VII, Verschiedenes 5, Bauernfeld Preis, Seite 65


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Bauernfeld-Preis
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERWEP“
Nr. 80
Telephon 12801.
L östeer behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
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Wien, I., Concondiaplatz 4.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte
## Ausschnitt
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom.
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Nr. 75
106 „OBSERYEh
I. österr. behördl. conc. Purcau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichte
Ausschnitt aus:
rner Zeang. Wien
Wien. I., Concondiaplatz 4.
Vertretungen in Berin., Budapest, Chicago, Genf, Londen, Newyork, Paris, Ro¬
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
vom:
727 723
Ausschnitt aus:
Konfessionelle Aesthetik. Herr Hartel hat gestern
(die dumme Interpellation des Dr. Pattai über die Verleihung
Dit ZEIT, WIEN
des Bauernfeld=Preises an Arthur Schnitzles beantwortet.
(Züstlehn Resundes
Die Antwort beginnt ganz vernünftig. Herr Hartel erklärte, daß
vora: / 1003
er nicht als Unterrichtsminister, sondern auf Grund des Stiftungs¬
briefes dem Kuratorium der Bauernfeld=Stiftung angehöre, demnach
für die Beschlüsse des Kuratoriums dem Parlament nicht ver¬
antwortlich sei. Mit dieser Darlegung wäre die Anfrage logischer¬
weise abgethan gewesen. Aber Herr Hartel fühlte sich gedrängt,
Interpellationsbeantwortungen.
die Interpellanten nicht in übler Lanne heimgehen zu lassen. Er
Arthur Schnitzler und der Bauernfeld=Preis.
hat sich benommen wie ein ängstlicher Gymnasialprofessor, der
Minister für Cultus und Unterricht Dr. R. von
sein barsches „Ist gut, setzen Sie sich“ vor Sprößlingen einflu߬
Hartel beantwortet die Interpellation der Abg.
reicher Väter verschluckt und den ärgsten Unsinn, den sie vor¬
Dr. Pattai und Genossen betreffend die Zu¬
bringen, mit ernster Miene diskutirt. Herr Hartel fuhr fort:
weisung eines Preises von 2000 Kronen aus der
Für
Obwohl ich mich demnach nicht verpflichtet fühle, für
Bauernfeld=Stiftung an den Literaten Dr. Arthur“
meine Handlungen als Privatmann Rechenschaft zu geben, so stehe elusive

[Schnitzler in folgender Weise: Die Inter¬
ich doch nicht an, zuzugestehen, daß unter meiner Theilnahme orto.
pellanten scheinen von der Voraussetzung auszu¬
Christen und Juden, hlbar
Gerechte und Sunder,
gehen, daß ich als Unterrichtsminister Mitglied
Ausländer und Inländer durch Ehrengaben und Voraus.

