VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 53

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nicht der liberalen Presselique zu Triumphen verheifen,
hoffentlich bessere Zeiten kommen. Aber bis dahin
wiegt, was Schnitzler kann, zehnmal die ganze öster¬
reichische Heimatkunst auf, von Innsbruck bis Linz,
von Greinz bis Krannewitter. Und dabei halte ich von
Herrn Sehnitzler nicht allzuviel, bedenke die engen
Grenzen, innerhalb deren seine bourgeoise Gedanken¬
welt eingefriedet ist, und weiß, daß sein zarter Ge¬
schmack, sein anmuthiger Feuilletongeist — wie just
in den nicht sehr -lebendigen Stundene — der
psychologischen Bürde nicht immer gewachsen ist.
Kein Revolutionär, keiner, der auf den Pfad künst¬
lerischer Seelenerkenntnis ein neues Licht gestellt hat.
Ein unmoderner Mensch, der moderne Stoffe trägt
und dabei — ein Wunder — doch nicht protzig, nicht
ungraziös wird, Ich würde ihm schon darum jeden
beliebigen Preis zuerkennen. Ein Peter Altenberg,
der gedanklich ungleich tiefere, demnach von allen
bourgeoisen Geistern verhöhnte, von allen Künstler¬
naturen (z. B. von Gerhart Hauptmann) hochgehaltene
Dichter, vermag seine Gaben nicht ähnlich weise zu
verwalten. Darum ward er — und wenn er seiner
auch noch so sehr bedürfte — des Bauernfeldpreises bis¬
her nicht theilhaftig. Dies ist, solange die Juroren nichts
weiter als die Krönung des Publicumsurtheils beab¬
sichtigen, in Ordnung. Wenn sie aber ihre Aufgabe
höher stellen, das Volk auf die Spur eines Dichters
und eines, der seine eigene Sprache spricht, führen
wollen, dann haben sie sich schon mancher Miss¬
griffe schuldig gemacht. Wie dem immer sei,
thöricht bleibt es zu argwöhnen, sie — unter denen
Männer von feinstem literarischem Takt und unab¬
seien im Falle Schnitzler
hängigem Urtheil sind
ergebene Diener eines Cliquenwunsches gewesen.