke in unser Dirtschaftsleben, dic nar schuer zu
füllen sein vird
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65th Birthday
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Nerng.
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BERLIN SW. 68,
Apr BiamoiamMilanhsrimsiemmslmelms.
Minsentoneren 1.30
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Metropol Verlags-Gesellschaft
barung.
druckt.
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E. Matthes & Hinzler
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Dönhoff 2878
n0
Ritter-Straße 52 —
Berlin 39936
1 BERLIN SW. 68
Berlin, den 11. Mai 1927.
Artur Schnitzier 65 Jahre alt
Gedenkblatt zum 15. Mai
pen Serenn ar den aun und ull ger uich ven aine die vur vuit din vir den dn din en wrn din dund dun dund und und dee ve en bend ihm de uc gen den ge uin n de den Meen de um Mi W E
Es ist ein tragisches Schicksal, dass auch die IJungen' alt verden, Nür von der
älteren Generation sind immer noch gewöhnt, Schnitzler und seinen Kreis zu der jjungen
Wiener Schule“ zu rechnen und sind heute doch recht erstaunt, zu hören, dass Schnitzler
65 Jahre alt geworden ist, also doch wirklich die erste Jugend abgestreift hatt
Die Wiener und unter ihnen besonders Scimnitzler bilden in der-Literatur eine ganz
besondere Klasse für sich, Mediziner von Beruf, wie schon sein Vater, wandte er sich früh¬
zeitig der Literatur zu. Es var die grosse Zeit der literarischen Revolution der 80er
und 90er Jahre, die Zeit des 1jüngsten Deutschland“, als Schnitzler in Wien zuerst von
Schlenther die Bühne nit seinen dramatischen enenen 'Anatoln geöffnet wurde; zur selben
Zeit etwa wie Gerhart Hauptmann in Berlin durch Brahm entdeckt #urde
Man hat für den Kreis um Schitzler um die Jahrhundertvende den Ausdruck #fin de
siecle“ geprägt und ihm damit das Schild einer gewissen Dekadence angehängt. Man hat
gerade Schnitzler viel gelästert vegen der unbektimnerten, ja man möchte sagen naiven
Erotik seiner Schrift. Nas aber z.B. Vedekind mit beissender Satyre und Hohn heraus¬
sprudelt, das sagt Schnitzler mit einer solchen echt wienerischen Grazie und Liebens¬
würdigkeit, dass man keineswegs das Gefühl des Anstössigen hat, Ja selbst der vielge¬
schmähte VReigen“ , der allerdings fir die Bihne absolut ungeeignet ist, (Leider ist er
ja eine Zeitlang in Deutschland aufgeführt worden und zuar mist von Leuten, die auf die
niederen Instinkte der Denschen rechnetenldieser Reigen ist mit soviel geistreichen Spott,
mit einer solchen echt vienerischen Leichtblütigkeit geschrieben, dass er trotz der ge¬
vagtesten Szenen beim Lesen keinesvegs verletzend virkt. Eine Lektüre für Kinder ist er
allerdings nicht. — Als echter Viener schöpft Schnitzler nirgends wärklich-tief,
wo er Probleme stellt, gleitet er mist mit seiner glücklichen Phäakennatur darüber hin.
Das schvermitige Grübeln des Norddeutschen ist nicht sein Fall.
Aber gerade darum lieben vir Schnitzler; denn er, der sich überall so völlig na¬
türlich gibt, ist doch immer noch ein VJunger“ geblieben trotz seiner 65 Jahre. M.P.
m.Scheimat Kempner *
en
menrerenerene
Mitten aus seinem unermidlichen Schaffen ist wieder einer unserer bedeutendsten
Virtschaftler dahingegangen. Als Jurist und Anvalt begann er seine Tätigkeit und steilte
sein grosses Missen und Können ausschliesslich in den Dienst von Handel und Industrie,
Er galt als eine der grössten Kapazitäten auf dem Gebicte des Akticnrechts,und niemand
verstand es so gut vie er , Generalversamnlungen zu leiten.
Das Kalisyndikat verdankt ihm grössten Teils sein Bestehen und so manche Aktien¬
gesellschaft hat er in den Zeiten der schversten Mirtschaftskrise durch seinen nie ver¬
sagenden Rat vor dem Zus amnenbruch bevahrt.
Gerade jetzt befand er sich auf der Rickreise aus den Vereinigten Staaten, vo er
Studien über anerikanische Wirtschaftsverhältnisse gemacht hatte, um diese Erfahrungen
unserer heimischen notleidenden Volkswirtschaft zu Nutze machen zu können.
Leider sollte es hierzu nicht mehr komen. Auf der Heimeisc erlag Geheinrat
Kempner im Hotel VZuropäischer Hof“ in Amsterdam einem Herrschlag.
Sein Tod reisst einc grosse Lücke in unser Dirtschaftsleben, dic nar schuer zu
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