Jugendbildnis Arthur Schnitzlers
(Mit Erlaubnis des Amallhea-Verlags, Wien, aus
dem Buche: Josef Körner, Artnur Schnilzlers
Gestallen-Probleme.)
Zuerst ist diese in seinen Werken, besonders
den Dramen, oft abgewandelte ligur in der
„Liebelei“ erschienen (1894 enlstanden, 1895 auf¬
geführt). Schnitzler hatte „das Vorstadlmädel
burglheaterfähig gemacht“, wie Karl Kraus in
seiner Satire der „demolierten Lileratur“ schon
#agle. J# sef Kerner hal in seinem Sehnilzler-Buch
(Amallhea-Verlag, Wien) die Christine der „Lie—.
belei“ durch die späleren Bücher verfolgt, das
sentimentale „süße Mädel“, das Adolf Bartels der
Wiener Maitressenwirtschaft“ zuzählt, in vielen
Werken Schnilzlers variiert wiedergefunden. Als
Vorgängerinnen die Ninelte des „Märchen“ und
die Marie im „Sterben“; als Nachfolgerinnen
(neben den Diruchen und Dirnen des „Reigen“)
Toni Weber im „Vermächtnis“, die Beatrice im
„Schleier“, Kalharina und besonders Marie im
„Ruf des Lebens“, Anna Rosner und weniger
Amy im „Weg ins Freie“, Elisabeth im „Jungen
Medardus“, Kalharina im „Doktor Gräsler“,
aber auch Marie im „Neuen Lied“ und Elise im
„Mörder“. Den ersten Erfolg hatte jedenfalls
Christine aus der Galerie der „kleinen, süßen,
blonden Köpferl“, von denen es im „Weg“
späler hieß: „Solche Sachen dürfen nicht länger
dauern als ein Jahr.“
Deshalb ist es vielleicht von Interesse, den
ersten Einfall zum Schauspiele „Liebelei“ zu
lesen, das ursprünglich als Volksstück in Bildern
gedacht war. Die Skizze wurde einmal faksimi¬
liert (Schnitzler-Heft des Wiener „Merker“
1. Mai 1912), aber der schwer leserliche Text
nicht in Lettern entziffert:
„Das arme Mädel. Das sag' ich dir gleich: viel
kann ich mich nicht mit dir abgeben... sagt er
in gleich im AufmesuSie liebt ihn küllichen¬
haft, abgöttisch. Er sitzt im Parkeit; sierauf der
Galerie. — Beim Kommen sieht sie ihn mit jener
schönen Dame sprechen — mit der er ein Ver¬
hältnis hat... Er hat wegen jener auch ein
Duel... Den Abend vorher bei dem #armen
Mädel.. Am nächsten Tag wird er er¬
schossen ... Sie sicht ferne, wie er begraben
wird; weiß nichts. Jetzt erst erfährt sie, daß;
Und
wegen einer andern gestorben.
er —
wankt nach Hause.. Er war ihr noch einmal
gestorben!“
Die Operetten-Popularität seiner Figur wurde
Schnitzler später peinlich (wie etwa der Schubert!
des „Dreimäderlhaus“ dem Autor des „Schwam¬
mer!*). Deshalb ließ er 1905 die Liesl im
„Puppenspieler“ mit Selbslironie ihr Entreeliedt
deklamieren:
„,I bin halt no ledig,
Und in Wien spielt die G’schicht,
So heißen s’ mich süßes Mädel,
Ob i süß bin oder nicht.“
Und mit Wehmut gedachte er 1919, nach demf
wirtschaftlichen Umsturz, jenes Typus, der sein
Geschöpf war wie die Pariser Griselte Mur¬
gers, als ihn Marcell Dunan(„L'Aufriche“ Parisg
1921, Wien 1922) befragte, was aus diesen lie¬
benswürdigen Töchtern seiner Phanlasie ge¬#
worden sei: „Die einen sind verhungert, dier
O. E. D.
anderen tragen Seidenstrümpfe“.
August Strindbergs „Ausgewählte Werke“ gibtin
soeben der Verlag Geory Müller in München ins
vier fünfbändigen Serien heraus. Die erste Serie
enthält die wichtigsten Dramen, die zweite dier
Novellen, die dritte und vierte vollständig die.
Romane und die Lebensgeschichte Strindbergs.
Die Obersetzungen wurden revidiert, die Preise
so niedrig wie möglich gehallen. Die Bände sind
#auch einzeln käuflich.
JUNGER MANN
20 Jahre in versch. Buchhdlgn. in Berlin und
Frankfurt, M. tätig gewesen, sucht Stellung
mit monatl. Verdienst von 75-80 Mk. unt. J. M.
