5thBirhday
box 39/4
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BERLIN N4
Die Literarische Velt. Berlin. d.
20.Mai 27
Das war das süße Mädel ...
(Zu Arthur Schnitzlers 65-Geburtslag.)
Der Refrain eines Schlagerliedes um 1900
summt noch einmal durch unsere Ohren;
aus einer Operelle von Ileinrich Reinhardt
(auch aus Preßburg; aber von anderer Linic),
die eine neue, peinliche Acra der Gattung ein¬
eilete. Ihr Titel Das süße Mädel“ hatle lite¬
FArsearr
m rtreg 1
der lieben, leichtlebigen und selbstlosen Frenn¬
din seiner Wiener Junggesellen war im letzlen
Dezennium populär geworden.
Jugendbildnis Arthur Schnitzlers
(Mit Erlaubnis des Amalthea-Verlags, Wien, aus
dem Buche: Josef Körner Arthur Schnilzlers
Gestallen-Probleme.)
Zuerst ist diese in seinen Werken, besonders
den Dramen, oft abgewandelle Figur in der
„Liebelei“ erschienen (1894 enlstanden, 1895 auf¬
geführt). Schnitzler hatle „das Vorstadtmädel
burgtheaterfähig gemacht“, wie Karl Kraus in
seiner Satire der „demolierten Literatur“ schon
sagle. Josef Körner hal in seinem Schnitzler-Buch
ing,
Haline
„Lie¬
belei“ durch die späteren Bücher verfolgt, das
sentimentale „süße Mädel“, das Adolf Bartels der
Wiener Maitressenwirtschaft“ zuzählt, in vielen
Werken Schnilzlers variiert wiedergefunden. Als
Vorgängerinnen die Ninelte des „Märchen“ und
die Marie im „Sterben“; als Nachfolgerinnen
(neben den Dirnchen und Dirnen des „Reigen“)
Toni Weber im „Vermächtnis“, die Beatrice im
„Schleier“, Kalharina und besonders Marie im
„Ruf des Lebens“, Anna Rosner und weniger
Amy im Weg ins Freie“, Elisabeth im „Jungen
Medardus“, Katharina im „Doktor Gräsler“
aber auch Marie im „Neuen Lied“ und Elise im
„Mörder“. Den ersten Erfolg hatte jedenfalls
Christine aus der Galerie der „kleinen, süßen.
blonden Köpferl“, von denen es im „Weg“
später hieß: „Solche Sachen dürfen nicht länger
dauern als ein Jahr.“
Deshalb ist es vielleicht von Interesse, den
ersten Einfall zum Schauspiele „Liebelei“ zu
lesen, das ursprünglich als Volksstück in Bildern
gedacht war. Die Skizze wurde einmal faksimi¬
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BERLIN N4
Die Literarische Velt. Berlin. d.
20.Mai 27
Das war das süße Mädel ...
(Zu Arthur Schnitzlers 65-Geburtslag.)
Der Refrain eines Schlagerliedes um 1900
summt noch einmal durch unsere Ohren;
aus einer Operelle von Ileinrich Reinhardt
(auch aus Preßburg; aber von anderer Linic),
die eine neue, peinliche Acra der Gattung ein¬
eilete. Ihr Titel Das süße Mädel“ hatle lite¬
FArsearr
m rtreg 1
der lieben, leichtlebigen und selbstlosen Frenn¬
din seiner Wiener Junggesellen war im letzlen
Dezennium populär geworden.
Jugendbildnis Arthur Schnitzlers
(Mit Erlaubnis des Amalthea-Verlags, Wien, aus
dem Buche: Josef Körner Arthur Schnilzlers
Gestallen-Probleme.)
Zuerst ist diese in seinen Werken, besonders
den Dramen, oft abgewandelle Figur in der
„Liebelei“ erschienen (1894 enlstanden, 1895 auf¬
geführt). Schnitzler hatle „das Vorstadtmädel
burgtheaterfähig gemacht“, wie Karl Kraus in
seiner Satire der „demolierten Literatur“ schon
sagle. Josef Körner hal in seinem Schnitzler-Buch
ing,
Haline
„Lie¬
belei“ durch die späteren Bücher verfolgt, das
sentimentale „süße Mädel“, das Adolf Bartels der
Wiener Maitressenwirtschaft“ zuzählt, in vielen
Werken Schnilzlers variiert wiedergefunden. Als
Vorgängerinnen die Ninelte des „Märchen“ und
die Marie im „Sterben“; als Nachfolgerinnen
(neben den Dirnchen und Dirnen des „Reigen“)
Toni Weber im „Vermächtnis“, die Beatrice im
„Schleier“, Kalharina und besonders Marie im
„Ruf des Lebens“, Anna Rosner und weniger
Amy im Weg ins Freie“, Elisabeth im „Jungen
Medardus“, Katharina im „Doktor Gräsler“
aber auch Marie im „Neuen Lied“ und Elise im
„Mörder“. Den ersten Erfolg hatte jedenfalls
Christine aus der Galerie der „kleinen, süßen.
blonden Köpferl“, von denen es im „Weg“
später hieß: „Solche Sachen dürfen nicht länger
dauern als ein Jahr.“
Deshalb ist es vielleicht von Interesse, den
ersten Einfall zum Schauspiele „Liebelei“ zu
lesen, das ursprünglich als Volksstück in Bildern
gedacht war. Die Skizze wurde einmal faksimi¬