VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 28

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führung in Berlio, och bei der durch das En¬
semble des Berliner Deutschen Theaters im
Wiener Karl=Theater, noch auch bei der kürzlich
im Wiener Deutschen Volkstheeter erfolgten, eine
tiefere Wirkung geübt, oder auch nur oberflächlich
den Eindruck eines Dichterwirkes g macht. Die
ausdrückliche Rangerhöhung desselben durch eine
Prämtirung in Wien muß daher im Auslande
die falsche Vorstillung erweckn, als hätte das
österreichische Schriftthum thatsächlich keine bes¬
seren Produkte aufzuweisen, als derlei Minder¬
werthigkeiten.
Die Meinung des Auslandes über die heimische
Literatur würde aber durch das Vorgeher des
Bauernfeld=Kuraloriums auch noch in weiteter
Hinsicht kousequent trregeführt, da di: Preise
der Stiftung innerhalb ganz kurzer Zeit einer
unverhältnißmäßig großen Zahl von jüdischer
Literaten zugewiesen wurden, u. zw. solchen von
untergeordneter Bedeutung. Es sind dies Dr. Leo##
Hirschfeld, prämiirt für die Komörie „Die
Lumpen“, der Erotiker Felix Dörmaen (lichtig
Biedermann) für ein gänzlich verschollenes Drama
„Der Hirr von Abadissa“ der Literarhistoriker
Dr. Emil Horner für eine Bauernfeld=Biogrophie
der Librettist von Operettentexten Viktor Leon
(richtig Hirschfeld) für ein vor länger Zeit ge¬
gebenes Stück „Gebildete Menschen“ und schließich
Art hur Schnitzler für die „Lebendigen Studen“.
Unter diesen Umständen muß im Auslande die
irrige Auschanung entstehen, daß einerseits die
deutsche Literatur in Oesterreich fast nur von
Juden geschrieben wird, anderseits ihre Qualität
eine äußerst niedrige ist. Diese unleugbare Bevor¬
zugung jüdischer Literaten durch das Kuratorium
der Bauernfeld=Stiftung bedeutet aber auch eine
Zurücksetzung und Mitarbeit an der Unterdrückung
der nichtjüdischen Schriftstell: Oesterreichs, die
durch den Boykot der einflußreichen jüdischen
Presse und die Kartelle der jüdischen Gewerbs¬
literaten schon an sich in bevrängter, mitunter
trotz ihrer Begabung fast aussichtsloser Lage,
gerabe auf die ethische und materielle Förderung
durch ähnliche Einrichtungen wie die der Bauern¬
fild=Stiftung ist, als einzige Hoffnung hinblicken
und die schwere Enttäuschung erleben müssen, mit
Abfällen abgespeist oder übergangen zu werden.
Die Verleihung ist endlich gegen die Absicht
der Bauernfelb=Stiftung gerichtet, in deren Sinn
es gewiß nicht liegt, die Ausbreitung des semi¬
tischen Geistes in der Literatur zu fördern, welche
das sittliche und ästhetische Gefühl der Stammes¬
bevölkerung Oesterreichs oft genug, so auch in den
Werken der prämiirten Hirschfeld, Schnitzler und
Dörmann gröblich verletzt, die Vertreter dieser
fremden Richtung in unserem Schriftraum aber
auf Kosten der autochthonen Dichter und Schrift¬
steller zu stützen und im Einfluß zu steigern.
In Erwägung dieser Thatsachen richten die
Unterzeich#etn an Se. Exzellenz die Anfrage:
Wie gedenkt der Herr Minister als Mitglied
des Kuratoriums der Bauernfeld=Stiftung die
abermaligen B vorzugung eines jüdischen Literaten,
wie ste durch die Zuerkeunung des Bauernfeld¬
Preises an A. Schnitzler gegeben int, angesichts
der bereits vorangegangenen unverhältnißmäßig
großen Zahl von Prämiirungen jüdischer Lite¬
raten aus dieser Stiftung, angesichts der zahl¬
reichen wirklich För erungsbedürftigen und ver¬ #
möge ihres Talentes auch würdigen nichtjüdischen
Schriftsteller und angesichts der Verantwortu g,
welche die Einhaltung der Zwecke der Bauern¬
feld=Stiftung dem Kuratorium auferlegt, zu recht¬
fertigen?
Dieses Ereigniß bildet eine glänzende
Genngthuung für den Theaterreferenten
„Preßburger Tagblatt“, der bekanntlich
Schnitzlers „Lebendige Stunden“ sehr scharf und
abfällig kritistet hatte. Man kann aus dem
Obigen ersehen, wie richtig undgerecht unser Referent
urtheilte.