des betreffenden Curatoriums und als solcher für
Preise ausgezeichnet wurden, indem nach dem Wortlaut und dem
Geiste des Stiftbriefes hiebei nicht der Taufschein, sondern sist das
die Beschlüsse desselben verantwortlich sei.
5.
Abon
literarische Leistungen maßgebend waren. Allerdings wäre es dem es den
8.— inelu
Demgegenüber beehre ich mich, zu constatiren,
Abon
Für
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Kuratorium leichter, seine undgnkbare Aufgabe zu erfüllen, menn !.
daß ich nicht etwa als Unterrichtsminister in das
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Curatorium dieser Stiftung berufen wurde, 70.
nd die
Inha einzig und allein oder vorwiegend der Tauf¬
sondern auf Grund des Stiftungsbriefes vom )0
rgen¬
g schein oder die Stammesangehörigkeit seine Ent¬
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13. Januar 1894 ihm angehöre. Obwohl ich mich sschnitte ist
scheidungen bestimmen könnten. Gegen den Vorwurf aber,
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wodu Literaten mißliebigen Ursprungs vor anderen
aftliche
dennach nichtverpflichtet fühle. für meine
zu ändern.
Lebe zu begünstigen, kann das Kuratorium die Thatsache schützen, daß
je Mit¬
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Handlungen als Privatmann Rechenschaft
theilt den fünf in der Interpellation namhaft gemachten Dichtern
Abor
zu geben, so stehe ich doch nicht an, zuzugestehen,
neunzehn christlicher Konfession mit dem Be¬
ig enthalten
§ 30.000 Kronen gegenüber¬
daßunter meinerTheilnahme Gerechte und Sünder
#e von mehr
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Christen und Juden. Ausländer und Inländerk ner Mor
gestellt werden können. Ir schwieriger es ist, in Sachen der Kunst
Wiener Zeil
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unfehlbar zu urtheilen, desto dankbarer werde ich sein, auf
durch Ehrengaben und Preise ausgezeichnet wurden,
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Künstler aufmerksam gemacht zu werden, deren
indem nach dem Wortlaut und dem Geist des
wird. Dies
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Werke einen unbestreitbaren Vorzug vor anderen verdienen. Partei¬
Stiftbriefes hiebei nicht der Taufschein,
politische Rücksichten aber, welcher Art immer, wird die Kom¬
sondern literarische Leistungen maßgebend waren.
theil
mission von sich fernhalten müssen, wenn sie im Sinne des
Allerdings wäre es dem Curatorium leichter,
Stifters weiterwirken soll.
seine undankbare Aufgabe zu erfüllen. wenn
Das klingt ja wie eine Kundgebung erhabener Unparteilich¬
einzig und allein oder vorwiegend der Taufschein
keit, und es wird wohl auch nicht an „Freisinnigen“ fehlen, die
oder die Stammesangehörigkeit seine Ent¬
darum Herrn Hartel als edlen Vertreter der „Gleichberechtigung
scheidungen bestimmen könnte. Gegen den Vor¬
der Konfessionen“ verehren werden. Wer aber die Antwort des
wurf aber. Literaten mißliebigen Ursprungs vor
Unterrichtsministers nicht nur als Aeußerung zur konfessionellen
anderen zu begünstigen, kann das Curatorium
Aesthetik, sondern auch als ästhetische Konfession betrachtet, wird
die Thatsache schützen. daß den fünf in der Inter¬
gewahr, daß sich Herr Hartel völlig auf das geistige Niveau
pellation namhaft gemachten Dichtern 19 christ¬
der Interpellanten begeben hat. Er hält es wirklich für nöthig,
licher Confession mit dem Betrage von mehr als
sich mit einer Statistik zu rechtfertigen, in der er die „Literaten
30.000 Krenen gegenübergestellt werden können.
mißliebigen Ursprungs“ — die Bezeichnung ist köstlich — den
Je schwieriger es ist, in Sachen der Kunst un¬
Literaten angenehmeren Ursprungs gegenüberstellt, die der einen
fehlbar zu urtheilen, desto dankbarer werde ich
Gruppe zugeflossene Summe mit dem an die neunzehn „Dichter
sein, auf Künstler aufmerksam gemacht zu werden,
christlicher Konfession“ vertheilten Betrag vergleicht. Zum Schluß
deren Werke einen unbestreitbaren Vorzug vor
bittet er begütigend die Interpellanten, ihn auf Künstler —
anderen verdienen. Parteipolitische Rücksichten
natürlich angenehmen Ursprungs — aufmerksam zu machen
aber, welcher Art immer, wird die Commission
Wahrscheinlich wird von nun an Herr Prochazka nicht¬
von sich fernhalten müsser, wenn sie im
Amtsdiener, sondern auch Poeten in die Ministervorzimmer
Sinne des „Stifters we#ter wirken soll.
führen, und Herr Hartel wird vor Preisvertheilunge
raturgesverblichen Gutachten des Herrn Heilinar##
zu Ralbi