VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 52


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—Enfeld-Preis
richt liebevoll einander abgenommen. Sie ist so dreist!
diesmal durch eine unselige Interpellation compromittiert
erfunden, daß sich die von der Berührung mit Zeitungs¬
hat. Schnitzler’s ganzes Ansehen auf das Conto der
schmutz stets ferne Künstlerin entschließt, den Sach¬
jüdischen Cliquenwirtschaft zu setzen, ist ein Be¬
verhalt in zwei Blättern richtigzustellen, in deren
ginnen, über das man selbst in antisemitischen Re¬
Theatertheil die Lügennotiz bis dahin nicht gedrungen
dactionen gelacht haben muß. Wer sich über die
war. Glaubt man, daß auch nur eines der Lügen gestraf¬
Verleihung des Bauernfeldpreises an die Firmen Spitzer
ten Klatschblätter die Berichtigung übernommen hat?
und Gebrüder Hirschfeld entsetzt hat, muß die Aus¬
Inzwischen aber können etliche Gastspielanträge von
zeichnung Schnitzler’s geradezu als eine Rehabilitierung
Provinztheaterdirectoren, die den jungen Heldendar¬
des Bauernfeldpreises empfinden. Ein antisemitischer
steller ihrem Publicum als Prinzivalli vorführen
Schützer des heimischen Literaturgewerbes freilich,
wollten und eifrige Leser des „Neuen Wiener Journal“
dem die Bodenständigkeit über das Talent geht, achtet
sind, zu Wasser geworden sein. Der dem Schau¬
solcher Nuancen nicht. Aber die Interpellation zeigt
spieler durch müßigen Zeitungsklatsch bereitete Schaden
auch eine bemerkenswerthe Unkenntnis des Wesens
läßt sich in diesem wie in jedem anderen Falle mit
der Bauernfeld-Stiftung. Gewiss ist es bedauerlich,
der von der Civilprocessordnung erforderten Ge¬
daß Leute, deren Wohlhabenheit noch notorischer ist
nauigkeit feststellen. Man versuche es einmal. Zu einer
als ihr Talent, nicht nur der moralischen Ehrung, son¬
Beleidigungsklage gehört jenes Maß von Opfermuth,
dern auch des Geldpreises theilhaftig werden, welcher
daß dem Einzelnen nicht zugemuthet werden kann;
so manchem, den Noth an freier Entfaltung seines
ihr Erfolg schadet dem Einen und nützt der Gesammt¬
Könnens bisher gehindert hat, Erleichterung schüfe.
heit nichts. Ein Schadenersatzbegehren, in flagrantem
Aber leider haben die Statuten die Bauernfeldpreis¬
Falle gestellt, erfordert nicht die geringste Courage
richter zu solchem Samariterdienst nicht verpflichtet,
und würde — außer dem persönlichen Erfolg
sie vielmehr zur Auszeichnung der ihnen werth¬
zwischen dem Stande und seinen Bedrückern mit
voll scheinenden Werke verhalten. Gewiss sollte
einem Schlage die alten Bande lösen.
der Mensch, nicht das Buch den Preis davontragen.
Aber dann würde ich Vorschläge machen, die den
eete
auf Bodenständigkeite versessenen Interpellanten
auch nicht annehmbar schienen. Die christlichsocialen
Herren mögen versichert sein, daß sie den Spreng¬
Der zur Aufregung aller Unbetheiligten ge¬
stoff, der durch vier Jahre „Fackel“ in die 5jüdische
schaffene Bauernfeldpreise hat wieder einmal Zank und
Literateneliques getragen wurde, beim besten Willen
Lärmen in dies stille Thal gebracht. Als Herr Dörmann
nicht vermehren, seine Wirkung höchstens durch un¬
prämiiert wurde, der die Commission durch ein dem
geschicktes Hantieren mit längst nicht mehr zündenden
Handel noch nicht übergebenes Buch getäuscht hatte,
Schlagworten verpatzen können, Ich schätze den
war ich unzufrieden. Mit viel weniger Berechtigung ist
Schaden, den die literarische Hyksos-Herrschaft
es bei der Ehrung Arthur Schnitzler’s der Abgeordnete
angerichtet hat, noch viel höher als Herr Dr. Pattai;
Pattai, der den dankenswerthen Schutz des heimischen
denn ich schätze die schristlichen Talentes, die auf
Literaturgewerbes gegen die Kunsthausierer, den zur
verwüstetem Boden sich kaum entfalten konnten, ge¬
verlangen gewiss auch das Parlament berechtigt ist,
ringer. Es werden, wenn ungeschickte Interpellationen
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