00
(Mit Erlaubnis des Amallhea-Verlags, Wien, aus
dem Buche: Josef Körner, Artnur Schnilzlers
Gestallen-Probleme.)
Zuerst ist diese in seinen Werken, besonders
den Dramen, oft abgewandelte ligur in der
„Liebelei“ erschienen (1894 enlstanden, 1895 auf¬
geführt). Schnitzler hatte „das Vorstadlmädel
burglheaterfähig gemacht“, wie Karl Kraus in
seiner Satire der „demolierten Lileratur“ schon
#agle. J# sef Kerner hal in seinem Sehnilzler-Buch
(Amallhea-Verlag, Wien) die Christine der „Lie—.
belei“ durch die späleren Bücher verfolgt, das
sentimentale „süße Mädel“, das Adolf Bartels der
Wiener Maitressenwirtschaft“ zuzählt, in vielen
Werken Schnilzlers variiert wiedergefunden. Als
Vorgängerinnen die Ninelte des „Märchen“ und
die Marie im „Sterben“; als Nachfolgerinnen
(neben den Diruchen und Dirnen des „Reigen“)
Toni Weber im „Vermächtnis“, die Beatrice im
„Schleier“, Kalharina und besonders Marie im
„Ruf des Lebens“, Anna Rosner und weniger
Amy im „Weg ins Freie“, Elisabeth im „Jungen
Medardus“, Kalharina im „Doktor Gräsler“,
aber auch Marie im „Neuen Lied“ und Elise im
„Mörder“. Den ersten Erfolg hatte jedenfalls
Christine aus der Galerie der „kleinen, süßen,
blonden Köpferl“, von denen es im „Weg“
späler hieß: „Solche Sachen dürfen nicht länger
dauern als ein Jahr.“
Deshalb ist es vielleicht von Interesse, den
ersten Einfall zum Schauspiele „Liebelei“ zu
lesen, das ursprünglich als Volksstück in Bildern
gedacht war. Die Skizze wurde einmal faksimi¬
liert (Schnitzler-Heft des Wiener „Merker“
1. Mai 1912), aber der schwer leserliche Text
nicht in Lettern entziffert:
„Das arme Mädel. Das sag' ich dir gleich: viel
kann ich mich nicht mit dir abgeben... sagt er
in gleich im AufmesuSie liebt ihn küllichen¬
haft, abgöttisch. Er sitzt im Parkeit; sierauf der
Galerie. — Beim Kommen sieht sie ihn mit jener
schönen Dame sprechen — mit der er ein Ver¬
hältnis hat... Er hat wegen jener auch ein
Duel... Den Abend vorher bei dem #armen
Mädel.. Am nächsten Tag wird er er¬
schossen ... Sie sicht ferne, wie er begraben
wird; weiß nichts. Jetzt erst erfährt sie, daß;
Und
wegen einer andern gestorben.
er —
wankt nach Hause.. Er war ihr noch einmal
gestorben!“
Die Operetten-Popularität seiner Figur wurde
Schnitzler später peinlich (wie etwa der Schubert!
des „Dreimäderlhaus“ dem Autor des „Schwam¬
mer!*). Deshalb ließ er 1905 die Liesl im
„Puppenspieler“ mit Selbslironie ihr Entreeliedt
deklamieren:
„,I bin halt no ledig,
Und in Wien spielt die G’schicht,
So heißen s’ mich süßes Mädel,
Ob i süß bin oder nicht.“
Und mit Wehmut gedachte er 1919, nach demf
wirtschaftlichen Umsturz, jenes Typus, der sein
Geschöpf war wie die Pariser Griselte Mur¬
gers, als ihn Marcell Dunan(„L'Aufriche“ Parisg
1921, Wien 1922) befragte, was aus diesen lie¬
benswürdigen Töchtern seiner Phanlasie ge¬#
worden sei: „Die einen sind verhungert, dier
O. E. D.
anderen tragen Seidenstrümpfe“.
August Strindbergs „Ausgewählte Werke“ gibtin
soeben der Verlag Geory Müller in München ins
vier fünfbändigen Serien heraus. Die erste Serie
enthält die wichtigsten Dramen, die zweite dier
Novellen, die dritte und vierte vollständig die.
Romane und die Lebensgeschichte Strindbergs.
Die Obersetzungen wurden revidiert, die Preise
so niedrig wie möglich gehallen. Die Bände sind
#auch einzeln käuflich.
JUNGER MANN
20 Jahre in versch. Buchhdlgn. in Berlin und
Frankfurt, M. tätig gewesen, sucht Stellung
mit monatl. Verdienst von 75-80 Mk. unt. J. M.
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