VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 23

Grillparzer-Preis
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Verleihung des Grikparzer=Preises an Artho“
Schnitzler.
Der Grillparzer=Preis, um den diesmal mehr
als hundert Amtoren in Bewerbung standen, wurde
geßtern trotz der im Curatorium, das zugleich als
Preisrichter=Collegium zu fungiren hatie, an
gelauchten Meinungverschiedenheiten
mi
Stimmeneinhelligkeit Dr. Arthu¬
Schnitzler für sein Bühnenwerk „Zwischen.
ramehen, einer Dichtung, die zum
Aire des Burgtheaters gehört.
Das aus den Herren Director Dr. Paul
Schlenther, Hofrath Dr. Burckhard
Schriftsteller Ludwig Hevesi und Professor
Erich Schmidt bestehende Preisrichter=Collegium
## Rittags unter Vorsitz des Hofrathes Professors
den Preis nach mehrstündiger lebhafter Debatte, in
der auch für Schönherr und Wildenbruch
plaidirt worden sein soll, Schnitzler zu.
Unmittelbar nach der Sitzung des Preis¬
richter = Collegiums, die in einem Saale der
Universität stattgefunden hatte, trat die philosophisch¬
historische Classe der Akademie der Wissenschaften
zn einer Sitzung zusammen, in welcher Hofrath
Dr. Jacob Minor über die getroffene Ent¬
scheidung der Preisrichter referirie. Nach dem aus¬
führlichen Reserate wurde die Entscheidung des
Preisrichter= Collegiums von der philosophisch¬
historischen Classe der Akademie der Wissenschaften
einstimmig genehmigt und Arthur
Schnitzler sonach der Grillparzer=Preis end¬
giltig zuerkannt.

Der Grillparzer=Preis, den diesmal also doch
ein „österreichischer Dichter davontrug,
wird“ von je drei zu drei Jahren am 15. Jänner,
demh Geburtstage Grillperzer's, verliehen. Zuletzt
ekam ihm Hartleben für „Rose
montag“.
Ueber den Verlauf der Sitzung gehen uns
folgende Mittheilungen zu: Den Vorsitz führte Hof¬
rath Minor, der eine Zuschrift Erich Schmidt's
vorlegte, welcher sein Fernbleiben entschuldigte. Un¬
aufschiebbare Berufsgeschäfte hatten ihn zurückgehalten
in Berlin. Erich Schmidt üvertrug diesmal sein
Stimmrecht nicht auf einen Wiener Preisrichter,
sondern hatte eine wohlmotivirte Kundgebung ein¬
geschickt, die sich eingehend mit Arthur Schnitzler be¬
schäftigte.
Es entspann sich eine sehr bewegte Debaite.
Einhundert sechsundachtzig Bühnen¬
werke lagen der Jurn vor. Alle möglichen Namen
tauchten auf und verschwanden. Mau nannte
Vollmöller, Hirschfeld, Halbe, Bern¬
stein, Bahr, Wildenbruch, Schönherr,
Fulda und Andere.
Wildenbruch war rasch abgethau. Er hatte
vor Jahren den Grillparzer=Preis mit seiner Dichtung
„Harold“ davongetragen. Diesmal mußie er wegen
der „Rabensteinerin“ eine herbe Keitik erfahren.
Gegen Schönherr wuede geltend gemacht, sein
Drama „Familie“ habe, bei aller Anerkennung
des ihm innewohnenden literarischen Werthes, keinen
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In der Debatte wurde die Frage erörtert, ob
der Grillparzer=Preis einem Dichter für seine
gesammte, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes
hervorgetretene Production oder einer bestimmten
Dichtung zuzuerkennen sei?
Es sielen diesbezüglich sehr interessante Be¬
merkungen.
Da nannte ein Preisrichter den Namen Arthur
Schnitzler und beschäftigte sich eingehend mit der
Persönlichkeit und dem literarischen Schaffen dieses
Mannes.
Das wur das Signal, jede weitere Discussion
einzustellen. Man begenete sich in der Auffassung, es
könne der Grillparzer=Preis keinem würdigeren
Dichter verliehen werden, als Schnitzler, der
Oesterreich zur Zierde gereiche.
Und einstimmig wurde die Entscheidung
gefällte